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Worauf achten Projektierer beim Einkauf von Windkraftanlagen? - ECOreporter.de-Interview mit Marie-Luise Pörtner, juwi




ECOreporter.de: Worauf achten Sie bei der Auswahl der Anlagen für Windkraftprojekte von juwi? Was ist Ihnen besonders wichtig?

Marie-Luise Pörtner: Besonders wichtig sind uns zuverlässige Geschäftspartner, die qualitativ hochwertige Produkte zu guten Preisen liefern können. Als Planer legen wir darüber hinaus großen Wert auf qualifizierte Unterstützung durch den Hersteller in der Planungs- und Genehmigungsphase, auf die Einhaltung von vereinbarten Lieferfristen und eine gewisse Flexibilität in der Abwicklung. Von großer Bedeutung ist auch das Preis-Leistungsverhältnis im Hinblick auf den Service des Herstellers während der über 20-jährigen Betriebszeit der Anlage.

ECOreporter.de: Inwiefern unterscheiden sich bei der Technik die Windturbinen von verschiedenen Herstellern? Gibt es gravierende Unterschiede?

Pörtner: Ein grundlegender Unterschied besteht natürlich zwischen getriebelosen Anlagen und Anlagen mit Getrieben; entscheidend ist aber immer die Qualität und Lebensdauer bzw. Haltbarkeit einzelner Komponenten (z.B. Getriebe, Rotorblätter etc.).

ECOreporter.de: Eine Frage zu einzelnen Anbietern: was zeichnet konkret Anlagen von Enercon aus, was Anlagen von Vestas?


Pörtner: Enercon-Anlagen zeichnen sich vor allem durch eine sehr hohe Zuverlässigkeit im Betrieb aus. Zudem bewegen sich die Lieferbedingungen sowohl bei Enercon als auch bei Vestas in einem vertretbaren Rahmen.

ECOreporter.de: Zum Preis-Leistungs-Verhältnis: Inwiefern unterscheiden sich die Windturbinen von verschiedenen Herstellern? Gibt es gravierende Unterschiede?

Pörtner: Der Anlagenmarkt war in den vergangenen Jahren ein reiner Verkäufermarkt, d.h. die Preise für Windenergieanlagen wurden in erster Linie durch die hohe Nachfrage bestimmt und weniger durch die Herstellungskosten. Vor diesem Hintergrund ist entscheidend, was man für diesen (hohen) Preis bekommt, sprich, welche Leistungen und welche Qualität der Hersteller bietet.

ECOreporter.de: Gibt es Referenzlisten, an denen Sie sich orientieren können, um sich für einen bestimmten Anbieter oder Anlagentyp zu entscheiden, oder sonstige Quellen jenseits der Anbieter, um die Produkte, Preise und Leistungsvermögen der Anlagen beurteilen und vergleichen zu können?

Pörtner: Als erfahrener Projektierer, der seit fast 15 Jahren im Windgeschäft tätig ist, können wir zunächst einmal auf unsere eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit verschiedenen Herstellern zurückgreifen. Zusätzlich stehen wir im kontinuierlichen Austausch mit anderen Projektentwicklern und Betreibern sowie mit Investoren, Banken und Versicherungen.

ECOreporter.de: Mischen Sie die Anlagen bei einem Projekt oder ist es sinnvoller, für ein Projekt auf einen Anbieter zu setzen?

Pörtner: Es ist aus einer Vielzahl von Gründen heraus auf jeden Fall sinnvoller, ein Projekt mit Anlagen eines Anbieters zu realisieren. In der Vergangenheit gab es aber durchaus Standorte, bei denen wir mit unterschiedlichen Herstellern zusammen gearbeitet haben; das ist dann der Fall, wenn Standorte über mehrere Jahre realisiert werden – wie zum Beispiel der von juwi entwickelte Windpark „Rheinhessen/Pfalz“ mit 28 Anlagen und einer Gesamtleistung von 32,9 Megawatt. Die ersten Anlagen für dieses Projekt wurden im April 1997 aufgestellt, die letzten im März 2004. In diesen sieben Jahren hat sich natürlich einiges getan in der Windenergie-Technologie.

ECOreporter.de: Inwiefern unterscheiden sich die Lieferfristen der Windturbinenbauer?

Pörtner: Je nach Hersteller, Anlagentyp, Land und Nachfrage auf dem Weltmarkt und können die Lieferfristen auch bei ein und demselben Hersteller stark variieren.

ECOreporter.de: Wie stark ist derzeit die Position eines Käufers bei den Verhandlungen mit Anlagenbauern, inwiefern gibt es generell Verhandlungsspielräume - etwa bei Vorauszahlungen?

Pörtner: Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Windrädern weltweit mittel- und langfristig unverändert hoch bleiben bzw. weiter steigen wird, so dass der Spielraum für umfangreiche Verhandlungen auch weiterhin klein bleiben wird. Im Zuge der Finanzkrise und der Zunahme der Hersteller erleben wir derzeit jedoch aus Käufersicht eine zumindest temporäre Entspannung.

ECOreporter.de: Wie haben sich die Preise für Windkraftanlagen in den letzten Jahren entwickelt?

Pörtner: Die Preise sind aufgrund der hohen Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen, was aus unserer Sicht jedoch weniger mit steigenden Rohstoffkosten (Stahl, Kupfer etc.) zu tun hatte, als mit der hohen Nachfrage.


ECOreporter.de: In welcher Währung werden Windturbinen bezahlt?

Pörtner: Das hängt in der Regel davon ab, wo die Anlagen gefertigt werden, aus juwi-Sicht vor allem in Euro.


ECOreporter.de: Wie werden sich die Preise in Zukunft entwickeln und welche Auswirkungen hat das für die Projektierer?

Pörtner: Kurzfristig werden die Preise angesichts der durch die Finanzkrise bedingten stagnierenden Nachfrage etwas nachgeben. Mittel- und langfristig erwarten wir jedoch aufgrund der weltweit hohen Nachfrage nach Windenergie trotz zunehmender Konkurrenz unter den Herstellern und der Steigerung der Fertigungskapazitäten (sowie der dadurch entstehenden Skaleneffekte) ein weiterhin hohes Preisniveau. Für uns als Projektierer kommt es daher darauf an, gute Windstandorte zu finden und zu entwickeln bzw. aus den Standorten mit dem optimalen Anlagentyp und großen Nabenhöhen den größtmöglichen Ertrag zu erzielen. Von besonderem Interesse für juwi sind daher Anlagenhersteller, die große Nabenhöhen anbieten.

ECOreporter.de: Frau Dr. Pörtner, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildhinweis: Marie-Luise Pörtner, juwi-Windpark in Frankreich / Quelle: Unternehmen
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