Nachhaltige Aktien, Meldungen

„Wir planen die Ausgabe neuer Bürgerwindaktien“ – Alexander Koffka, ABO Invest AG

2014 war kein gutes Windjahr. Was das für die Anleger der Aktie der ABO Invest AG bedeutet, erklärt Alexander Koffka aus deren Geschäftsleitung im Interview. Was unterscheidet ihre "Bürgerwindaktie" von anderen Windaktien? Gibt es weitere Kapitalanlagen-Angebote von ABO Invest? Auch dazu und zum Ausschreibungsmodell, dass ab 2017 die staatlich garantierte Einspeisevergütung für Windstrom ablösen soll, nimmt Koffka Stellung.

Die ABO Invest AG aus Wiesbaden betreibt Windparks in Deutschland, Frankreich, Irland und Finnland. Sie zählt zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld Köln, die am 21. November im Gürzenich in Köln stattfindet. Bei freiem Eintritt erwartet die Besucher zusätzlich zur Ausstellung noch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um nachhaltige Geldanlagen. Finanzprofis wie Neulinge können sich hier umfassend über neue Trends, Entwicklungen und Angebote am nachhaltigen Kapitalmarkt informieren (mehr zur Messe lesen Sie  hier).


ECOreporter.de: ABO Invest betreibt im Kerngeschäft Windparks. 2014 war ein schwaches Windjahr. Wie wirkte sich das auf die ABO Invest AG und ihre Anleger aus?

Alexander Koffka:  Unsere Windparks haben 2014 in Summe 8 Prozent weniger Strom produziert als in einem durchschnittlichen Windjahr zu erwarten gewesen wäre. Heruntergerechnet auf die einzelne Aktie entspricht das einer Einbuße um fünf Cent. Entsprechend ist der Kurs an der Börse in diesem Jahr weniger gestiegen als in den Vorjahren. 2015 kommen wir voraussichtlich auf eine Wertentwicklung von gut 6 Prozent, in früheren Jahren waren es um die 8 Prozent.  

ECOreporter.de: Die Bundesregierung will die feste Einspeisevergütung für Ökostrom abschaffen. Ab 2017 sollen Windkraft-Bauvorhaben über Ausschreibungen der Bundesnetzagentur vergeben werden. Was bedeutet diese Umstellung für ABO Invest?

Koffka:  ABO Invest ist eine reine Betreibergesellschaft. Das heißt, wir kaufen Windparks erst, wenn alle Genehmigungen vorliegen und klar ist, wie die Vergütung aussieht. Insofern wird sich die Umstellung auf Ausschreibungsverfahren nicht auf unser Geschäft auswirken. Um es salopp zu sagen: Wir kommen erst ins Spiel, wenn dieser Käse gegessen ist.

ECOrepoter.de: Kritiker befürchten, das geplante Ausschreibungsmodell sei eine Gefahr für kleinanlegerfinanzierte Bürgerwindparks. Wie bewerten Sie das?

Koffka:  Für Bürgergenossenschaften, die sich selbst als Projektentwickler betätigen, wird es noch komplexer und riskanter. Der Wechsel auf das Ausschreibungssystem verstärkt einen ohnehin vorherrschenden Trend. Deswegen meidet zum Beispiel ABO Invest grundsätzlich die mit der Entwicklung von Windparks verbundenen Risiken. Ich erwarte, dass auch andere Beteiligungsmodelle für Bürger sich auf den eigentlichen Betrieb beschränken werden. Das ist aus meiner Sicht die passende Form der Beteiligung von Kleinanlegern, die durch Ausschreibungen nicht in Frage gestellt wird.


ECOreporter.de: Wie funktioniert die Bürgerwindaktie von ABO Invest und wie unterscheidet sich diese Aktie von klassischen Windaktien, wie Nordex oder Vestas?  

