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Vestas verharrt in der Verlustzone – CEO ausgetauscht

Der Windradhersteller Vestas schreibt weiter tiefrote Zahlen. Speziell das zweite Quartal 2013 ist nicht besonders gut verlaufen. Sowohl der Umsatz als auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf Jahressicht deutlich rückläufig.  Das erste Halbjahr beendeten die Dänen zwar ebenfalls mit weniger Umsatz, dafür ging hier aber auch der Verlust im operativen Geschäft zurück. Der bisherige CEO Ditlev Engel wurde entlassen. Ab dem 1. September 2013 wird er durch Anders Runevad, bisher noch Sony Ericsson Schweden, ersetzt. Bis dahin soll die Vize-Präsidentin und Finanzchefin Marika Fredriksson den CEO-Posten interimsweise übernehmen, hieß es.

An der Börse wurden die Nachrichten aus der Vestas-Konzernzentrale in Århus offenbar positiv aufgenommen, denn  die Vestas-Aktie legte heute bis 12:21 Uhr 1,4 Prozent an Wert zu und notierte bei 14,42 Euro. Damit war sie 8,5 Prozent teurer als vor einem Monat und hat sie auf Jahressicht 224 Prozent zugelegt.

Der nun veröffentlichten Zwischenbilanz zufolge ist der Halbjahresumsatz von Vestas um 15,6 Prozent auf 2,28 Milliarden Euro geschrumpft. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 2,71 Milliarden Euro Umsatz gewesen. Der  EBIT-Verlust nach Sondereffekten im Zusammenhang mit der seit zwei Jahren laufenden Sanierung reduzierte sich von 227 Millionen auf 131 Millionen Euro. Der Nettoverlust der ersten sechs Monate kletterte wiederum auf 213 Millionen Euro nach 170 Millionen Nettoverlust im Vorjahreszeitraum. Dazu trugen hohe Kosten für die laufende Restrukturierung bei, durch die der Konzern die Produktionskosten stark verringern will.

Das zweite Quartal 2013 beendete Vestas mit 1,18 Milliarden Euro Umsatz. Gemessen am Vorjahresquartal ist das ein Rückgang um 26 Prozent. Nach Sondereffekten verbuchte  der weltweit größte Hersteller von Windkraftanlagen für das zweite Quartal 2013 neun Millionen Euro EBIT-Verlust nach 18 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Der Nettoverlust dieses Zeitraums vervielfachte sich. 62 Millionen Euro Defizit im zweiten Quartal 2013 stehen acht Millionen Euro Nettoverlust im Vorjahreszeitraum gegenüber.

Außerdem nahm Vestas eine massive Wertberichtigung auf den Auftragsbestand zum 30.6. 2013 vor. Aufgrund der Unsicherheit bei einzelnen Kunden korrigierte die Unternehmensführung den Wert des Auftragsbestands aus dem Turbinen-Geschäft zum 30. Juni um 400 Millionen Euro auf 7,1 Milliarden Euro. Das Segment Service und Wartung steuerte 5,9 Milliarden Euro zu dem Auftragsbestand bei. Gemessen am Vorjahr sei der Gesamtauftragsbestand trotz der Wertberichtigung um 600 Millionen Euro auf 13 Milliarden Euro angestiegen, betonte das Unternehmen.

Positiv entwickelte sich auch der Cashflow von Vestas. Hier gelang die Rückkehr ins Plus. Nach 338 Millionen Euro Defizit in dieser Bilanzposition schlagen nun positive 197 Millionen Euro Cashflow zu Buche.  Die Restrukturierung werde trotz der Entlassung des bisherigen CEO planmäßig weitergeführt. Die wesentlichen Prognosen für das Gesamtjahr 2013 bleiben ebenfalls bestehen, teilt Vestas mit. Der Gesamtjahresumsatz werde demnach wohl 5,5 Milliarden Euro erreichen.  Die EBIT-Marge soll auf ein Prozent kommen. Die Auslieferungen von Windrädern werde wie bisher veranschlagt zwischen 4.000 und 5.000 Megawatt (MW) liegen.

Scheidender CEO unter Druck von Großanlegern

Ditlev Engel war seit 2005, also für knapp acht Jahre, an der Spitze von Vestas tätig. Der Aufsichtsratsvorsitzende Bert Nordberg dankte Engel Engel zwar ausdrücklich für dessen Engagement in dieser Zeit – speziell im Zusammenhang mit der Sanierung von Vestas. Für Marktbeobachter besteht jedoch kein Zweifel daran, dass Vestas mit der Demission Engels die Konsequenzen daraus zieht, dass Vestas seit zwei Jahren tiefrote Zahlen schreibt.
Zuletzt war auch der Druck von Seiten einiger Großinvestoren auf Engel deutlich gestiegen. In einer aktuellen Auseinandersetzung um Schadenersatzansprüche wird Engel neben neun anderen amtierenden und ehemaligen Vorständen für Managementfehler verantwortlich gemacht, die 2010 und 2011 passiert sein sollen und einer Reihe von Großinvestoren großen finanziellen Schaden beschert haben sollen (ECOreporter.de berichtete). Wie Engels Nachfolger kam auch der Vestas-Aufsichtsratschef von einst vom Telekommunikationsriesen Sony Ericsson zu Vestas.

Trotz des starken Kuszuwachses ist die Aktie von Vestas noch immer günstig bewertet. Kurse jenseits der Marke von 20 Euro erscheinen für das kommende Jahr durchaus erreichbar. Von 2006 bis 2011 notierte die Aktie immer höher. Ein Höchstkurs von über 80 Euro wie vor dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise ist natürlich vorerst nicht in Sicht. Damals ging Investoren das Geld für geplante Windkraftprojekte aus und Windradhersteller konnten nicht mehr so viele Anlagen verkaufen wie angenommen. Über Jahre hinweg haben Überkapazitäten im Weltmarkt die Geschäfte von Vestas belastet. Das Unternehmen konnte die daraus resultierenden Kosten nicht durch Einsparungen wettmachen. Nun aber dreht sich der Trend: Experten gehen von einer weltweit steigenden Nachfrage für Windräder aus. Davon dürfte Vestas als Marktführer mit Präsenz in besonders vielen Märkten stark profitieren. Dass sich der Auftragsbestand bereits im laufenden Jahr gut entwickelt, ist ein Anzeichen dafür.

Der Konzern hat sich verschlankt, ohne an Schlagkraft in wachstumsträchtigen Märkten zu verlieren. Mit dem Austausch des CEO ist das Unternehmen jetzt auch an der Spitze neu aufgestellt. All dies spricht für eine positive Entwicklung, die zwar im aktuellen Aktienkurs zum Teil schon eingepreist ist. Der Anteilsschein hat aber immer noch Luft nach oben. Denn das starke Marktgewicht von Vestas dürfte sich erst in den kommenden Jahren wieder stärker positiv auf die Bilanz des Unternehmens auswirken. Daher raten wir langfristig ausgerichteten Investoren zum Kauf der Aktie.
Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WIKN 913769
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