Erneuerbare Energie

Studie belegt Bedeutung von Bürgerenergieprojekten

Fast die Hälfte der in Deutschland insgesamt installierten Ökostrom-Leistung von 73 Gigawatt befindet sich in Bürgerhand. Diese Erneuerbare-Energie-Projekte stärken die lokale Wertschöpfung mit Milliarden-Investitionen. Das stellt eine Studie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) fest. Der Naturstromanbieter Greenpeace Energy hat sie zusammen mit dem Bündnis Bürgerenergie e.V. in Auftrag gegeben und heute in Berlin vorgestellt.

Der Studie zufolge summierte sich die Wertschöpfung von Projekten zur regenerativen Energieerzeugung, die Bürger besitzen oder finanziert haben, im untersuchten Jahr 2012 auf bis zu 5,3 Milliarden Euro. Das eingesetzte Geld blieb dabei zu großen Teilen im lokalen Wirtschaftskreislauf. „Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wirkungen der Bürgerenergie sind vor für allem für ländliche und strukturschwache Regionen enorm wichtig“, erläuterte dazu Studienleiterin Eva Hauser.

Die Akteure der Bürgerenergie können der Studie zufolge Ökostrom-Anlagen häufig günstiger errichten als große, profitorientierte Marktteilnehmer. Dies zum Beispiel, weil sie einen Teil der anfallenden Kosten durch ihre ehrenamtliche Arbeit vermeiden. Häufig würden Projekte sogar ausschließlich durch lokale Akteure verwirklicht, weil große Konzerne die für sie entstehenden, relativ hohen Kosten bei kleinen Anlagen scheuten. Aufgrund der Veränderungen bei der staatlichen Förderung bestehe die Gefahr, dass solche Bürger-Projekte künftig nicht mehr zustande kommen und damit ihre vielfältigen positiven Effekte verlorengehen.

Die Bundesregierung will bis 2017 die bisherige Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) komplett umstellen. Bislang gelten für Strom aus regenerativen Quellen feste Einspeisetarife, und das 20 Jahre ab Netzanschluss. Im EEG wird die Höhe der Tarife einheitlich festgelegt. In Zukunft sollen die Preise für Grünstrom jedoch über Ausschreibungen festgelegt werden. Seit dem Frühjahr 2015 erprobt die Bundesnetzagentur mit Pilotausschreibungen dieses Modell für große Solaranlagen (hier erfahren Sie mehr darüber). Kritiker sehen hier Bürgerprojekte im direkten Wettbewerb benachteiligt. Denn anders als Großkonzerne können sie Kosten und Risiken einer Ausschreibung meist nicht auf mehrere Projekte verteilen. „Die Bürgerenergie braucht deshalb Ausnahmen vom Ausschreibungs-Prinzip“, sagt dazu Marcel Keiffenheim, Aufsichtsrat beim Bündnis Bürgerenergie und Leiter Politik und Kommunikation bei der Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy.
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