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Zehn Jahre Swisscanto-Invest-Wasserfonds: "Das Wasserthema ist ideal für ein langfristiges Investment"
Der nachhaltige Wasserfonds von Swisscanto Invest wird zehn Jahre alt. Was zeichnet den Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest aus, und wieso ist er so erfolgreich? Wo gibt es noch Verbesserungspotential? Wir sprachen darüber mit Dr. Gerhard Wagner, Leiter Team ESG-Solutions des Asset Managements der Zürcher Kantonalbank für Swisscanto Invest.
ECOreporter.de: Herr Dr. Wagner, wie lautet Ihr Resümee bezüglich des zehnjährigen Fonds-Bestehens?
Gerhard Wagner: Wir sind sehr zufrieden. Kunden, die bei der Lancierung am 18. September 2007 den Fonds gezeichnet haben, erzielten einen Wertzuwachs von 70 Prozent bis Ende August 2017. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 5,4 Prozent. Die Mischung von zyklischen Wassertechnologie-Aktien und defensiven Wasserversorgern führt zu einem sehr attraktiven Rendite-Risikoprofil. Obwohl der Fonds aufgrund seiner thematischen Ausrichtung in viele Sektoren nicht investiert, zeigt der Fonds sogar eine leicht geringere Volatilität als der Weltaktienindex MSCI World.
Welchen Beweggrund gab es für die Auflage des Fonds und wieso macht es für Anleger Sinn, in Unternehmen aus dem Wassersektor zu investieren?
Eine der wichtigen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser. Es geht im Kern darum, die Wassernachfrage vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln und den Wasserschutz voranzutreiben. Firmen, die hierfür mit ihren Produkten oder Dienstleistungen einen Beitrag leisten, sind strukturell ideal positioniert. Da es kein Substitut für Wasser gibt, ist auch mit keinen Innovationen zu rechnen, die Wasserversorger oder Wassertechnologie-Unternehmen überflüssig machen.
Somit ist das Wasserthema ideal geeignet für ein langfristiges Investment, ohne von der Gefahr grundlegender Veränderungen überrascht zu werden.
Sauberes Trinkwasser für alle und eine gute Sanitärversorgung sind eines der UN-Nachhaltigkeitsziele. Wie trägt Ihr Wasserfonds dazu bei, dieses Ziel zu erreichen?
Der Fonds verfolgt im Wesentlichen zwei Nachhaltigkeitsziele: Reduktion der Wassernachfrage und Wasserverschmutzung. Über die vergangenen 100 Jahre hat sich die Wassernachfrage in etwa verachtfacht! Das entspricht einem jährlichen Wachstum von rund zwei Prozent. Die erneuerbaren Süßwasserressourcen sind allerdings begrenzt und reichen nicht aus, um über die nächsten Jahrzehnte das Nachfragewachstum von zwei Prozent bedienen zu können. Entsprechend unterstützen wir mit unseren Investitionen die Unternehmen, die der Fehlentwicklung entgegenwirken.
Wasser ist ja ein breitgefächertes Thema. Es gibt viele Unternehmen, die in dem Bereich tätig sind, die aber unterschiedliche Aufgaben erfüllen bzw. Produkte herstellen. In welchen Branchen setzt Ihr Fonds derzeit seine Schwerpunkte?
Wir haben einen klaren Fokus und investieren in drei Gruppen von Wasserunternehmen:
1. In Wasserversorger, die Wasser effizient von der Quelle zum Konsumenten bringen und die das Abwasser wiederaufbereiten.
2. In Wassertechnologieunternehmen, die die heutige Wasserinfrastruktur hinsichtlich Wasserqualität und -schutz verbessern.
3. In Unternehmen, die das Ziel verfolgen, die Wassernachfrage auch indirekt zu senken.
Aktien von Dividenden zahlenden Wasserversorgern sind im Portfolio eher defensive Investments. Wassertechnologieunternehmen weisen im Gegensatz zu Wasserversorgern einen zyklischen Charakter aus. Somit kann je nach Marktphase das Portfolio aktiver oder defensiver aufgestellt werden.
Werden immer noch mindestens 80 Prozent des Fondsvermögens in Wasser-Aktien investiert, das heißt in Unternehmen, die mindestens 25 Prozent des Umsatzes im Wassersektor erlösen?
