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Ausgebremst - Warum der geschlossene Solarfonds Aquila SolarINVEST III die Ausschüttungen aussetzt

Ein Frankreich-Solarfonds des Hamburger Emissionshauses Aquila Capital macht seinen Anlegern derzeit wenig Freude. Probleme mit der Technik lassen die Stromerträge der Solaranlagen des Fonds Aquila SolarINVEST III sinken. Deshalb hat das Management die Ausschüttung an die Investoren gestoppt. Wann es wieder Geld geben wird, und ob der Fonds seine ursprünglichen Ausschüttungsprognosen erreichen kann, ist ungewiss. Ein Problem: Die Fehlersuche ist auch nach gut anderthalb Jahren noch immer nicht abgeschlossen und könnte teuer werden. Das erfuhr ECOreporter.de im Gespräch mit dem zuständigen Portfoliomanagement.

Das Hamburger Emissionshaus Aquila Capital hat reichlich Erfahrung mit Beteiligungen zu Photovoltaikanlagen. Seit 2001 legte Aquila Capital nach eigenen Angaben Beteiligungen zu Solaranlagen mit 477 Megawatt (MW) Gesamtkapazität auf – dabei richtete sich das Unternehmen sowohl an Großinvestoren, als auch an Privatanleger. Ein geschlossener Solarfonds für Privatanleger, den Aquila Capital 2010 auf den Markt brachte, droht jetzt in Schieflage zu geraten - im fünften von mindestens 20 geplanten Betriebsjahren. Das Problem: Es wird zu wenig Strom erzeugt und die Leistungskurve der Anlagen zeigt kontinuierlich bergab.

1.245 Anleger investierten als Kommanditisten rund 28 Millionen Euro in den Publikumsfonds Aquila SolarINVEST III. Das entspricht laut Fondsprospekt knapp 27 Prozent des gesamten Fondsvolumens. 73 Prozent steuert eine Bank als Fremdkapital bei. Laut Fondsprospekt ist geplant, diese Fremdfinanzierung 2028 abzulösen. Das Geld ist in zwei Solarparks in Frankreich mit zusammen 24 Megawatt Gesamtkapazität investiert. Wenn Module wie in diesem Fall vorzeitig zu schwach werden, könnte man annehmen, der Betreiber habe auf günstige Technik von „Noname“-Herstellern gesetzt und dass sich die vermeintliche Ersparnis im Nachhinein rächt. Doch im Fall des geschlossenen Fonds Aquila SolarINVEST III greifen solche Vermutungen ins Leere. Denn Aquila Capital zufolge sind beide Solaranlagen mit Technik renommierter Hersteller ausgestattet: Die Wechselrichter stammen von der deutschen SMA Solar Technology AG, die rund 315.000 Solarmodule vom weltgrößten Dünnschicht-Solartechnikhersteller First Solar Inc. aus Tempe im US-Bundesstaat Arizona. Dennoch zwang die Leistungsbilanz beider Sonnenstromkraftwerke das Fondsmanagement zum Handeln. 2012 war die Stromproduktion der Anlagen des Fonds SolarINVEST III nach Angaben der Portfoliomanager noch über dem Soll. 2013 lag sie dann 3,5 Prozent darunter. Und 2014 waren es schon 5,6 Prozent zu wenig. Dass die Effizienz von Solarmodulen im Laufe der Betriebsjahre nachlässt, ist normal. Im Fachjargon heißt das „Degradation“. Allerdings geht diese Degradation in den 20 bis 25 Jahren Lebensdauer eines Solarmoduls üblicherweise deutlich langsamer voran.

„Kein Gewährleistungsanspruch gegenüber Modulhersteller First Solar“

„Nach Feststellung der abweichenden Produktionsmenge des Geschäftsjahres 2013 haben wir Anfang 2014 den standardisierten Prozess der Fehleridentifikation angestoßen und zunächst die technische Betriebsführung mit einer gesonderten Fehleranalyse beauftragt“, erläutert das Portfolio Management von Aquila Capital gegenüber ECOreporter.de. Nachdem diese Überprüfung der gesamten Anlage „kein eindeutiges Ergebnis“ ergeben habe, seien anschließend zweimal externe Experten hinzugezogen worden. „Das Gutachten 2014, das durch das Ingenieurbüro K+S erstellt wurde, zeigte, dass die Module der Grund für die geringere Produktionsmenge sind, da diese direkt an den Strings festzustellen sind. Im Frühjahr 2015 wurde im zweiten Gutachten durch das Photovoltaik Institut Berlin festgestellt, dass die Degradation (also der Effizienzverlust) der Module überdurchschnittlich hoch ist.“ Dennoch ist die Lösung des Problems bis heute noch nicht in greifbarer Nähe, denn die Fehlersuche dauert an. Zudem ist ungewiss, wann es so weit sein wird: „Eine Feststellung, welche Module genau von der Degradation betroffen sind beziehungsweise die Minderleistung verursachen, war nicht möglich“, erklären die zuständigen Portfoliomanager. „Es ist möglich, dass noch mehrere Testreihen nötig sind, um den Fehler soweit eingrenzen zu können, dass er behoben werden kann“, erklären sie. Die Fehlerdiagnose gestalte sich komplex: „Die 315.000 Module stammen beispielsweise aus unterschiedlichen Produktionstranchen und -standorten. Eine Möglichkeit ist, dass sich die erhöhte Degradation auf einzelne Tranchen beschränkt“, so das Portfoliomanagement weiter.

