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„Wir schließen alle Werte aus dem Bereich fossile Energie aus“ - Interview mit Markus Güntner, Swisscanto Asset Management AG
ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft der Swisscanto Asset Management? Was unterscheidet sie von anderen Fondsvertrieben und Initiatoren nachhaltiger Fonds?
Markus Güntner: Als ausgewiesener Spezialist entwickelt Swisscanto, Gemeinschaftsunternehmen und Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken, Anlage- und Vorsorgelösungen für private Anleger, Firmen und Institutionen. Wie verfügen über mehr als zehn Jahre Erfahrung bei nachhaltigen Geldanlagen. Dabei haben unsere Green Invest-Fondsprodukte überdurchschnittliche Resultate erzielt. Die im Marktvergleich besonders strengen Ausschlusskriterien und das breite Angebot nachhaltiger Fonds unterscheiden Swisscanto von anderen Fondsvertrieben.
ECOreporter.de: Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung bis heute entwickelt?
Güntner: In der Schweiz ist Swisscanto mit 8 Prozent Marktanteil ein starker Investmentfondsanbieter, Vermögensverwalter und Anbieter von Vorsorgelösungen. Insgesamt werden 44 Milliarden Euro verwaltet (Stand 30.06.2010), davon 36 Milliarden Euro in 121 Publikumsfonds. In Deutschland sind 71 Fonds zum Vertrieb zugelassen, darunter sämtliche Nachhaltigkeitsfonds. Die Palette der unserer nachhaltigen Anlageprodukte reicht vom reinen Renten-über Misch- bis zum Aktienfonds. Hinzu kommen drei nachhaltige Themenfonds zu Klimaschutz, Wasser und Emerging Markets.
ECOreporter.de Wie wirkte sich die Finanzkrise 2008 auf die Entwicklung aus?
Güntner: Die Finanzkrise hat Swisscanto wie jeden Fondsanbieter auch getroffen und die Performance diverser Fonds litten darunter. Positiv ist aber anzumerken, dass der Nettomittelzufluss auch in dieser Phase ein positiv war.
ECOreporter.de: Was erhoffen Sie sich von der Messe Grünes Geld 2010 in Freiburg?
Güntner: Aus den Vorjahren ist bekannt, dass sich in Freiburg ein fachkundiges Publikum tummelt, das ganz bewusst nachhaltige Geldanlagen wünscht. Ich hoffe daher wieder auf einen regen Besuch mit interessanten Gesprächen. Jede spezialisierte Veranstaltung ist wichtig, um die grünen Investments tiefer ins Bewusstsein der Anleger zu bringen und der Branche weiteren Auftrieb zu geben.
ECOreporter.de: Was wollen Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren?
Güntner: Das Thema "Emerging Markets" ist zu Recht in aller Munde. Wir haben bereits vor zwei Jahren als einer der ersten Anbieter auf diesen Langfristtrend reagiert und einen nachhaltigen Aktienfonds lanciert. Deshalb steht der "Swisscanto (LU) Equity Fund Green Invest Emerging Markets B" im Mittelpunkt unserer Präsentation auf der Messe.
ECOreporter.de: Viele Aktien von Erneuerbare-Energien-Unternehmen stecken im Tief. Wie ist dies aus ihrer Sicht zu erklären und wie wird sich diese Assetklasse weiterentwickeln Welche Folgen ergeben sich aus dieser Situation für Swisscanto Asset Management?
Güntner: Nach vielen Jahren, in der die Kurse von Werten dieser Branche fast nur den Weg Richtung Norden kannten, musste einmal auch ein Rückschlag kommen. Sie litten besonders unter der Finanzkrise. Davon haben sich zahlreiche Werte noch nicht erholt. Dennoch sollte langfristig der Boom der Erneuerbaren Energien weiter gehen. Täglich hören wir Meldungen von neuen Solar- und Windparks auf der ganzen Welt. Der Umbau von fossilen Energieträgern zu den erneuerbaren wird nicht mehr zu stoppen sein. Für unser Management sind es daher häufig günstige Einstiegskurse, die es zu nutzen gilt. Gemäß des Fondsmanagers Pascal Schuler lohnt sich immer häufiger der Blick nach Asien.
ECOreporter.de: Auf welche zukünftigen Marktherausforderungen haben Sie sich wie eingestellt? Was wird die Vertriebskultur von nachhaltigen Finanzprodukten künftig wie beeinflussen?