Unter der Berücksichtigung des indirekten Bezugs zum Thema Wasser kann ich Ihre Frage eindeutig mit "Ja" beantworten. Ich nenne Ihnen ein einfaches Beispiel: Biolandwirtschaft schützt durch den verringerten Einsatz von Agrochemikalien das Grundwasser. Deswegen sind Produzenten von Bionahrungsmitteln in unserem Investmentuniversum. Nach unserem Verständnis lassen sich indirekt 100 Prozent des Umsatzes eines Bionahrungsmittelproduzenten dem Thema Wasserschutz zuordnen.
Apropos Beispiel: Können Sie uns erklären, welche Rolle das Impact Investing (also der soziale und ökologische Nutzen) bei Ihrem Fonds spielt? Vielleicht am Beispiel Wassereinsparung?
Nehmen wir mit dem Agrar-Sektor einen der wichtigsten Sektoren für die Menschheit. 70 Prozent der globalen Wassernachfrage kommt heute von der Landwirtschaft. Für uns sind Unternehmen interesseant, die Lösungen anbieten, mit denen im Agrar-Bereich der Anstieg der Wassernachfrage gedrosselt werden kann. Ein Beispiel sind hier intelligente Bewässerungssysteme. So ermöglicht die Tröpfchenbewässerung eine zielgenaue Bewässerung, die mehr als 50 Prozent Wasser einspart – im Gegensatz etwa zu Flutungen der Felder.
Sie wenden explizite Ausschlusskriterien bei Ihrem nachhaltigen Wasserfonds an. Wie kann man bei diesem eingeengten Universum noch Rendite erzielen?
Unabhängig von unserem Wasserfonds wenden wir bei allen nachhaltigen Fonds Ausschlusskriterien an, weil wir davon überzeugt sind, dass sie die Rendite unserer Fonds schützen – trotz eines leicht eingeengten Universums. Wir sind nicht schlecht damit gefahren, zum Beispiel keine Investments in Betreiber von Kernkraftwerken oder Hersteller von Dieselfahrzeugen zu tätigen.
In Bezug auf unseren Wasserfonds hat die Frage nur wenig Relevanz. Denn unser Anlageuniversum für den Wasserfonds besteht aus Firmen, die Lösungen anbieten, die Wassernachfrage zu senken oder den Wasserschutz zu verbessern. Nur wenige dieser Firmen verletzen unsere Ausschlusskriterien wie etwa die Produktion von Waffen.
Wie selektieren Sie die Aktien für Ihren Fonds? Und woher beziehen Sie die Daten für die Auswahl? Wer überwacht die Einhaltung der Anlagerichtlinien bei Swisscanto Invest?
Das Wasseruniversum wird durch das Nachhaltigkeitsresearch von Swisscanto Invest in einem mehrstufigen Analyseverfahren definiert. Zentral ist dabei die Frage, welchen Beitrag die Unternehmen zum Wasserschutz leisten. Nachhaltigkeitsaspekte wie zum Beispiel die Corporate Governance eines Unternehmens oder die CO2-Emissionen durchleuchten wir ebenfalls. Und eine regelmäßige Medienrecherche über die relevanten Unternehmen ergänzt den Prozess. Der Analyseprozess wird durch den Nachhaltigkeitsbeirat von Swisscanto Invest überwacht, der sich viermal pro Jahr trifft.
Für die finale Entscheidung, ob ein Titel des nachhaltigen Wasseruniversums in den Fonds aufgenommen wird, sind am Schluss die Portfoliomanager verantwortlich. Sie entscheiden, ob ein Unternehmen über- oder unterbewertet ist. Hierfür vergleichen sie den aktuellen Unternehmenswert mit dem inneren fairen Wert des Unternehmens. Den inneren fairen Wert leiten wir aus der Rendite auf das eingesetzte Kapital, den Kapitalkosten, dem Wachstum und den Eintrittsbarrieren ab.
Kommen wir zu den Chancen und Risiken: Ende Juni 2017 waren über 50 Prozent des Fondsvermögens in den USA investiert. Ist das angesichts von Trumps Wirtschafts- und Umweltpolitik nicht riskant? Wie realistisch ist es, dass das angekündigte Infrastruktur-Investitionsprogramm vom Trump bald kommt?
