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Umsatzsprung von JA Solar: Solar-Aktie vor Trendumkehr?

Investments in chinesische Solar-Aktien sind nicht ohne Risiken. Nun hat JA Solar, einer der größten Solarmodulhersteller der Welt, vorläufige Quartalszahlen präsentiert. Und die sind gar nicht mal schlecht. Ist das nun ein Signal, bei der Aktie von JA Solar einzusteigen?


Im zweiten Quartal 2017 hat JA Solar aus Peking deutlich mehr produziert und entsprechend mehr Solarmodule und Solarzellen ausgeliefert (plus 88 Prozent bzw. plus 89 Prozent gegenüber 2016). Diese hatten eine Gesamtkapazität von 2.389,2 Megawatt (MW). Entsprechend kletterte der Umsatz des Konzerns auf nun 6,0 Milliarden chinesische Renminbi (RMB), umgerechnet 878,1 Millionen US-Dollar. Das ist ein Erlösanstieg von rund 61 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2016.

Dennoch ist die Bruttomarge im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, von 15,3 auf nun 12,9 Prozent.  Gegenüber dem ersten Quartal 2017 (11,7 Prozent) erhöhte sie sich aber.  Die Bruttomarge zeigt die Kosteneffizienz eines Unternehmens: Sie gibt den prozentualen Anteil des Umsatzes wieder, der nach Abzug aller Herstellungskosten verbleibt.

Ergebnis je Aktie bleibt konstant gegenüber 2016

JA Solar erwirtschaftete einen operativen Gewinn von 255,1 RMB (37,6 Millionen Dollar), nach 188,0 Millionen RMB oder 27,7 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Auch hier ging es also aufwärts. Das Ergebnis je Aktie lag bei 2,87 RMB bzw. 0,43 Dollar – damit blieb es exakt auf dem Niveau des zweiten Quartals 2016.

Von April bis Juni seien die Erwartungen übertroffen worden, sagte Baofang Jin, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) von JA Solar. "Eine robuste Nachfrage in China, die vor allem auf die anstehende Kürzung bei der Solarförderung zurückzuführen ist, hat unseren Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr beschleunigt." 

Geringere Nachfrage in China im zweiten Halbjahr

Allerdings rechnet Ji mit einer abgebremsten Nachfrage in China im zweiten Halbjahr (mehr über die Situation im chinesischen Solarmarkt erfahren Sie hier). Unklar sei zudem, wie es in den USA weitergehe. Hier steht eine Entscheidung von Präsident Donald Trump zu möglichen Solarmodul-Mindestimportpreisen aus. US-Unternehmen hatten eine Petition dazu eingereicht (zum Hintergrund-Bericht).


Verschuldung bleibt hoch

Den starken Ausbau der Jahresproduktion hat JA Solar mit hohen Schulden erkauft. Laut den vorläufigen Zahlen summierten sich die Verbindlichkeiten Ende Juni auf umgerechnet rund 911,1 Millionen US-Dollar. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf kurzfristig zu bedienende Darlehen. Dem standen nur rund 477,0 Millionen US-Dollar an flüssigen Mitteln gegenüber.

Schwacher Ausblick für drittes Quartal

JA Solar erwartet ein deutlich schwächeres drittes Quartal 2017, mit Produkt-Auslieferungen zwischen 1.600 und 1.700 MW. Für das Gesamtjahr hoben die Chinesen dennoch ihre Absatzprognose an, auf zwischen 6,5 und 7,0 Gigawatt (GW), vorher hatten sie zwischen 6,0 und 6,5 GW erwartet.

Dieser Anstieg dürfte auf das starke zweite Quartal zurückzuführen sein. Mit in der Prognose enthalten seien 100 bis 150 MW Solarmodule, die das Unternehmen in eigenen Projekten verbauen will. Dies sind deutlich weniger als die bisher prognostizierten 200 bis 250 MW.

Feuer in Solarzellenfabrik: Ermittlungen dauern an

Mitte Juli hatte ein Brand die Solarzellen-Fertigung von JA Solar am Standort Yangzhou in der Provinz Jiangsu beschädigt. Verletzt wurde dabei niemand, jedoch dürften durch den Schaden etwa 500 MW der für 2017 angepeilten Solarzellen-Kapazität wegfallen. Deshalb hat JA Solar die Prognose auf 6,5 GW gesenkt und wird dieses Defizit erst im ersten Quartal 2018 ausgleichen können. Die Chinesen erwarten eine Entschädigung von der Versicherung. Allerdings dauert die Suche nach der Ursache noch an.

Die Produktionskapazität bei Solarmodulen wird bis Jahresende auf 7,0 GW erhöht, zuvor hatte der Konzern 6,0 GW anvisiert. Bei den produzierten Solar-Wafern ändere sich nichts an der Prognose von 3,0 GW, hieß es aus dem Unternehmen.


Kurs der Solar-Aktie steigt, aber nicht genug

ECOreporter.de hatte bereits im Juni 2016 vom Investment in JA Solar abgeraten. Seitdem verbilligte sich die Aktie um 4,5 Prozent. Aber auch nur, weil sie an der Nasdaq nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen anzog: Sonst wären die Verluste für Aktionäre noch höher ausgefallen.

Auf Sicht eines Jahres notiert JA Solar um über 19 Prozent im Minus: Die Aktie kostete gestern vor Handelsschluss 6,22 US-Dollar, umgerechnet etwa 5,29 Euro (Stand: 22. August). Sie unterlag in den vergangenen zwölf Monaten starken Wertschwankungen von bis zu 70 Prozent.

Konzernchef Baofang Jin hat dem Verwaltungsrat des chinesischen Solarkonzerns im Juni ein weiteres Übernahmeangebot unterbreitet:  Jin will die ausstehenden Aktien zu je 6,80 US-Dollar je Aktie kaufen und damit das Unternehmen komplett übernehmen.  Derzeit laufen die Verhandlungen über die Offerte.

Fazit: Lieber Finger weg von der Solar-Aktie

Aktuell profitieren die Chinesen noch vom Solarboom im Heimatmarkt. Allerdings erwarten sie eine sinkende Nachfrage im zweiten Halbjahr. Das ist schlecht für JA Solar, weil der Konzern die im Gesamtjahr aufgepumpte Produktion von Solarzellen und -modulen ja auslasten können muss.

Auch in anderen Märkten zeichnet sich derzeit keine Entlastung ab: In den USA erschweren Importzölle auf chinesische Solartechnik das Geschäft, und unklar ist, wie es dort mit den Mindestimportpreisen weitergeht. In Europa bleibt die Nachfrage gering.

Die Gefahr weiterer deutlicher Kursrückgänge ist bei JA Solar auf mittlere Sicht groß, wie wir bereits in unserem Aktientipp von Mitte März 2017 herausgestellt haben.  Wir raten daher langfristig orientierten Anlegern von einer Beteiligung ab.

JA Solar Holdings Co. Ltd.: ISIN US4660902069 / WKN A1J87E
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