Erneuerbare Energie

Experten sehen Branche der Erneuerbare Energien weiter auf Wachstumkurs - aber mit Einschränkungen

In den kommenden Jahren wird die weltweite Energiewende einen starken Schub erfahren. Vor allem in den Schwellenländern werden immer mehr Anlagen vor allem für die Produktion von Wind- und Sonnenenergie errichtet werden. Nach 2020 dürfte dann insbesondere Afrika ein wachstumsstarker Markt für alternative Energie werden. Das geht aus Einschätzungen von Experten hervor. In diesem Jahr dürfte der Ausbau der Photovoltaik weltweit bereits höher ausfallen als bislang angenommen.

Schon seit Jahren verlagert sich der globale Schwerpunkt der Photovoltaik nach Asien und hier vor allem nach China. Die zuständige Nationale Energiebehörde der Volksrepublik hat erst vor kurzem das Photovoltaik-Ausbauziel für 2015 auf 23,1 Gigawatt (GW) deutlich angehoben (wir  berichteten). Demnach dürfte in China im laufenden Jahr mehr als doppelt so viel Solarstromkapazität neu ans Netz gehen als in den beiden Jahren zuvor. Kein anderer Solarmarkt erreicht auch nur annähernd einen solchen Zuwachs. Dieses Tempo wird China nach Berechnungen der Nationalen Energiebehörde weiter halten: Sie geht davon aus, dass in China auch in den kommenden Jahren jeweils  rund 20 GW neu errichtet werden dürfte.

Demnach könnte das Land bis 2020 eine installierte Photovoltaikkapazität von über 140 GW erreichen. Zum Vergleich: derzeit ist Deutschland der weltweit größte Solarstrommarkt mit einer Gesamtkapazität von insgesamt rund 39 GW. Doch hier dürften im laufenden Jahr insgesamtnur rund 1,5 GW neu installiert werden, so das China der Bundesrepublik den internationalen Spitzenplatz schon zum Jahreswechsel abnehmen wird.

Unter anderem weil der chinesische Solarmarkt noch stärker wächst als bislang angenommen, hat das US-amerikansiche Marktforschungs-Unternehmen IHS aus Englewood in Colorado jetzt seine Jahresprognose für den weltweiten Photovoltaikmarkt nach oben angepasst. Seine Experten erwarten für 2015 eine weltweit installierte Photovoltaik-Leistung von 59 GW statt 57 GW wie bisher prognostiziert. Das wäre gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um ein Drittel. Eine solche Zuwachsrate hatte der Weltmarkt zuletzt 2011 erreicht, kurz bevor die Euro-Krsie das Wachstum der Photovoltaik in Europa ausbremste. Seither wurde die Solarförderung in Europa stark zurückgefahren. Dies und weitere Faktoren führten zu einem großen Überangebot von Solartechnik im Weltmarkt. Die Preise für Solartechnik verringerten sich seither so massiv, dass es auch in armen Weltgegenden möglich geworden ist, stark in Photovoltaik zu investieren. Zumal dort die Solarförderung deutlich verbessert wurde. Das Gewicht der Schwellenländer im Weltmarkt für Photovoltaik hat deshalb enorm zugenommen.