Gegenwertig ist die Wirtschaft in den USA in einer guten Verfassung. Wir rechnen nicht damit, dass die Politik der Trump-Administration unmittelbar eine Rezession auslöst. Für unseren Wasserfonds ist es entscheidend, dass wir keine konkreten Anzeichen dafür haben, dass die Umweltpolitik der Regierung Trump dazu führt, dass etwa die Anforderungen an die Trinkwasser- oder die Abwasserqualität in den USA gesenkt werden. Insofern sind Investitionen in den USA nicht riskant.
Zum Infrastruktur-Investitionsprogramm, das Donald Trump angekündigt hat: es kommt sicherlich später als erwartet oder womöglich gar nicht. Dies ist aber in den Aktienkursen bereits vorweggenommen worden.
Zu den größten Positionen im Fonds gehören zum Beispiel der französische (Ab-)Wasserspezialist Suez, Infrastruktur-Projektierer Stantec aus Kanada und der US-Innenausbauexperte Masco. Diese Auswahl leuchtet ein. Warum aber kommen auch Aktien von Unilever und Henkel für das Portfolio in Frage? Beide Unternehmen sind umstritten wegen des hohen Palmöl-Verbrauchs und der Abholzung von Regenwald.
Gegenwärtig halten wir Aktien weder von Unilever noch von Henkel im Fonds. Es ist aber korrekt, dass sie ein Teil unseres Universums sind. Unilever ist eines der ersten Unternehmen, das systematisch den Wasserfußabdruck seiner Produktion einschließlich der Lieferantenkette erfasst hat. Dies ist eine wichtige Pionierarbeit, um zu verstehen, wo der Wasserverbrauch überhaupt anfällt.
Henkel hat mit seinen Waschpulver-Produkten einen wichtigen Hebel, die Wassernachfrage zu senken. Denn durch den Einsatz effizienter Enzyme in Waschmitteln trägt Henkel dazu bei, dass der Wasserverbrauch und die Wassermenge beim Waschen deutlich gesenkt werden kann.
Bezüglich des Palmöls haben wir eine klare Haltung. Die Produktion von nicht nachhaltig produziertem Palmöl ist ein Ausschlusskriterium. Die Verwendung von Palmöl wird nicht ausgeschlossen, aber wir bevorzugen Unternehmen, die Palmöl verwenden, das sozial und umweltverträglich angebaut wird. Hier beziehen wir uns auf Kriterien (RSPO = Roundtable on Sustainable Palm Oil), die durch den WWF mitentwickelt wurden.
Außerdem findet sich auch der Betonhersteller Sika aus der Schweiz unter den Top-Positionen. Die Betonproduktion (aus Zement) gilt aber als sehr CO2-intensiv. Wieso investiert der Fonds in Sika?
Sika stellt Additive her, die es ermöglichen, dass Beton nicht wasserlöslich ist. Dazu folgendes Beispiel: Stellen Sie sich bitte einen Brückenpfeiler im Fluss vor. Es ist von größter Bedeutung, dass der Beton von Sika sicherstellt, dass das Flusswasser nicht verschmutzt wird. Dies ist auch absolut zentral für Bauten, die mit Grundwasser in Berührung kommen. Der Schutz des Wassers steht hier also im Vordergrund.
Themenwechsel: Glauben Sie generell, mit der Ausübung von Stimmrechten und mittels eines direkten Austauschs mit Unternehmen etwas bewirken zu können?
Vertreter von allen Unternehmen, die wir im Fonds-Portfolio berücksichtigen, sehen wir regelmäßig. Dabei kommunizieren wir unsere Wertvorstellungen und Erwartungen an das Management. Und auch die Ausübung unserer Stimmrechte nehmen wir wahr. Wir sind davon überzeugt, mit beiden Vorgehensweisen positiv auf Unternehmen einzuwirken und nachhaltige Entwicklungen zu forcieren.
Die Benchmark des Wasserfonds ist der MSCI World. Der Weltaktienindex hat sich seit der Lancierung vor zehn Jahren leicht besser entwickelt als der Fonds. Ist diese Benchmark überhaupt sinnvoll und wie lautet Ihre Zukunftsprognose für den Fonds?
