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Aktientipps: Fliegenkratzen und Getriebewechsel - Warum das Geschäft mit Service und Wartung für die Aktien der Windradhersteller so wichtig ist – und wer hier am besten aufgestellt ist

Noch steigt der Bedarf an neuen Windkraftanlagen weltweit an. Doch der Wert der Aktien von Windradherstellern wird in Zukunft immer stärker davon abhängen, welche Umsätze und Margen diese Unternehmen mit dem Service der Windräder erzielen. Rotoren sauber halten, Getriebe warten, Leitungen prüfen – ein Markt mit ebenfalls schnell wachsendem Bedarf. ECOreporter.de hat recherchiert, wie die Unternehmen hier aufgestellt sind.

In den vergangenen sechs Jahren bis 2014 stieg die weltweit neu installierte Windstromleistung jedes Jahr mindestens um fünf Prozent an. Global sind nun Windräder mit 392.000 Megawatt (MW) Leistungskapazität installiert. Das entspricht rechnerisch der Stromproduktionskapazität von 260 Atomkraftwerken. Allein 50.000 MW sind 2014 neu aufgestellt worden. Das ergaben vorläufige Berechnungen des Windkraft-Weltverbands World Wind Energy Associaton (WWEA) . Doch große unabhängige Hersteller gehen davon aus, dass das Wachstum in den kommenden Jahren an Dynamik verlieren wird. Aber: Alle bereits laufenden Windräder müssen weiter gewartet und instandgehalten werden. Dafür gibt es spezielle Unternehmen. Mittlerweile haben aber auch die Hersteller diesen Markt entdeckt und schließen gleich beim Verkauf Windräder Service- und Wartungsverträge ab - nicht selten mit Laufzeiten über viele Jahre.

Führende Windradhersteller wie Senvion und Nordex, beide aus Hamburg, oder Vestas aus Århus in Dänemark haben sowohl 2014 als auch in der ersten Jahreshälfte 2015 gute Geschäfte gemacht (mehr zu den Bilanzen von Nordex lesen Sie  hier , näheres zur Geschäftsentwicklung von Vestas lesen Sie  hier). Der Anteil von Service und Wartung macht bislang bei ihnen knapp 10 bis 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Nachfrage nach Windrädern soll auch das Servicegeschäft beflügeln


Mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen drei Jahre sagt Felix Losada, Pressesprecher von Nordex: „Der Service-Umsatz wird in den nächsten Jahren weiter stark wachsen.“ Treiber dieser Entwicklung seien die zahlreichen Neuinstallationen in den vergangenen drei Jahren und auch der weiterhin zu erwartende Ausbau der Windkraftkapazitäten. „Wir erwarten ein zweistelliges jährliches Wachstum“, sagt Losada. Nordex beschränke sich als Service-Dienstleister ausschließlich auf Windräder aus der eigenen Herstellung. In den vergangenen drei Jahren stieg der Service-Umsatz von Nordex bereits kontinuierlich an, von 119 Millionen Euro 2012 auf 166,4 Millionen Euro 2014. Weil aber auch der Gesamtumsatz stieg, hielt sich der Umsatzanteil der Servicesparte über diese drei Jahre nahe der 10-Prozent Marke. Zur Rentabilität dieses Geschäftszweigs erklärt er: „Marktüblich ist eine zweistellige Gewinnmarge.“ Weil Nordex für die kommenden zwölf Monate „weiter mit einem stark zunehmenden Auftragseingang“ im Kerngeschäft Windräder rechne, werde auch das Service-Geschäft mitwachsen.

Blick von der Gondel eines Nordex-Windrads. / Foto: Unternehmen


Ebenfalls in Hamburg ansässig ist die Senvion GmbH. Auch Senvion konzentriert sich beim Service auf eigene Windräder. Das Unternehmen firmierte bis 2014 noch unter dem Namen REpower Systems und war viele Jahre börsennotiert. Mittlerweile gehört Senvion dem US-Großinvestor Centerbridge Partners (mehr dazu lesen Sie   hier). Die Senvion-Verantwortlichen zeichnen auf Nachfrage von ECOreporter.de ein ähnliches Bild: „Wir haben in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg im Servicegeschäft verzeichnet und rechnen mit einer Fortsetzung des Trends“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Um hohe Qualität gewährleisten zu können, sei es wichtig, stets neue Software-Lösungen für die Windkraftanlagen zu entwickeln. „Als positive Entwicklung sehen wir den Trend zu langfristigen Verträgen“, so die Sprecherin weiter. Der Umsatz mit Service und Wartung kletterte von 130 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012/13 über 174 Millionen Euro in 2013/14 auf 194 Millionen Euro in 2014/2015. Gemessen am jeweiligen Gesamtumsatz stieg der Service-Anteil damit von 5,8 Prozent zunächst auf 9,6 Prozent und schließlich auf rund 10 Prozent.  2012/13 verbuchte Senvion 2,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz, im Folgejahr lag der Gesamtumsatz bei knapp 1,81 Milliarden Euro, 2014/15 erreichte der Gesamtumsatz von Senvion rund 1,93 Milliarden Euro.
Bild: Schwindelfreiheit ist gefordert beim Service. / Foto: Unternehmen

Kleinere Kunden nehmen häufig Servicedienstleistungen von Herstellern in Anspruch

Das Wachstum des Service-Geschäft sei vor allem in den Ländern spürbar, „in denen tendenziell auch kleine Energieunternehmen, Bürgerwindparks oder Großgrundbesitzer wie etwa Bauern zu unseren Kunden zählen“, erläutert die Unternehmenssprecherin. Allerdings ist Senvion auch für das Kerngeschäft mittelfristig weiterhin optimistisch, speziell in der Heimat: „In Deutschland war Senvion im ersten Halbjahr 2015 der zweitgrößte Onshore-Windradhersteller. Wir erwarten eine starke zweite Jahreshälfte“, so die Senvion-Sprecherin.

