Nachhaltige Aktien, Meldungen

Verstößt Gamesa in Mexiko gegen Menschenrechte?

Der spanische Windkraftkonzern Gamesa setzt stark auf die wachstumsträchtigen Windmärkte in Lateinamerika. In Mexiko gehört das Unternehmen aus dem Baskenland zu den Marktführern und hat es jetzt einen weiteren Vertriebserfolg erzielt. Zugleich steht der Konzern für die Beteiligung an Projekten in der Kritik, die offenbar gegen den Protest von indigenen Gruppen durchgesetzt werden. Ein prominenter nachhaltiger Investor aus Deutschland hat Gamesa nach seinen Angaben vergeblich um Stellungnahmen dazu gebeten und sich entschlossen, die Beteiligung an dem Windkraftkonzern abzustoßen.

Gamesa gab heute bekannt, dass die Projektentwickler Mexico Power Group and First Reserve bei dem Unternehmen Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 130 Megawatt (MW) bestellt haben. Sie seien für den Windpark La Bufa geordert worden. Dieser werde in der mexikanischen Provinz Zacatecas umgesetzt. Die Spanier sollen die 65 Windräder in 2016 ausliefern und errichten. Nach ihren Angaben wird der erzeugte Windstrom dann von Fabriken abgenommen, die der deutsche Volkswagen-Konzern in Puebla und in Silao betreibt.

Gamesa hat nach eigenen Angaben bereits Windräder mit einer Gesamtkapazität von 1.700 MW in Mexiko aufgestellt. Mexiko gehört zu den Staaten in Lateinamerika mit den ehrgeizigsten Klimaschutzzielen. Die Regierung will in den kommenden Jahren den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren und dabei einen Schwerpunkt auf Windenergie legen. Bis Ende 2014 verfügte Mexiko erst über eine Windkraftleistung von insgesamt 2,5 Gigawatt (GW). Die mexikanische Regierung strebt einen Ausbau auf zehn GW bis 2018 an. Das Land bietet unter anderem aufgrund seiner langen Küstenlinien entlang des Atlantik und des Pazifik hervorragende natürliche Bedingungen für die Produktion von Windenergie.

Doch offenbar wird bei der Umsetzung von Windkraftprojekten zuweilen keine Rücksicht auf die Interessen von indigenen Gruppen genommen. Medienberichten laufen Indianer immer wieder Sturm gegen große Windkraftprojekte. So etwa im Süden des Landes, im Bundesstaat Oaxaca, wo Indianerstämme ihre traditionelle Lebensweise durch die Eingriffe in der Küstenregion gefährdet sehen, die erforderlich sind, um dort große Windparks umzusetzen. In dieser Region hat der heftige Widerstand der Einheimischen gegen einen auf 396 Megawatt angelegten Windpark dazu geführt, dass die dänische Vestas Wind Systems das Projekt nicht umsetzen konnte (wir  berichteten). Die Investoren, zu denen neben dem niederländischen Pensionsfonds PGGM auch die japanische Mitsubishi und die australische Bank Macquarie gehörten, gaben es schließlich auf. Doch Medienberichten zufolge wollen nun andere Investoren einen neuen Anlauf nehmen und Gamesa soll dafür die Windräder liefern.

Die Spanier hatten 2014 bereits einen Windpark in Oaxaca mit einer Gesamtkapazität von 74 MW (MW) mit Anlagen ausgerüstet. Kurz darauf vergab der ebenfalls spanische Versorger Iberdrola, für den Gamesa bereits viele Windparks ausgerüstet hat, einen weiteren Großauftrag für Windräder, die im Bundesstaat Oaxaca umgesetzt werden sollen. Medienberichten zufolge sind die Indianer-Proteste gegen diese Windkrftprojekte zuletzt in gewalttätige Auseinandersetzungen eskaliert. Die Murphy&Spitz Nachhaltige Vermögensverwaltung aus Bonn ist ein Pionier des nachhaltigen Investments und war nach eigenen Angaben in Gamesa investiert. Wie Andrew Murphy, Mitgründer des Unternehmens und Leiter der Vermögensverwaltung, gegenüber ECOreporter.de erläuterte, bestehe der Verdacht einer Verletzung der ILO-Konvetion 169, welche u.a. die Partizipation indigener Völker vorsieht, wenn deren Rechte oder Gebiete durch wirtschaftliche Aktivitäten betroffen sind. In Oaxaca würden Windenergieanlagen in einem Reservat für indigene Völker gebaut. Murphy dazu: „Gamesa verweigert sich einem Dialogprozess seit August. Dieses wird von unserem Anlageausschuss als gravierend eingeschätzt.“ Die Konsequenz: Trotz guter Wertentwicklung der Aktie habe man die Beteiligung verkauft.

Gamesa Corp. Tecnologica: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
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