Da es für unseren nachhaltigen Ansatz im Wassersektor keine adäquate Benchmark gibt, war es naheliegend, den MSCI World zu nehmen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass wir den Fonds nicht gegenüber dem MSCI World managen. Dies ist nicht möglich, da wir mit dem Wasserfonds im Wesentlichen in Wasserversorger und Industriewerte investieren und zum Beispiel den Finanz- oder Energiesektor komplett meiden. Die relative Performance zum MSCI World wird somit auch durch Sektoren bestimmt, in die wir aufgrund der thematischen Ausrichtung nicht investieren.
Dennoch haben wir das Ziel, langfristig besser als der MSCI World abzuschneiden. Unsere Investmenthypothese lautet, dass wir mit Unternehmen, die einen Beitrag zum Wasserschutz leisten, gleich oder besser performen wie der Gesamtmarkt. Wir sind hier optimistisch, da die Wasserknappheit eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist, die – auch – durch Unternehmen gelöst werden kann und muss.
Zusätzlich sind wir vom Wassersektor überzeugt, da er zu den wenigen Bereichen gehört, der durch keine technologischen Umwerfungen grundsätzlich bedroht ist, wie zum Beispiel der Verbrennungsmotor durch die Elektromobilität. Auch in 20 oder 50 Jahren wird mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit Wasser ähnlich gereinigt und transportiert wie heute – nur effizienter.
Was zeichnet den Fonds im Vergleich mit ähnlichen nachhaltigen Produkten anderer Asset Manager aus?
Bezüglich Nachhaltigkeit stellen wir die Frage in den Mittelpunkt, welche Firmen die Wassernachfrage senken beziehungsweise den Wasserschutz vorantreiben. Wir sind davon überzeugt, dass bei langfristig erfolgreichen Wasserinvestments der Umweltnutzen eine notwendige Bedingung für das zukünftige Gewinnwachstum ist. Da das Wasserthema die Gewinnentwicklung bei den Unternehmen im Fonds dominieren soll, haben wir viele "Pure Plays" im Bereich klein und mittelgroß kapitalisierter Unternehmen. Und damit heben wir uns von anderen Asset Managern ab.
Abschließende Frage: Für welchen Anlegertyp ist der Fonds besonders empfehlenswert?
Der Fonds eignet sich für Investoren, die mit ihrem Investment, neben der Rendite, eine zukunftsweisende Wirkung erzielen wollen: Wasserschutz. Generell ist das Risiko-Renditeprofil vergleichbar mit einem breit angelegten globalen Aktienfonds. Wir empfehlen den Fonds als attraktiven Baustein zur Beimischung im Portfolio. Investoren sollten dabei einen langfristigen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren haben.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Wagner.
ECOreporter.de: Herr Dr. Wagner, wie lautet Ihr Resümee bezüglich des zehnjährigen Fonds-Bestehens?
Gerhard Wagner: Wir sind sehr zufrieden. Kunden, die bei der Lancierung am 18. September 2007 den Fonds gezeichnet haben, erzielten einen Wertzuwachs von 70 Prozent bis Ende August 2017. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 5,4 Prozent. Die Mischung von zyklischen Wassertechnologie-Aktien und defensiven Wasserversorgern führt zu einem sehr attraktiven Rendite-Risikoprofil. Obwohl der Fonds aufgrund seiner thematischen Ausrichtung in viele Sektoren nicht investiert, zeigt der Fonds sogar eine leicht geringere Volatilität als der Weltaktienindex MSCI World.
Welchen Beweggrund gab es für die Auflage des Fonds und wieso macht es für Anleger Sinn, in Unternehmen aus dem Wassersektor zu investieren?
Eine der wichtigen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser. Es geht im Kern darum, die Wassernachfrage vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln und den Wasserschutz voranzutreiben. Firmen, die hierfür mit ihren Produkten oder Dienstleistungen einen Beitrag leisten, sind strukturell ideal positioniert. Da es kein Substitut für Wasser gibt, ist auch mit keinen Innovationen zu rechnen, die Wasserversorger oder Wassertechnologie-Unternehmen überflüssig machen.
Somit ist das Wasserthema ideal geeignet für ein langfristiges Investment, ohne von der Gefahr grundlegender Veränderungen überrascht zu werden.
Sauberes Trinkwasser für alle und eine gute Sanitärversorgung sind eines der UN-Nachhaltigkeitsziele. Wie trägt Ihr Wasserfonds dazu bei, dieses Ziel zu erreichen?