Koffka:  Die Wertschöpfungskette der Windkraft hat mehrere Glieder, an denen sich Anleger mittels Aktien beteiligen können. Vestas und Nordex sind börsennotierte Anlagenhersteller. Wer Aktien von PNE, Energiekontor oder ABO Wind kauft, ist bei einem Projektentwickler engagiert. Mit ABO Invest beteiligen sich Anleger am Betrieb von laufenden Windparks. Dieses Geschäftsmodell ist mit weniger Risiken und Chancen verbunden als die anderen. Deswegen entwickelt sich der Aktienkurs in der Regel stetiger. Die Ausschläge nach oben und unten waren bisher jedenfalls klein. Insofern halten wir dieses Geschäftsmodell für gut geeignet, um auch kleinere Anleger zu beteiligen. Daher der Name „Bürgerwindaktie“.

ECOreporter.de: Plant die ABO Invest AG in nächster Zeit die Ausgabe neuer Aktien?

Koffka:  ABO Invest gibt regelmäßig neue Aktien aus, um das Eigenkapital zu stärken und neue Windparks zu erwerben. Das planen wir auch für das erste Quartal 2016. Da die Ausgabe der neuen Aktien zu einem Preis knapp oberhalb des dann aktuellen Börsenkurses erfolgen wird, lohnt es sich für Anleger nicht, auf eine Kapitalerhöhung zu warten. Der Einstieg in die Aktie ist jederzeit über die depotführende Bank möglich.

ECOreporter.de:  Aktuell bietet ABO Invest neben der Bürgerwindaktie auch ein Nachrangdarlehen zu einem Bürgerwindpark an (lesen Sie dazu diesen   ECOanlagecheck). Worum geht es dabei, können Anleger noch einsteigen?

Koffka:  Noch bis Ende Dezember können Anleger der ABO Invest ein Nachrangdarlehen bis Ende 2024 zur Verfügung stellen. Der Zinssatz beträgt 4,5 Prozent jährlich. Das Angebot ist für Leute gedacht, die Vorbehalte gegen Aktien haben und sich trotzdem am Betrieb von Windparks beteiligen möchten.


ECOreporter.de: Planen Sie weitere für die nächste Zukunft vergleichbare Beteiligungsangebote?


Koffka: Aufgrund veränderter Gesetze wird es künftig aufwendiger und damit teurer, solche Beteiligungsangebote aufzulegen. Wenn wir den Eindruck haben, dass eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist, würden wir trotzdem wieder etwas anbieten. Eine konkrete Planung gibt es derzeit aber nicht.


ECOreporter.de: Crowdinvesting ist auch am nachhaltigen Kapitalmarkt ein Trend. Ist das auch eine Option für ABO Invest?
Koffka:  Eigentlich passt Crowdinvesting zu weniger etablierten Anlagegütern. Windkraft ist ein reifer Markt, auf dem sich Investoren aller Arten tummeln. Wegen der oben erwähnten strengeren gesetzlichen Regulierungen für andere Anlageformen ist dennoch zu vermuten, dass Crowdinvesting an Bedeutung gewinnen wird – auch für uns.

ECOreporter.de: Die ABO Invest AG ist auch im Ausland sehr aktiv. Welcher Auslandsmarkt ist Ihr wichtigster und warum?


Koffka:  Wir haben in diesem Jahr unseren ersten finnischen Windpark erworben. Mit dem aus zwei Anlagen (Vestas vom Typ V126) bestehenden Projekt Haapajärvi sammeln wir seit dem Sommer Erfahrungen, um auf dieser Basis unser Engagement dort auszuweiten. Prinzipiell ist es unser Ziel, Risiken zu streuen und keine Klumpen zu bilden. Daher bauen wir das Engagement in Deutschland, Frankreich und Irland möglichst gleichmäßig aus. Allerdings liegen Windparks nicht auf der Straße und man muss immer schauen, welche Investitionsmöglichkeiten sich gerade bieten und ob sie ins Portfolio passen.
Bild: ABO Invest betreibt unter anderem diesen Windpark in Irland. / Foto: Unternehmen


ECOreporter.de: Gibt es neue Auslandsmärkte, die in nächster Zukunft für ABO Invest interessant sind?

Koffka:  Grundsätzlich fänden wir die Erweiterung auf ein fünftes Land gut – sofern die Bedingungen (Rechtssicherheit, zuverlässige Vergütung, Windhöffigkeit etc.) stimmen. Kurzfristig ist da nichts in Sicht, so dass die nächsten Projekte wohl in unseren bisherigen Märkten liegen werden.

ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Koffka

ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA
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