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In der Hand der Bank? - Warum die Ausschüttungen an die Anleger eines deutschen Solarfonds trotz guter Stromerträge ungewiss sind

Kaum irgendwo in Europa sind die natürlichen Bedingungen für Solarstromproduktion so gut wie in Spanien. Die Finanzkrise und der rigorose Sparkurs der Regierung haben Spanien dennoch innerhalb weniger Jahre zum Albtraumland für Solarfonds-Anleger werden lassen.

Geschlossene Fonds, die in spanische Photovoltaikanlagen investiert sind, machen ihren Anlegern kaum Freude. Das gilt unter Umständen auch für Beteiligungen, deren Anlagen bereits seit mehreren Jahren zuverlässig Strom produzieren. Wie kann das sein? Dieser Frage geht ECOreporter.de am Beispiel des geschlossenen Solarfonds RE 01Solarpark La Carrasca der reconcept GmbH aus Hamburg nach. Der Solarpark La Carrasca- ist eine Freiflächenanlage mit knapp zwei Megawatt Leistungskapazität im südspanischen Murcia. Obwohl diese Solaranlage 2012 besser lief, als kalkuliert und auch die Umsätze die Prognose deutlich übertrafen, verbuchte die Fondsgesellschaft nur ein Viertel der ursprünglich anvisierten Einnahmen. Ob die Anleger die erste angekündigte Ausschüttung von 5 Prozent in 2013 wie prognostiziert bekommen werden, ist „noch nicht entschieden.“ Das erfuhr ECOreporter.de auf Nachfrage.

Bank blockiert Fondseinnahmen aus der Stromproduktion

Das Emissionshaus reconcept veröffentlichte für 2012 eine Leistungsbilanz seiner Wind- und Solarfonds. Demnach produzierte der Solarpark La Carrasca 2012 in Südspanien 3.544 Megawattstunden (MWh) Sonnenstrom. Damit übertraf die Anlage die Erwartungen der Fondsinitiatorin um neun Prozent. Daraus resultierte mit 987.000 Euro 14 Prozent mehr Umsatz als vorab kalkuliert. Dass der Fonds 2012 trotzdem 85 Prozent weniger eingenommen hat, als prognostiziert, ist laut reconcept eine Folge der energiepolitischen Reformen im Zeichen der Finanzkrise. „Die Einnahmen auf Ebene der Fondsgesellschaft resultieren hauptsächlich aus Ausschüttungen der Betreibergesellschaft“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Diese habe bislang jedoch nichts an den Fonds ausgeschüttet, weil die finanzierende Bank dafür kein Einverständnis gegeben habe. Die Bank wiederum habe ihre Zustimmung noch nicht gegeben, weil Spaniens Regierung die Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien verändert habe und im Januar 2013 eine Steuer auf Erträge aus jeglicher Stromproduktion erhoben habe. Darum, wie Strom aus Erneuerbaren Energien künftig in Spanien vergütet werden soll, wird derzeit heftig gestritten (ECOreporter.de berichtete). Sicher scheint nur, dass die seit Monaten ausgesetzte feste Einspeisevergütung durch ein anderes System ersetzt werden wird. Spaniens Regierung will ein Auktionsmodell durchzusetzen, wobei diejenigen Bauherren den Zuschlag bekommen, die bei der Ausschreibung den günstigsten Strompreis in Aussicht stellen. Dagegen wehrt sich der spanische Photovoltaikverband ANPIER auch juristisch.


Neuregelungen wie diese treffen ältere Solarparks wie La Carrasca (Inbetriebnahme im Sommer 2011) nur zum Teil; etwa durch die zu Jahresbeginn 2013 eingeführte Steuer auf Stromerträge. Hinzu kommt: Das gesamte Vergütungssystem ist im Begriff, umgekrempelt zu werden. Deshalb bleibt bis auf Weiteres offen, was auf die Betreiber älterer Anlage zukommt. Die Bank des Fonds blockiert also vorsorglich die Ausschüttung der Einnahmen an die Anleger. Die Liquiditätsreserven seien daher deutlich unter das prognostizierte Soll gefallen, erläutert die Unternehmenssprecherin.

Künftige Ausschüttungen ungewiss

Dem Emissionshaus reconcept zufolge haben 47 Anleger zusammen 3,1 Millionen Euro in den geschlossenen Solarfonds RE01 Solarpark La Carrasca investiert. Der 2011 aufgelegte Fonds ist auf 25 Jahre angelegt und erstmals 2035 kündbar – also ein Jahr vor dem geplanten Laufzeitende. Laut der ursprünglichen Kalkulation sollten die Einkünfte aus der Stromerzeugung den Investoren ab 2013 ansteigende jährliche Ausschüttungen bescheren. Gestartet werden sollte mit 5 Prozent. Die Abschlussausschüttung sollte inklusive des zurückerstatteten Anlagekapitals 306 Prozent erreichen. Die Prognose basierte auf staatliche Garantien für 25 Jahre Einspeisevergütung, die heute so nicht mehr gelten. Ob und wann der Fonds Ausschüttungen leistet und wie hoch sie dann ausfallen, das ist deshalb offen: „In welcher Höhe Ausschüttungen künftig möglich sein werden. hängt von der konkreten Ausgestaltung der neuen Vergütung ab – und wie sich die finanzierende Bank dazu verhält“, erklärt die Fondsinitiatorin dazu. Allerdings sei „grundsätzlich davon auszugehen, dass der Solarpark auch unter der Neuregelung Finanzüberschüsse erzielen wird.“ Alles weitere dazu sei derzeit jedoch nicht bestimmbar.

Insolvenz: Solarpark-Betreiber ein Opfer der Branchenkrise

Ohnedies war 2012 für den Fonds RE01 Solarpark La Carrasca ein sehr bewegtes Betriebsjahr mit einigen Widrigkeiten. So fiel die ursprüngliche Betreibergesellschaft Siliken SA der Krise in der Solarbranche zum Opfer und musste im dritten Quartal 2012 Insolvenz anmelden. Dieser Solarkonzern hatte die Freiflächenanlage errichtet und die Technik dazu geliefert. Wegen der Pleite musste der Fonds zu einer neuen Betreibergesellschaft wechseln. Die Wahl fiel auf die ebenfalls spanische Global Energy Services SA. Immerhin war das Unternehmen reconcept zufolge zuvor ein Subunternehmer der insolventen Siliken SA. Daher kenne die Gesellschaft den Solarpark gut.
Lesen Sie auch diesen ECOanlagecheck zum geschlossenen Fonds RE01 Solarpark La Carrasca.    

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