Der Fonds verfolgt im Wesentlichen zwei Nachhaltigkeitsziele: Reduktion der Wassernachfrage und Wasserverschmutzung. Über die vergangenen 100 Jahre hat sich die Wassernachfrage in etwa verachtfacht! Das entspricht einem jährlichen Wachstum von rund zwei Prozent. Die erneuerbaren Süßwasserressourcen sind allerdings begrenzt und reichen nicht aus, um über die nächsten Jahrzehnte das Nachfragewachstum von zwei Prozent bedienen zu können. Entsprechend unterstützen wir mit unseren Investitionen die Unternehmen, die der Fehlentwicklung entgegenwirken.
Wasser ist ja ein breitgefächertes Thema. Es gibt viele Unternehmen, die in dem Bereich tätig sind, die aber unterschiedliche Aufgaben erfüllen bzw. Produkte herstellen. In welchen Branchen setzt Ihr Fonds derzeit seine Schwerpunkte?
Wir haben einen klaren Fokus und investieren in drei Gruppen von Wasserunternehmen:
1. In Wasserversorger, die Wasser effizient von der Quelle zum Konsumenten bringen und die das Abwasser wiederaufbereiten.
2. In Wassertechnologieunternehmen, die die heutige Wasserinfrastruktur hinsichtlich Wasserqualität und -schutz verbessern.
3. In Unternehmen, die das Ziel verfolgen, die Wassernachfrage auch indirekt zu senken.
Aktien von Dividenden zahlenden Wasserversorgern sind im Portfolio eher defensive Investments. Wassertechnologieunternehmen weisen im Gegensatz zu Wasserversorgern einen zyklischen Charakter aus. Somit kann je nach Marktphase das Portfolio aktiver oder defensiver aufgestellt werden.
Werden immer noch mindestens 80 Prozent des Fondsvermögens in Wasser-Aktien investiert, das heißt in Unternehmen, die mindestens 25 Prozent des Umsatzes im Wassersektor erlösen?
Unter der Berücksichtigung des indirekten Bezugs zum Thema Wasser kann ich Ihre Frage eindeutig mit "Ja" beantworten. Ich nenne Ihnen ein einfaches Beispiel: Biolandwirtschaft schützt durch den verringerten Einsatz von Agrochemikalien das Grundwasser. Deswegen sind Produzenten von Bionahrungsmitteln in unserem Investmentuniversum. Nach unserem Verständnis lassen sich indirekt 100 Prozent des Umsatzes eines Bionahrungsmittelproduzenten dem Thema Wasserschutz zuordnen.
Apropos Beispiel: Können Sie uns erklären, welche Rolle das Impact Investing (also der soziale und ökologische Nutzen) bei Ihrem Fonds spielt? Vielleicht am Beispiel Wassereinsparung?
Nehmen wir mit dem Agrar-Sektor einen der wichtigsten Sektoren für die Menschheit. 70 Prozent der globalen Wassernachfrage kommt heute von der Landwirtschaft. Für uns sind Unternehmen interesseant, die Lösungen anbieten, mit denen im Agrar-Bereich der Anstieg der Wassernachfrage gedrosselt werden kann. Ein Beispiel sind hier intelligente Bewässerungssysteme. So ermöglicht die Tröpfchenbewässerung eine zielgenaue Bewässerung, die mehr als 50 Prozent Wasser einspart – im Gegensatz etwa zu Flutungen der Felder.
Sie wenden explizite Ausschlusskriterien bei Ihrem nachhaltigen Wasserfonds an. Wie kann man bei diesem eingeengten Universum noch Rendite erzielen?
Unabhängig von unserem Wasserfonds wenden wir bei allen nachhaltigen Fonds Ausschlusskriterien an, weil wir davon überzeugt sind, dass sie die Rendite unserer Fonds schützen – trotz eines leicht eingeengten Universums. Wir sind nicht schlecht damit gefahren, zum Beispiel keine Investments in Betreiber von Kernkraftwerken oder Hersteller von Dieselfahrzeugen zu tätigen.
In Bezug auf unseren Wasserfonds hat die Frage nur wenig Relevanz. Denn unser Anlageuniversum für den Wasserfonds besteht aus Firmen, die Lösungen anbieten, die Wassernachfrage zu senken oder den Wasserschutz zu verbessern. Nur wenige dieser Firmen verletzen unsere Ausschlusskriterien wie etwa die Produktion von Waffen.
