Fonds / ETF

„Wir wenden strenge Ausschlusskriterien ohne Toleranzschwelle an.“ - Interview mit Gerhard Wagner, Swisscanto-Fondsmanager

Im vergangenen Jahr hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Swisscanto-Gruppe aus Bern übernommen. Beide sind Pioniere des nachhaltigen Investments. Welche Auswirkungen hatte der Zusammenschluss auf die Nachhaltigkeitsfonds von Swisscanto? Wie funktioniert seither das Zusammenspiel von Nachhaltigkeitsresearch und Fondsmanagement? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt Gerhard Wagner, mitverantwortlicher Manager diverser nachhaltiger Swisscanto-Fonds und Leiter des Teams ESG-Solutions des Asset Managements der ZKB. Das Kürzel ESG steht für die Nachhaltigkeitsaspekte Ökologie, Soziales und Governance. Wir hatten im Dezember 2014 über die Übernahme  berichtet.

Swisscanto gehört zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld Köln, die am 21. November im Gürzenich stattfindet. Bei freiem Eintritt können sich die Besucher hier über ethisch-ökologisch einwandfreie Investment-Angebote informieren. Abgerundet wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um das „grüne Geld“. Näheres zu der Veranstaltung lesen Sie  hier.   


ECOreporter: Was hat sich für Swisscanto durch die Integration in den Konzern der Zürcher Kantonalbank (ZKB) verändert?

Gerhard Wagner:  Wir sind durch die Zusammenführung einer der größten Asset Manager in der Schweiz geworden. Das betrifft sowohl das verwaltete Anlagevermögen als auch die Anzahl der Mitarbeiter im Asset Management. Wir sind jetzt generell breiter aufgestellt, was insbesondere vor dem Hintergrund wachsender regulatorischer Anforderungen ein Vorteil gegenüber 'kleineren' Asset Managern ist.

ECOreporter: Welche Rolle spielt das nachhaltige Investment in der neuen Konstellation? Wie groß ist das nachhaltig verwaltete Anlagevermögen?

Gerhard Wagner:  Nachhaltige Anlagen hatten bereits vor dem Zusammenschluss in beiden Häusern jeweils eine hohe Bedeutung. Wir sind seit Jahren etablierte Anbieter für nachhaltige Fonds.

Nach der Integration spielen die nachhaltigen Anlagelösungen eine weiterhin sehr wichtige Rolle. Wir verfügen über ein 13 köpfiges, erfahrenes ESG-Solutions-Team mit hohem Know-how.

Aktuell umfasst das nachhaltige verwaltete Anlagevermögen mehr als fünf Milliarden Euro. Des Weiteren integrieren wir ESG-Kriterien in die traditionelle Aktienanalyse, die für die herkömmlichen Aktienfonds die Grundlage ist.

ECOreporter: Beide Unternehmen sind schon seit langem im Bereich Nachhaltiges Investment aktiv. Inwiefern unterschieden oder ergänzen sich diese Aktivitäten und die Auffassungen von nachhaltiger Geldanlage?

Gerhard Wagner:  Beide Häuser hatten bereits vor der Integrierung eine gemeinsame Geschichte im Bereich Nachhaltigkeit. Die Bank war seit der Lancierung des ersten nachhaltigen Aktienfonds im Jahr 1998 bis 2011 für das Nachhaltigkeitsresearch von Swisscanto und die somit verwalteten Luxemburger Publikumsfonds mitverantwortlich. Deswegen ist die Auffassung, welche Aspekte bei nachhaltigen Geldanlagen berücksichtigt werden müssen, in unserem Unternehmen weitgehend deckungsgleich. Insgesamt ist die heutige große Nachhaltigkeitsexpertise im Research sicherlich ein Wettbewerbsvorteil.

ECOreporter: Beide Gesellschaften hatten vor Jahren ein gemeinsames Nachhaltigkeitsresearch aufgebaut. Wo liegen hier heute noch die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede? Werden diese Aktivitäten verschmolzen oder gibt es keinerlei Verbindung?