Das Problem mittels der Herstellergewährleistung von First Solar in den Griff zu bekommen sei keine Option: „Herstellerüblich sind Gewährleistungsfristen von 20 bis 25 Jahren. Die erste Gewährleistung gilt in der Regel für zehn Jahre und greift, wenn eine Solaranlage in dieser Zeit einen Effizienzverlust von über zehn Prozent im Vergleich zur angegebenen Leistung aufweist. Da bei unseren Modulen der kumulierte Effizienzverlust im inzwischen 5. Betriebsjahr unterhalb dieser Grenze liegt, können wir derzeit für die Anlagen des Aquila SolarINVEST III keine Ansprüche aus der Gewährleistung geltend machen“, erläutern die Portfoliomanager. Also treibt der Fonds die Fehlersuche selbst weiter voran: Der nächste Schritt im laufenden Prozess ist es, Laboruntersuchungen durchführen zu lassen. Die Labortests beginnen im dritten Quartal 2015“, kündigt Aquila Capital an. Dieser Schritt verursache allerdings zusätzliche Kosten. „Da die Laboruntersuchungen vergleichsweise kostenintensiv sind, wurden zunächst andere Analysemöglichkeiten voll ausgeschöpft. Diese Entscheidung haben wir aus Gründen der Effizienz im Interesse des Fonds und der Anleger getroffen“, so die Portfoliomanager. „Bei einer Laboranalyse werden einzelne Module demontiert und können anschließend nicht mehr in die Solaranlage integriert werden. Auf Modulebene betrachtet sind diese Untersuchungen teurer als eine Neuanschaffung“, erklären sie.

Wie der Fonds wieder an die Anleger auszahlt ist ungewiss
Die Ausschüttungsprognose im Fondsprospekt des AquilaSolarINVEST III stellt Anlegern in den Jahren bis für 2025 jährlich 6,75 Prozent als Ausschüttungen in Aussicht. Danach sollen die Ausschüttungen weiter steigen. Ausgezahlt wird demnach in jedes Jahr in zwei Tranchen. Als Gesamtausschüttung zum Laufzeitende sollen die Investoren 272 Prozent vor Steuern auf ihr eingesetztes Kapital erhalten. Das heißt, zuzüglich zum Anlagekapital sollen vor Steuern 172 Prozent Ertrag für die Anleger herausspringen. Die technische Minderleistung der Module 2013 und Ungewissheit darüber, wie viel Zeit und Geld Fehlersuche und Reparatur noch kosten können, haben das Fondsmanagement die finanzielle Reißleine ziehen lassen: „Die Fondsgeschäftsführung hat 2014 entschieden, die Liquidität im Fonds für die weitere Fehleridentifikation und Ursachenbeseitigung zu belassen“, heißt es dazu von Aquila Capital. In 2015 und gegebenenfalls auch darüber hinaus erhalten die Anleger bis auf weiteres keine Ausschüttungen. „Dies ist aus kaufmännischer Vorsicht geboten, um für die anstehenden Untersuchungen über entsprechende finanzielle Mittel zu verfügen. Dazu, in welcher Höhe und ab wann die Auszahlungen wieder aufgenommen werden, kann derzeit keine belastbare Aussage getroffen werden“, so die Portfoliomanager. Das hänge davon ab, wie schnell die Probleme endgültig identifiziert und danach behoben würden.
Foto:  Fonds von Aquila Capital betreiben mehrere Solarparks in Frankreich, unter anderem auch diese Anlage, die von GP Joule übernommen wurde. / Foto: GP Joule

Auch bisher hat der Fonds seine ursprüngliche Ausschüttung Prognose wegen der Probleme nicht ganz erreicht. Zwar sei sowohl für 2012 als auch für 2013 jeweils 6,75 Prozent an die Anleger ausgeschüttet worden. Allerdings habe es für 2014 lediglich eine Auszahlung in Höhe von 2 Prozent an die Anleger gegeben, erklärte Aquila Capital. Der Fonds ist auf 20 Jahre bis 2030 angelegt. Zusätzlich gibt es eine Verlängerungsoption um zwei Jahre. Dass der Fonds seine Prognosen für diese Gesamtlaufzeit noch erreichen kann, scheint mehr als fraglich. Die Portfoliomanager von Aquila Capital wollen diese Ziele jedoch nicht abschreiben. „Wir prüfen für alle unsere Solarfonds fortlaufend technische wie kaufmännische Optimierungspotenziale“, erklärt das Emissionshaus. Daher sei offen, ob die technischen Ausfälle des Fonds Aquila SolarINVEST III über die Gesamtlaufzeit finanziell kompensiert werden könnten oder nicht. Allerdings sei ebenso offen, wie stark die Prognosen gegebenenfalls angepasst werden müssten.

Banken können Ausschüttungen stoppen lassen
Wenn geschlossene Fonds Probleme wie diese bekommen, haben die fremdfinanzierenden Banken generell das Recht, die Ausschüttungen an die Anleger stoppen zu lassen. Das bestätigt Aquila Capital gegenüber ECOreporter.de. Dieses Schicksal traf zum Beispiel Anleger von Solarfonds, die in Spanien investierten. Das Bankenveto kam, nachdem die spanische Regierung die Solarstromvergütung rückwirkend gekappt hatte (diese zwei Beiträge  hier (Link entfernt) und  hier beschäftigen sich mit einem solchen Fall). Im Fall des Fonds Aquila SolarINVEST III habe die finanzierende Bank von diesem Vetorecht keinen Gebrauch gemacht, erklären die Portfoliomanager von Aquila Capital.
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