Wie selektieren Sie die Aktien für Ihren Fonds? Und woher beziehen Sie die Daten für die Auswahl? Wer überwacht die Einhaltung der Anlagerichtlinien bei Swisscanto Invest?
Das Wasseruniversum wird durch das Nachhaltigkeitsresearch von Swisscanto Invest in einem mehrstufigen Analyseverfahren definiert. Zentral ist dabei die Frage, welchen Beitrag die Unternehmen zum Wasserschutz leisten. Nachhaltigkeitsaspekte wie zum Beispiel die Corporate Governance eines Unternehmens oder die CO2-Emissionen durchleuchten wir ebenfalls. Und eine regelmäßige Medienrecherche über die relevanten Unternehmen ergänzt den Prozess. Der Analyseprozess wird durch den Nachhaltigkeitsbeirat von Swisscanto Invest überwacht, der sich viermal pro Jahr trifft.
Für die finale Entscheidung, ob ein Titel des nachhaltigen Wasseruniversums in den Fonds aufgenommen wird, sind am Schluss die Portfoliomanager verantwortlich. Sie entscheiden, ob ein Unternehmen über- oder unterbewertet ist. Hierfür vergleichen sie den aktuellen Unternehmenswert mit dem inneren fairen Wert des Unternehmens. Den inneren fairen Wert leiten wir aus der Rendite auf das eingesetzte Kapital, den Kapitalkosten, dem Wachstum und den Eintrittsbarrieren ab.
Kommen wir zu den Chancen und Risiken: Ende Juni 2017 waren über 50 Prozent des Fondsvermögens in den USA investiert. Ist das angesichts von Trumps Wirtschafts- und Umweltpolitik nicht riskant? Wie realistisch ist es, dass das angekündigte Infrastruktur-Investitionsprogramm vom Trump bald kommt?
Gegenwertig ist die Wirtschaft in den USA in einer guten Verfassung. Wir rechnen nicht damit, dass die Politik der Trump-Administration unmittelbar eine Rezession auslöst. Für unseren Wasserfonds ist es entscheidend, dass wir keine konkreten Anzeichen dafür haben, dass die Umweltpolitik der Regierung Trump dazu führt, dass etwa die Anforderungen an die Trinkwasser- oder die Abwasserqualität in den USA gesenkt werden. Insofern sind Investitionen in den USA nicht riskant.
Zum Infrastruktur-Investitionsprogramm, das Donald Trump angekündigt hat: es kommt sicherlich später als erwartet oder womöglich gar nicht. Dies ist aber in den Aktienkursen bereits vorweggenommen worden.
Zu den größten Positionen im Fonds gehören zum Beispiel der französische (Ab-)Wasserspezialist Suez, Infrastruktur-Projektierer Stantec aus Kanada und der US-Innenausbauexperte Masco. Diese Auswahl leuchtet ein. Warum aber kommen auch Aktien von Unilever und Henkel für das Portfolio in Frage? Beide Unternehmen sind umstritten wegen des hohen Palmöl-Verbrauchs und der Abholzung von Regenwald.
Gegenwärtig halten wir Aktien weder von Unilever noch von Henkel im Fonds. Es ist aber korrekt, dass sie ein Teil unseres Universums sind. Unilever ist eines der ersten Unternehmen, das systematisch den Wasserfußabdruck seiner Produktion einschließlich der Lieferantenkette erfasst hat. Dies ist eine wichtige Pionierarbeit, um zu verstehen, wo der Wasserverbrauch überhaupt anfällt.
Henkel hat mit seinen Waschpulver-Produkten einen wichtigen Hebel, die Wassernachfrage zu senken. Denn durch den Einsatz effizienter Enzyme in Waschmitteln trägt Henkel dazu bei, dass der Wasserverbrauch und die Wassermenge beim Waschen deutlich gesenkt werden kann.
Bezüglich des Palmöls haben wir eine klare Haltung. Die Produktion von nicht nachhaltig produziertem Palmöl ist ein Ausschlusskriterium. Die Verwendung von Palmöl wird nicht ausgeschlossen, aber wir bevorzugen Unternehmen, die Palmöl verwenden, das sozial und umweltverträglich angebaut wird. Hier beziehen wir uns auf Kriterien (RSPO = Roundtable on Sustainable Palm Oil), die durch den WWF mitentwickelt wurden.
