Anleihen / AIF

Spanien-Solarfonds in der Krise: Auch reconcept-Anleger warten weiter auf Ausschüttungen

Sonne satt, aber (vorerst) keine Ausschüttungen: Zahlreiche Anleger, die über geschlossene Fonds in spanische Solaranlagen investiert haben, werden langsam nervös: Weil die spanische Regierung die Einspeisevergütung auch rückwirkend gekürzt hat, fehlt den Fonds Geld. Wie viel von den ursprünglichen Prognosen des geschlossenen Solarfonds RE 01Solarpark La Carrasca übrig bleibt, ist ungewiss…  

Können die Bankenkredite noch bedient werden? Die neuen Regeln gelten nicht nur für Betreiber neuer Anlagen, sondern mittlerweile für alle ( mehr zur Neuregelung in Spanien lesen Sie  hier). Die Folge: Solarfonds wie zum Beispiel der RE 01Solarpark La Carrasca der reconcept GmbH aus Hamburg leisten trotz guter Stromerträge bis auf weiteres keine Ausschüttungen an ihre Anleger.  Ursprünglich sollten beispielswiese die Anleger dieses 2011 aufgelegten Fonds für 2013 eine Ausschüttung von fünf Prozent erhalten. Der Fonds investiert in eine Freiflächenanlage nahe Murcia im Süden Spaniens. Die Ausschüttung scheitert bislang am Veto der kreditgebenden Bank. Die hatte den Ausschüttungen wegen der energiepolitischen Reformen schon im Verlauf des vergangenen Jahres einen Riegel vorgeschoben (ECOreporter.de  berichtete).


Bank kommt vor Anleger
Das gilt bis heute, wie ECOreporter.de auf Nachfrage bei reconcept erfuhr: „Die Fremdkapital gebende Bank stellt weiterhin durch Ihr Vertragswerk sicher, dass trotz veränderter Einspeisebedingungen in Spanien zuerst und vorrangig das Darlehen für den Solarpark mit Zins- und Tilgungsleistung bedient werden muss. Dies hat der Solarpark bisher auch pünktlich geleistet. Nach unserer aktuellen Prognose kann der Solarpark dies trotz veränderter Einspeisebedingungen auch für die Zukunft tun. Damit hebt er sich von vielen anderen Solarprojekten in Spanien positiv ab“, erklärt eine Sprecherin der reconcept GmbH. An der Situation der Anleger hat sich wenig geändert: „Inwiefern der Solarfonds aber auch Ausschüttungen an die Anleger vornehmen kann, können wir aktuell noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, da die Anwendung und praktische Umsetzung des rückwirkend veränderten Einspeisegesetzes gerade in diesen Monaten erst mit Leben durch die spanischen Behörden gefüllt wird“, so die Sprecherin. So seien Abrechnung und Auszahlung von Stromerträgen noch nicht abschließend von den spanischen Behörden geklärt. „Eine erste Einschätzung ist, dass der Solarfonds sicherlich nicht in der prognostizierten Höhe von fünf Prozent ausschütten können wird“, sagt sie.


reconcept zufolge haben 47 Anleger zusammen 3,1 Millionen Euro in den geschlossenen Solarfonds RE01 Solarpark La Carrasca investiert. Das geplante Laufzeitende der Beteiligung ist 2036. Erstmals kündbar ist die Beteiligung 2035. Die Abschlussausschüttung sollte inklusive des zurückerstatteten Anlagekapitals 306 Prozent erreichen. Die Prognose basierte auf staatlichen Garantien für 25 Jahre Einspeisevergütung, die heute so nicht mehr gelten. Dazu, wie viel Rendite die Anleger über die gesamte Fondslaufzeit nun noch erhalten können, sei derzeit keine Aussage zu treffen, heißt es bei reconcept: „Alle Hochrechnungen auf so viele Jahre nach vorn wären aktuell viel zu ungenau, da wir uns bereits durch die Arbeitsweise der spanischen Behörden schwertun, die nahe Zukunft genauer zu bestimmen“, beteuert die Sprecherin des Emissionshauses.


„Rückabwicklung ausgeschlossen“ – Klage gegen den Staat angekündigt

Trotz der schwierigen Lage in der sich der Fonds aktuell befindet, sei eine Rückabwicklung ausgeschlossen: „Dafür gibt es überhaupt keine Grundlage. Vielmehr arbeiten wir mit unseren Kunden an Gedankenmodellen, wie wir diese schwierige Situation zusammen meistern können“, betont die Unternehmenssprecherin. Darüber, dass die spanische Regierung die Sparschrauben weiter anziehen und dabei die Vergütung für Solarstrom weiter beschneiden könnte, mag das Hamburger Emissionshaus nicht spekulieren.

Rechtsexperten sehen im Umgang der spanischen Regierung mit der Einspeisevergütung für Erneuerbare-Energien-Anlagen einen Verstoß gegen geltendes europäisches Recht. Wie viele andere größere internationale Investoren, will auch das Emissionshaus reconcept vor diesem Hintergrund rechtliche Schritte einleiten: „Unsere Geschäftsführung hat sich in Übereinstimmung mit den Kunden des Fonds dazu entschlossen zu klagen. Wir haben uns für eine Sammelklage vor dem europäischen Gerichtshof gegen den spanischen Staat entschieden“, sagt die Unternehmenssprecherin.  Lesen Sie auch diesen  ECOanlagecheck zum geschlossenen Fonds RE01 Solarpark La Carrasca.
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