Gerhard Wagner:  Wir hatten bereits früher mit externen Research-Partnern zusammengearbeitet. In Zukunft nutzen wir weiterhin externe Datenprovider und können nun dank der höheren 'Man-Power' mit entsprechender Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich in unserem eigenen Haus die Daten im Portfolio Management „veredeln“.

ECOreporter: Welche Auswirkungen hat der Zusammenschluss für die nachhaltigen Anlageangebote von Swisscanto? Was umfasst dieses Angebot, wird es kleiner oder größer?

Gerhard Wagner:  Alle Swisscanto-Publikumsfonds, also die Portfolio Funds Green Invest mit verschiedenen Aktienquoten sowie die drei thematischen Aktienfonds zu den Bereichen Wasser, Klimaschutz und Emerging Markets, bleiben bestehen und das Angebot ist damit unverändert umfassend.

ECOreporter: Stehen bei den nachhaltigen Anlageprodukten Abläufe auf dem Prüfstand? Verändert sich durch den Zusammenschluss das Zusammenspiel von Nachhaltigkeitsresearch und Fondsmanagement bei Swisscanto?

Gerhard Wagner:  Die Abläufe werden naturgemäß regelmäßig überprüft. Momentan ist es das größte Ziel, unsere gewachsenen personellen Ressourcen möglichst effizient zu nutzen, damit das Fondsmanagement optimal vom Nachhaltigkeitsresearch profitieren kann. Zudem gewinnt es an Bedeutung, dass auch Manager der 'herkömmlichen' Fonds künftig Zugriff auf die Nachhaltigkeitsspezialisten erhalten, da nachhaltige Aspekte generell immer wichtiger werden.

ECOreporter: Welche Rolle werden Beiräte in der Zukunft bei der Zusammensetzung von nachhaltigen Anlageuniversen spielen?

Gerhard Wagner:  Beiräte behalten eine wichtige Rolle, besonders bei der Begleitung von Research-Prozessen bei der Aktien- und Anleihenselektion. Des Weiteren werden die Beiräte bei der Neuentwicklung von Produkten integriert. Wir sind der Meinung, dass Beiräte für den gesamten Nachhaltigkeitsprozess unabdingbar sind.

ECOreporter: Swisscanto-Fonds zeichnen sich durch umfassende Ausschlusskriterien aus. Bleibt es dabei? Wenn nein, was ändert sich?

Gerhard Wagner:  Es bleibt dabei. Zugleich überprüfen wir regelmäßig die Ausschlusskriterien und passen bei Bedarf diese auf Entwicklungen an.

ECOreporter: Sie setzen auf Ausschlusskriterien ohne Toleranzschwelle. Wie können Sie garantieren, dass ein Unternehmen in ihrem nachhaltigen Anlageuniversum wirklich keine Einnahmen in Bereichen erzielt, die Sie für tabu erklären?

Gerhard Wagner:  Unser Anspruch ist tatsächlich die Einhaltung strenger Ausschlusskriterien ohne Toleranzschwelle. Dafür prüfen wir, dass wir nicht in Unternehmen investieren, die mit ihren direkten operativen Aktivitäten Ausschlusskriterien verletzen. Wir durchleuchten die Unternehmen daher sehr genau, um die korrekte Umsetzung zu gewährleisten.

ECOreporter: Wie funktioniert die Produktanalyse bei Ihnen und wo liegt ihr Nutzen?

Gerhard Wagner:  Die Produktanalyse findet parallel zur ESG-Analyse statt. Dabei ist uns wichtig, dass das Produkt oder die Dienstleistung einen Beitrag leistet, der die nachhaltige Entwicklung unterstützt. Es ist also entscheidend, wie und was produziert wird. So ist natürlich ein Streubombenhersteller tabu, selbst wenn er gegenüber Personal und Zulieferern bestes Verhalten an den Tag legen würde. Oder beispielsweise beim Thema Stromerzeugung: Unternehmen, die helfen die Stromnachfrage zu senken überzeugen uns mehr als ein Kohlekraftwerk. In diesen Aspekten liegt der Nutzen der Produktanalyse.

ECOreporter: Herr Wagner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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