Außerdem findet sich auch der Betonhersteller Sika aus der Schweiz unter den Top-Positionen. Die Betonproduktion (aus Zement) gilt aber als sehr CO2-intensiv. Wieso investiert der Fonds in Sika?
Sika stellt Additive her, die es ermöglichen, dass Beton nicht wasserlöslich ist. Dazu folgendes Beispiel: Stellen Sie sich bitte einen Brückenpfeiler im Fluss vor. Es ist von größter Bedeutung, dass der Beton von Sika sicherstellt, dass das Flusswasser nicht verschmutzt wird. Dies ist auch absolut zentral für Bauten, die mit Grundwasser in Berührung kommen. Der Schutz des Wassers steht hier also im Vordergrund.
Themenwechsel: Glauben Sie generell, mit der Ausübung von Stimmrechten und mittels eines direkten Austauschs mit Unternehmen etwas bewirken zu können?
Vertreter von allen Unternehmen, die wir im Fonds-Portfolio berücksichtigen, sehen wir regelmäßig. Dabei kommunizieren wir unsere Wertvorstellungen und Erwartungen an das Management. Und auch die Ausübung unserer Stimmrechte nehmen wir wahr. Wir sind davon überzeugt, mit beiden Vorgehensweisen positiv auf Unternehmen einzuwirken und nachhaltige Entwicklungen zu forcieren.
Die Benchmark des Wasserfonds ist der MSCI World. Der Weltaktienindex hat sich seit der Lancierung vor zehn Jahren leicht besser entwickelt als der Fonds. Ist diese Benchmark überhaupt sinnvoll und wie lautet Ihre Zukunftsprognose für den Fonds?
Da es für unseren nachhaltigen Ansatz im Wassersektor keine adäquate Benchmark gibt, war es naheliegend, den MSCI World zu nehmen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass wir den Fonds nicht gegenüber dem MSCI World managen. Dies ist nicht möglich, da wir mit dem Wasserfonds im Wesentlichen in Wasserversorger und Industriewerte investieren und zum Beispiel den Finanz- oder Energiesektor komplett meiden. Die relative Performance zum MSCI World wird somit auch durch Sektoren bestimmt, in die wir aufgrund der thematischen Ausrichtung nicht investieren.
Dennoch haben wir das Ziel, langfristig besser als der MSCI World abzuschneiden. Unsere Investmenthypothese lautet, dass wir mit Unternehmen, die einen Beitrag zum Wasserschutz leisten, gleich oder besser performen wie der Gesamtmarkt. Wir sind hier optimistisch, da die Wasserknappheit eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist, die – auch – durch Unternehmen gelöst werden kann und muss.
Zusätzlich sind wir vom Wassersektor überzeugt, da er zu den wenigen Bereichen gehört, der durch keine technologischen Umwerfungen grundsätzlich bedroht ist, wie zum Beispiel der Verbrennungsmotor durch die Elektromobilität. Auch in 20 oder 50 Jahren wird mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit Wasser ähnlich gereinigt und transportiert wie heute – nur effizienter.
Was zeichnet den Fonds im Vergleich mit ähnlichen nachhaltigen Produkten anderer Asset Manager aus?
Bezüglich Nachhaltigkeit stellen wir die Frage in den Mittelpunkt, welche Firmen die Wassernachfrage senken beziehungsweise den Wasserschutz vorantreiben. Wir sind davon überzeugt, dass bei langfristig erfolgreichen Wasserinvestments der Umweltnutzen eine notwendige Bedingung für das zukünftige Gewinnwachstum ist. Da das Wasserthema die Gewinnentwicklung bei den Unternehmen im Fonds dominieren soll, haben wir viele "Pure Plays" im Bereich klein und mittelgroß kapitalisierter Unternehmen. Und damit heben wir uns von anderen Asset Managern ab.
Abschließende Frage: Für welchen Anlegertyp ist der Fonds besonders empfehlenswert?
Der Fonds eignet sich für Investoren, die mit ihrem Investment, neben der Rendite, eine zukunftsweisende Wirkung erzielen wollen: Wasserschutz. Generell ist das Risiko-Renditeprofil vergleichbar mit einem breit angelegten globalen Aktienfonds. Wir empfehlen den Fonds als attraktiven Baustein zur Beimischung im Portfolio. Investoren sollten dabei einen langfristigen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren haben.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Wagner.