Vestas betreut nicht nur Windräder aus eigener Herstellung


Vestas Wind Systems aus Århus ist Weltmarktführer unter den unabhängigen Windradherstellern. Anders als die Konkurrenz aus Deutschland bietet Vestas seine Servicedienstleistungen auch für fremde Windenergieanlagen an. Aktuell sind Vestas zufolge Windräder mit 1.000 MW Kapazität aus fremder Herstellung unter der Obhut von Vestas-Personal, die meisten davon in Europa und in den USA.

Der Anteil der Servicesparte am Gesamtumsatz lag 2012 schon bei 12 Prozent. 2012 verbuchte Vestas immerhin  886 Millionen Euro Umsatz mit Service und Wartung bei  7,23 Milliarden Euro Gesamtumsatz. Zugleich war das Servicegeschäft 2012 nach Unternehmensangaben das am schnellsten wachsende und profitabelste Geschäftsfeld des ganzen Konzerns. 2013 erzielte Vestas mit 6,08 Milliarden Euro insgesamt weniger Umsatz. Obwohl der Umsatz der  Servicesparte auf 954 Millionen Euro sank, lag der Anteil der Servicesparte am Gesamtumsatz damit bei 15,6 Prozent. 2014 stieg wiederum der Gesamtumsatz deutlich an: auf 6,9 Milliarden Euro, während der Umsatz mit Service und Wartung auf Vorjahresniveau blieb. Damit fiel der Anteil am Gesamtumsatz auf 14 Prozent. Insgesamt leistete Vestas 2014 Service für Windkraftanlagen mit rund 49.000 MW Kapazität.

Service für Vestas ein echter Profitbringer


„Der Service-Umsatz von Vestas lag im zweiten Quartal 2015 um 20 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum“, sagt Unternehmenssprecher Michael Zarin. Vestas biete „flexible und maßgeschneiderte Lösungen“, kommentiert er die Entwicklung. Dabei konzentriere sich der Konzern nicht auf bestimmte Länder, sondern verfolge einen globalen Ansatz: „Vestas hat 2014 Aufträge aus 31 Ländern erhalten und in 33 Ländern Windenergieanlagen installiert. Diese Reichweite bleibt ein entscheidender strategischer Schlüssel von Vestas, sowohl in den aufstrebenden als auch in den etablierten Windenergiemärkten“, sagt Zarin. Auch finanziell lohnt sich die Wartung und Instandhaltung für Vestas: „Zum 30. Juni 2015 erreichte der Auftragsbestand im Servicesegment rund 8,1 Milliarden Euro. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten lag bei 17 Prozent“, sagt Unternehmenssprecher Riis. „Wir erwarten, dass das Servicegeschäft mittelfristig 30 Prozent zulegt“, erläutert er. Getrieben werde dieses Wachstum durch die anhaltend große Nachfrage nach neuen Windrädern: „Im zweiten Quartal 2015 steigerte Vestas den Auftragseingang bei Windenergieanlagen um 56 Prozent. Das war der zweithöchste Auftragseingang, den der Konzern jemals im zweiten Quartal erzielte“, sagt Zarin. Entsprechend rechne Vestas aktuell für 2015 mit mindestens 7,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz und einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 8,5 Prozent. Die Prognose für 2016 werde der Konzern voraussichtlich im Februar 2016 veröffentlichen, zusammen mit der Bilanz für 2015, so der Unternehmenssprecher weiter.

Bild: Windenergieanlagen von Vestas in Australien. / Foto: Unternehmen

Aktien von Vestas und Nordex haben sich stark entwickelt

Der Optimismus der Windradhersteller spiegelt sich auch im Aktienkurs von Nordex und Vestas wider. Beide Aktien sind auf mittlere Sicht deutlich im Plus. Die Nordex-Aktie ging gestern mit knapp zwei Prozent Kursgewinn bei 25,10 Euro aus dem Handel an der Deutschen Börse. Damit hat sie in den vergangenen drei Monaten 20  Prozent zugelegt. In den vergangenen drei Jahren verteuerte sie sich um 631 Prozent. 68,7 Prozent dieses Kursanstiegs entfiel auf die vergangenen zwölf Monate. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lag 2014 bei 27,8. Für 2015 rechnen Analysten für Nordex mit einem KGV von 29,1. Sven Diermeier, Analyst  der WGZ-Bank, nennt in einer aktuellen Analyse 31 Euro als Kursziel für die Nordex-Aktie.

Die Vestas-Aktie beendete den gestrigen Handelstag an der Deutschen Börse (Tradegate) mit 0,8 Prozent Kursgewinn bei 47,89 Euro. Für die vergangenen drei Monate stehen damit 10,9 Prozent Kurszuwachs zu Buche. Auf Sicht von zwölf Monaten stieg der Kurs um 46,3 Prozent. In den vergangenen drei Jahren verteuerte sich die Vestas-Aktie sogar um 676 Prozent. Das KGV der Vestas-Aktie lag 2014 bei 20,1. Für 2016 wird ein  KGV von 23,7 erwartet. ECOreporter.de hatte die Vestas-Aktie vor den Börsenturbulenzen im August 2015   bei einem Kurs von knapp 51 Euro als fair bewertet eingestuft.

Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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