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Das Solar-Großkraftwerk Andasol 3 fährt Verluste ein – Wie sind Fondsanleger betroffen?

Das solarthermische Großkraftwerk Andasol 3 war ein teures „Leuchtturmprojekt“ der mittlerweile insolventen Solar Millennium AG aus Erlangen. Den aktuellen Besitzern, darunter die Stadtwerke München, der Essener Energiekonzern RWE und ein geschlossener Fonds mit 3.500 Anlegern, hat das Kraftwerk im spanischen Granada bislang wenig Freude gemacht. Technische Probleme und die starken Einschnitte der spanischen Regierung im Energiesektor machen ihnen das Leben schwer. ECOreporter.de sprach mit dem geschäftsführenden Kommanditisten der Andasol 3 Fonds GmbH & Co. KG, Dr. Magnus Pohlmann.

Der Fonds Andasol 3 Fonds GmbH & Co. KG ging im November 2009 an den Start und sammelte bei seinen Investoren insgesamt 47,8 Millionen Euro ein. Dieses Geld investierte er in Genussrechte am Kraftwerkskomplex Andasol 3.  Dieses Parabolrinnenkraftwerk hat 50 Megawatt Leistungskapazität und wurde im September 2011 eingeweiht. Den Fondsanlegern wurde durchschnittlich rund 7,5 Prozent Rendite  pro Jahr versprochen. Die Andasol 3 Fonds GmbH ist bis heute mit 13 Prozent an dem Kraftwerk beteiligt. Geld an die Anleger floss bisher kaum. Das lag auch an von der spektakulären Pleite des Erlanger Solarprojektierers Solar Millennium im Dezember 2011.

Seit 2011 keine Ausschüttungen an Anleger
Weil der Fonds als eigenständige Gesellschaft kein Teil der Solar Millennium AG war, wurde er zwar nicht direkt von der Insolvenz betroffen, konnte also weiterlaufen. Dennoch wirkte sich die Pleite für den Fonds und seine Anleger sehr negativ aus. Wie, das erklärt Fondsgeschäftsführer Dr. Magnus Pohlmann: „Der Fonds hat 2009 und 2010 an seine Anleger die von Solar Millennium garantierte Mindestausschüttung von 4 Prozent geleistet. [Im Fondsprospekt hatte Solar Millennium diese Mindestausschüttung bis 2013 garantiert – Anm.- d Red.] Diese Ausschüttung wurde nicht aus Stromerträgen des Kraftwerks Andasol 3 erwirtschaftet. 2011 und 2012 hat der Fonds aufgrund der Insolvenz der Solar Millennium AG überhaupt keine Ausschüttungen geleistet. Weder die vierprozentige Mindestausschüttung noch Erträge aus der Stromproduktion. Entsprechend sind die Prognosen leider nicht erfüllt worden.“  Und auch für 2013 könnte kein Geld an die Anleger fließen. „Ob der Fonds für das laufende Jahr eine Ausschüttung leisten kann, ist fraglich. Darüber haben wir die Anleger bereits informiert. Aufgrund technischer Probleme werden wir bis Ende des Jahres wahrscheinlich nicht so viel Strom produzieren, wie ursprünglich geplant“, schildert Pohlmann die Problemlage

Millionenschwere Verluste

Vor kurzem war bekannt geworden, dass das Großkraftwerk für seine Betreiber bislang ein großes Verlustgeschäft ist. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatten die Besitzer millionenschwere Abschreibungen zu verkraften: Für die Stadtwerke München waren es demnach 64 Millionen Euro, für die Mitgesellschafter Rheinenergie 17 Millionen Euro. Die neben dem Fonds ebenfalls beteiligten Konzerne RWE und Ferrostal nannten keine Zahlen, sprachen jedoch von „erheblichen“ Abschreibungen. Hintergrund seien technische Schwierigkeiten und vor allem rückwirkend geltende Einschnitte bei der staatlichen Förderung in Spaniens gesamtem Energiesektor.

Pohlmann dazu: „Die Förderung für solarthermische Großkraftwerke in Spanien wurde zum 1. Januar 2013 durch verschiedene Maßnahmen der Regierung um rund 30 Prozent gekürzt. Wie sich diese Kürzung konkret auf den Fonds auswirkt, ist noch offen. Die Betreibergesellschaft Marquesado Solar ist noch im Begriff, die Neuerungen gegenzurechnen.“  Doch damit nicht genug: „Darüber hinaus gibt es konkrete Ankündigungen der spanischen Regierung, weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Tarifdefizits zeitnah zu ergreifen. Diese könnten ebenfalls Einfluss auf die Einnahmesituation des Andasol 3 Kraftwerks haben“, fährt Pohlmann fort (einen Artikel zu diesen neuen Beschlüssen der spanischen Regierung finden Sie  hier).

Kommt es zum langwierigen Rechtstreit?
Befürchtungen, Andasol 3 könnte deshalb zum Millionengrab werden, das sich für Besitzer und Anleger nicht rechnet, tritt Fondsgeschäftsführer Pohlmann energisch entgegen: „Das Kraftwerk kann weiter rentabel betrieben werden. Allerdings schränkt die Kürzung der Förderung zum 1. Januar 2013 die Rentabilität der Anlage ein. Daher wird der Fonds auch weitergeführt. Eine Rückabwicklung oder Insolvenz der Andasol Fonds GmbH & Co. KG ist derzeit kein Thema.“  Ziel sei es, die Rentabilität so gut wie möglich wieder zu steigern. „Das schließt beispielsweise die Senkung von Wartungs- und Betriebskosten des Kraftwerks mit ein“, erläutert Pohlmann.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass internationale Großinvestoren und Fondsbetreiber, die am spanischen Solarmarkt aktiv sind, bald schon eine Klagewelle gegen den Staat lostreten werden. Auch die Besitzer von Andasol 3 erwägen, zu  klagen: „Wir stehen in sehr engem Austausch mit den anderen großen Anteilseignern von Andasol 3. Wie sie prüfen auch wir rechtliche Schritte gegen die Kürzung der Vergütung und besprechen zurzeit eine gemeinsame Mandatierung einer erfahrenen internationalen Rechtsanwaltskanzlei, um unsere gemeinsamen Interessen wahrzunehmen“, sagt Pohlmann. Aber: die Stadtwerke München gehen für den Fall eines Prozesses  „von einer mehrjährigen Dauer“ aus. Schlechte Aussichten für die 3.500 Anleger der Andasol 3 Fonds GmbH.

Bildnachweis: Andasol setzt bei der Energieproduktion auf Parabolspiegel. / Quelle: RWE Innogy
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