Güntner: Finanzberater sind sicher ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der nachhaltigen Geldanlagen. Deshalb bieten wir Banken und freien Beratern Schulungen an, um das Thema intensiv zu beleuchten und den Vertriebserfolg zu unterstützen. Wir merken bei unseren täglichen Gesprächen, dass es in punkto Fachwissen noch Defizite in der Breite gibt. Aber mit dem zunehmenden Anlegerinteresse wird sich das mittelfristig ändern. Ein Meilenstein wäre es, wenn in den Beratungsprotokollen generell die Frage nach dem Aspekt Nachhaltigkeit gestellt würde. In dieser „nachhaltigen“ Kundenansprache steckt noch viel Potenzial.
ECOreporter.de: Trotz laufender Ankündigungen tritt der internationale Klimaschutz derzeit auf der Stelle. Wie bewerten Sie diese Situation als Vertrieb von Klimafonds? Welche Entwicklung erwarten Sie in diesem Bereich und was bedeutet es für die Klimaaktien, die Sie in ihren Fonds haben?
Güntner: Die Ergebnisse der internationalen Klimakonferenzen sind regelmäßig unbefriedigend. Aber auf nationaler Ebene geschieht sehr viel beim Klimaschutz. China sei genannt mit seinen Konjunkturprogrammen. Deshalb sehe ich nicht schwarz beim Klimaschutz und ein solches Produkt als Depotbeimischung als sehr sinnvoll an. Unternehmen, die im Klimaschutz tätig sind, werden von den weltweiten Bemühungen zur Eindämmung der Erderwärmung profitieren und Anleger an deren Entwicklungen teilhaben. Ich erwarte, dass Klimafonds auch künftig eine gute Rolle im Vertrieb spielen werden.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen künftig entwickeln?
Güntner: Das Wachstum des Marktes für nachhaltige Geldanlagen wird sich fortsetzen. Die aktuell veröffentlichten Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen bestätigen erfreulicherweise die wachsende Nachfrage. Zudem glaube ich, dass sich langsam die Spreu vom Weizen trennt. Damit meine ich: die glaubwürdigen Anbieter werden Volumenzuwächse erfahren und die Fondsvolumen der Anbieter, die lediglich aus Marketinggründen nachhaltige Fonds aufgelegt haben, werden stagnieren. Wir sind zufrieden, dass das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile permanent im Blickpunkt der Medien steht. Damit wächst das Anlegerinteresse kontinuierlich. Und angesichts des gesamten Fondsvermögens in Deutschland besteht bei nachhaltigen Fonds enormer Nachholbedarf, so dass wir noch viele Anleger für das Thema Nachhaltigkeit gewinnen können.
ECOreporter.de: Was raten Sie Privatanlegern, die erstmals im Bereich nachhaltige Investments einsteigen möchten?
Güntner: Ein Anleger muss zuerst seine eigenen Ansprüche in punkto Nachhaltigkeit definieren und dann das passende Produkt wählen. Das ist nicht leicht, da das Vergleichen nachhaltiger Fondsprodukte komplexer ist als bei zahlreichen herkömmlichen Investmentfonds. Denn von Anbieter zu Anbieter werden verschieden strenge Nachhaltigkeitskriterien verwendet. Der BP-Skandal hat gezeigt, welche so genannten Nachhaltigkeitsfonds diesen Wert im Portfolio hatten und haben. Wer nur nach dem „best-in-class-Ansatz“ vorgeht, nimmt auch aus einer nicht nachhaltigen Branche den vermeintlich nachhaltigsten Wert. Wir bei Swisscanto schließen generell alle Werte aus, die dem Bereich Gewinnung aus fossilen Energieträgern zuzuordnen sind. Anleger sollten als Einstieg auf jeden Fall einen Fonds wählen, der breit über sämtliche Branchen streut. Vom persönlichen Risikoprofil hängt es dann ab, ob es ein Renten-, Misch- oder Aktienfonds sein soll.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Swisscanto Asset Management ist Silbersponsor der Messe Grünes Geld im Historischen Kaufhaus in Freiburg. Die für Besucher kostenlose Veranstaltung bietet Fachleuten wie Privatanlegern einen Überblick über aktuelle Trends und Angebote am nachhaltigen Finanzmarkt.