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Weltweiter Solarboom hält an - wo sind die stärksten Märkte?

Das Wachstum des weltweiten Photovoltaikmarktes wird sich sowohl beschleunigen als auch verstetigen. Das sagen Experten in einer aktuellen Marktstudie voraus. Wenn es so kommt, würden Solarhersteller und ihre Aktionäre nicht nur mit steigenden Einnahmen davon profitieren. Das Risiko von starken Nachfrageschwankungen, wie es sie in den letzten Jahren gab, würde auch deutlich verringert und damit wohl auch das Risiko von extremen Kursschwankungen ihrer Aktien.

Die US-amerikanische Beratungsgesellschaft IHS Inc. analysiert bereits seit Jahren die Entwicklung im internationalen Solarmarkt. Dieser war bislang davon geprägt, dass einzelne Märkte die globale Nachfrage dominierten. So etwa Deutschland, das aufgrund attraktiver Solarstromtarife im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Photovoltaikkapazität über viele Jahre stark steigerte und so als Wachstumslokomotive den Weltmarkt für Soalrtechnik dominierte. Infolge massiver Einschnitte hat die Bundesrepublik diese Vorreiterrolle verloren. Auch andere Solarmärkte in Europa, etwa Italien, verzeichnen nun eine deutlich geringere Nachfrage für Solartechnikals noch vor wenigen Jahren. Zwar stieg die weltweite Solarstromkapazität dennoch weiter, vor allem weil die asiatischen Absatzmärkte Japan und vor allem China in die Bresche sprangen und dort ein Photovoltaikboom für hohe Nachfrage sorgte. Doch die starke Abhängigkeit der Solarhersteller von wenigen bestimmenden Absatzmärkten barg immer hohe Unternehmensrisiken. Doch nun sagen die Experten von IHS voraus, dass immer mehr Solarmärkte eine hohe Nachfrage entwicklen werden. Bis 2019 werde die Anzahl von Einzelmärkten mit einer jährlichen Nachfrage für Solartechnik im Umfang von mindestens einem Gigawatt (MW) auf elf Länder ansteigen.

Ohnehin sagen die Autoren der IHS-Studie ein starkes Wachstum des globalen Solarmarktes voraus. Nach ihren Berechnungen können die Solarhersteller damit rechnen, dass die Nachfrage im Weltmarkt von 2014 bis 2019 um 66 Prozent ansteigt. Bis dahin werde sich die jährliche Nachfrage für Solartechnik auf 75 Gigawatt (GW) erhöhen. Dabei werde der Anteil von Dünnschicht-Solarmodulen weiter schrumpfen, von zuletzt acht Prozent auf nur noch sieben Prozent. Davon ist vor allem First Solar aus den USA betroffen. Der weltweit größte Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen beliefert vor allem große Solarparks. Seine Module sind zwar billiger als Solarmodule auf Basis des Rohstoffs Silizium, auf die die überwältigende Mehrheit der globalen Fertigung entfällt, aber auch weniger leistungsstark. Bei Großprojekten an sonnenreichen Standorten fällt dieser Nachteil nicht ins Gewicht, wohl aber der Kostenvorteil. Weil sich aber Silizium-Solarmodule massiv verbilligt haben und laut IHS weiter verbilligen werden, verringert sich dieser Kostenvorsprung. Schon jetzt verbaut First Solar immer mehr Module in Photovoltaikprojekten, die der Konzern selbst umsetzt und bemüht sich so, die schwindende Nachfrage von Kunden aufzufangen.

Die IHS-Studie prognostiziert, dass der durchschnittliche Verkaufspreis von kristallinen Standardmodulen zwischen 2015 und 2019 um 27 Prozent auf 0,45 Dollar (0,42 Euro) pro Watt sinken wird (hier  gelangen Sie zu einem Beitrag über die aktuellen Preise für Solarmodule).

In Asien wird die Nachfrage besonders hoch ausfallen

Die Marktforscher erwarten zwar, dass das globale Wachstum des internationalen Solarmarktes sich verbreitern wird. Sie stellen in ihrer neuen Analyse aber auch klar, dass weiterhin einzelne Märkte die größte Nachfrage für Solartechnik stellen werden. Das gelte allen voran für China, wo in den beiden letzten Jahren jeweils Solarmodule mit über zehn GW Gesamtkapazität neu errichtet wurden und für 2015 sogar rund 15 GW als Zielmarke anvisiert werden (wir  berichteten). Auf die Volksrepublik werde gemeinsam mit Japan, dem Solarmarkt mit der zuletzt weltweit zweitgrößten Nachfrage für Solartechnik, die Hälfte des bis 2019 prognostizierten Wachtums entfallen, heißt es in dem Report. Das sind gute Nachrichten vor allem für die chinesischen Solarhersteller, die vor allem Kunden in Asien beliefern, aber auch für Canadian Solar und SunPower aus Nordamerika, die stark auf Japan setzen. Als weitere Märkte mit besonders hoher Nachfrage bis 2019 nennen die IHS-Experten die USA und Großbritannien, das in Europa die führende Rolle Deutschlands inzwischen übernommen hat.

Konkret sagt die IHS-Studie voraus, dass in China bis 2019 eine Nachfrage von über 80 GW entstehen wird. Es folgen Japan mit rund 45 GW und die USA mit rund 37 GW prognostizierter neuer Photovoltaikkapazität. Zum Vergleich: in Deutschland ist weltweit so viel Solarstromkapazität am Netz wie nirgends sonst. Dennoch summiert sie sich insgesamt erst auf rund 37 GW. Laut den IHS-Experten werden in der Bundesrepublik bis 2019 rund 13 GW neu dazu kommen. Das entspricht auch in etwa den Zielen der Bundesregierung. Großbritannien dürfte laut der Studie von IHS in diesem Zeitraum rund 23 GW zuelgen, Italien als drittgrößter Markt in Europa rund acht GW vor Frankreich mit rund sechs GW.

Die Marktforscher kommen in ihrer Analyse zu dem Ergebnis, dass der erwartete enorme Nachfragezuwachs den Solarherstellern in die Karten spielt. Es zeichne sich eine Verschiebung hin zu einem Anbietermarkt ab. Die Hersteller würden ihre Produktionskapazitäten wohl kaum so stark ausbauen wie die weltweite Nachfrage wachse. Das stärke ihre Verhandlungsposition gegenüber den Kunden. Ein starker Preisverfall wie noch vor wenigen Jahren sei damit vorerst nicht wieder zu erwarten.
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