Dem weltweiten Solarmarkt droht ein Wachstumsknick in 2017

Die Marktforscher von IHS begründen ihre gesteigerte Zuversicht für das laufende Jahr insbesondere mit dem starken Zubau in China. Auch ihre Prognose für 2016 haben sie aufgrund der Entwicklung in der Volksrepublik um zwei GW angehoben auf 65 GW. Dass sich nach ihrer Annahme das Wachstum des Weltmarktes dennoch auf rund zehn Prozent abgeflachen wird erklären sie vor allem damit, dass die Steuervergünstigungen für Photovoltaikinvestmens Ende 2016 massiv veringert werden. Das reduziere das Interesse an Soalrinvestments in dem Solarmarkt mit dem zuletzt nach China und Japan drittstärkstem Jahreswachstum. Dennoch wird der weltweite Photovoltaikmarkt laut IHS im kommenden Jahr insgesamt die Marke von 300 GW übersteigen. Nach einer Wachstumsdelle in 2017 infolge der verringerten Solarförderung in den USA rechnen die Marktforscher dann für 2018 und 2019 mit einem weiteren Wachstumsschub. Vor allem weil dann in jungen Märkten wie Indien verstärkt in Soalrstromanlagen investiert werde, könne dann die neu installierte Leistung pro Jahr auf mehr als 70 GW ansteigen. Auch andere Marktforscher rechnen für 2017 mit einem Einbruch beim Wachstum des weltweiten Photovoltaikmarktes. Mehr darüber und was das für börsennotierte Solarkonzerne bedeutet, erfahren Sie im  ECOreporter-Bericht von Ende September 2015.

Auch die Windkraft boomt weltweit

Sehr gut entwickelt sich in 2015 auch der globale Windmarkt. Laut dem Weltwindkraftverband, der World Wind Energy Association (WWEA), wurde in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 17 Prozent mehr neue Windkraftkapazität installiert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das Gesamtjahr erwartet die WWEA einen Zubau von zusammen 58 GW nach einem Zuwachs von 50 GW in 2014. Die globale Windkraftkapazität würde sich demnach Ende 2015 auf 428 GW belaufen. Auch hier ist China mit einem Anteil von rund 125 GW der dominierende Markt, doch mit Indien und Brasilien zählen auch bei der Windkraft Schwellenländern zu den Märkten, in denen besonders viel Windkraftleistung neu errichtet wird.

Internationale Energieagentur erwartet Fortsetzung der aktuellen Marktrends

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass weltweit in den Jahren bis 2020 über 700 GW an Ökostromkapazität neu instaliert. Und dass der Großteil davon auf Photovoltaik und Windkraft entfällt. Keine andere Energiequelle als die Regenerativen werde in den kommenden fünf Jahren ein stärkers Wachstum als diese verzeichnen. Das werde in erster Linie durch die weiter sinkenden Kosten für Solar- und Windkarftanlagen ermöglicht. Nach Berechungen der IEA wird der Anteil der erneuerbaren Energien an der globalen Stromversorgung bis 2020 auf über 26 Prozent klettern, nach 22 Prozent in 2013. Allerdings sollte man hier im Blick haben, dass die IEA seit vielen Jahren das Wachstum der erneuerbaren Energien immer wieder stark unterschätzt hat. Es wäre also keine Überraschung, wenn das Wachstum der Regenerativen in den kommenden fünf Jahren weitaus stärker ausfällt.

Die IEA sagt ebenfalls voraus, dass dieses Marktwachstum vor allem von den Schwellenländern angeschoben werden wird. Etwa 40 Prozent des von der IEA prognostizierten Zubaus soll demnach in China erfolgen. Dort verfolgt die Zentralregierung ehrgeizige Ausbauziele für Wind- und Solarenergie, um den stark wachsenden Energiebedarf decken und die massive Umweltbelastung vor allem in den Ballungszentren zu verringern, wo insbesondere die Verrstomung von Kohle die Luft verpestet.

Afrika ist ein schlafender Riese

Unterdessen wagt die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) einen Blick über das Jahr 2020 hinaus. In einem aktuellen Marktreport mit dem Titel “Africa 2030” fürht sie aus, dass dieser Kontinent zum Ende des kommenden Jahrzehnts etwa ein Viertel seines Energiebedarfs aus regenerativen Quellen decken könnte nach ganzen fünf Prozent in 2013. Für einen solchen Ausbau seien die erforderlichen natürlichen Bedingungen im Übermaß vorhanden. Doch müsse die Politik die Rahmenbedingungen für die erforderlichen Investitionen schaffen, so etwa Rechtssicherheit und eine ausreichende Infrastruktur.
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