Erneuerbare Energie

„Wir glauben, dass die Krise mittelfristiger Natur ist“ – ECOreporter.de-Interview mit Alois Flatz, zouk ventures, London

Alois Flatz ist Partner bei zouk ventures. Das Risikokapital-Unternehmen finanziert Umweltechnologie- und Erneuerbare-Energie-Unternehmen. Flatz war von 1996 bis 2004 „Head of Research“ bei SAM in Zürich – der Gesellschaft, die den Dow Jones Sustainability-Index ins Leben gerufen hat. Mit ECOreporter.de sprach Flatz über seine Strategie bei Investments, die Auswahl der richtigen Unternehmen und die Konsequenzen, die er für sein Investment-Verhalten aus der Finanzkrise zieht.


ECOreporter.de: Herr Flatz, in welchem Umfang hat zouk Ventures in Erneuerbare Energien investiert?
Alois Flatz: Wir managen derzeit (2/2009) zwei Fonds: Zum einen den Cleantech Europe Fund I; er investiert in Umwelttechnologieunternehmen. Sein Volumen liegt derzeit bei 88 Millionen Euro. Zum anderen den zouk Solar Fund mit 52 Millionen Euro Volumen, der in Solarprojekte investiert.

In wenigen Wochen werden wir mit dem Nachfolgefond Cleantech Europe II so weit sein, dass wir weitere 200 Millionen Euro investieren können.


ECOreporter.de: Warum halten Sie Erneuerbare Energie für so interessant?
Flatz: Wir sehen im Bereich Umwelttechnologien und Erneuerbare Energien die größte Investitionschance des 21. Jahrhunderts!



ECOreporter.de: Woher erwarten Sie die Impulse für weitere Entwicklungen bei den Erneuerbaren Energien?
Flatz: Es gibt eine Vielzahl von Treibern für die Entwicklung: Die Erneuerbaren Energien werden zunehmend unter dem Blickwinkel der Energiesicherheit gesehen. Sie sollen auch helfen, den Klimawandel aufzuhalten. In vielen Ländern wurde zudem in den letzten Jahren ein wirksames gesetzliches Umfeld zur Förderung der Erneuerbaren Energien geschaffen. Schließlich wächst die weltweite Energienachfrage. Langfristig werden die Energiepreise steigen, gleichzeitig sinken die Stückkosten (in Euro pro Kilowattstunde) für Strom aus Erneuerbaren Energien. Das hebt ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter an.



ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie für besonders aussichtsreich?
Flatz: Viel versprechend sind nach unserer Einschätzung die Energieerzeugung aus Wind und Wasser, die zweite Generation der Biomassenutzung und längerfristig auch die Solarenergie. Die dezentrale Energiegewinnung und die Energieeffizienz werden weitere Bedeutung erlangen. Interessante Themen sind ferner das ökologische Bauen, die Energiegewinnung aus Abfällen (in Verbindung mit Abfallmanagement und Recycling) sowie das sogenannte „Smart Metering“ und „Smart Grid“. Das sind intelligente Techniken, die den Stromverbrauch online erfassen und die Stromproduktion steuern, also das so genannte Lastmanagement.



ECOreporter.de: Legen Sie bei den Investments Schwerpunkte auf bestimmte Regionen? Wie lange halten Sie Ihre Investments?
Flatz: Zu etwa zwei Drittel investieren wir in Europa. Die Beteiligungen halten wir in der Regel drei bis fünf Jahre. Im Cleantech Fund I investierten wir zu 50 Prozent in deutsche Unternehmen.



ECOreporter.de: Welche Risiken bergen Investments in Erneuerbaren Energien und Umwelttechnologie nach Ihrer Erfahrung?
Flatz: Die Entwicklungsprozesse für neue Technologien sind manchmal lang und kostspielig. Beispiele dafür sind die Wellenenergie oder die Brennstoffzelle. Nicht immer sind die neuen Technologien in ausreichendem Masse marktfähig. Manchmal gelingt der Markteintritt nur unter der Voraussetzung, dass entsprechende Förderungen verfügbar sind. Probleme können auch im Bereich der Projektfinanzierung entstehen, wenn nämlich diese nicht oder unzureichend zur Verfügung steht. Und schließlich gibt es so genannte „Schweinezyklen“: ein Wechselspiel von Über- und Unterkapazität des Angebotes.



ECOreporter.de: Wann ist ein Erneuerbare-Energie-Unternehmen für Sie interessant?
Flatz: Das Unternehmen muss einen Jahresumsatz von mindestens zwei Millionen Euro erwirtschaften oder entsprechende verbindliche Aufträge vorweisen können. Es muss ein großes Marktpotential für die Dienstleistungen oder Produkte des Unternehmens geben, und die Produkte sollten technisch ausgereift sein.

Wir legen Wert auf ein erfahrenes Management. Die persönliche Zusammenarbeit zwischen uns als Investor und dem Management bildet die Basis jedes Engagements. Das investierte Kapital soll vornehmlich zum Wachstum des Unternehmens dienen und nicht dazu, Altaktionäre herauszukaufen.

Wir erwarten ein Renditepotential von mindestens 25 Prozent jährlich. Und letztlich brauchen wir eine realistische Perspektive für den „Exit“, also zum Verkauf der Beteiligung.



ECOreporter.de: Wie knüpfen Sie Kontakt zu Erneuerbare-Energie-Unternehmen?
Flatz: Die Kontakte entstehen auf verschiedenen Ebenen. Da ist einmal das persönliche Netzwerk der zouk-Partner. Dann suchen die Unternehmer bzw. ihre Berater direkt Kontakt zu uns. Das kann zum Beispiel über unsere Webseite erfolgen oder per Email. Weitere gängige Kontaktschienen sind: allgemeine Wirtschafts- oder Steuerberater, Corporate Finance Berater, Rechtsanwälte und die Banken der Unternehmen. Manche Kontakte entstehen auch aus Begegnungen auf Messen oder Konferenzen.

Obwohl das zouk-Büro in London ist, verfügen wir über ein ausgezeichnetes Netzwerk in Kontinentaleuropa und insbesondere in Deutschland. Ein vollständiges Investmentteam (zwei Partner, ein Investmentmanager und ein Analyst) stammen aus dem deutschsprachigen Raum und leben zum Teil auch dort.



ECOreporter.de: Wie arbeiten zouk ventures und die Gesellschaften, an denen Sie sich beteiligen, zusammen?
Flatz: Ein gutes Verhältnis zu den Unternehmen ist uns sehr wichtig! Schlussendlich basiert jedes Investment auf einer Zusammenarbeit zwischen Menschen.

Wir unterstützen unsere Unternehmen in strategischen, finanziellen, Marketing- und Mitarbeiter-Angelegenheiten, werden aber niemals operativ tätig. Formell erfolgt die Zusammenarbeit über den Aufsichtsrat, doch in der Regel gibt es darüber hinaus persönliche Kontakte.



ECOreporter.de: Wenn Sie zouk ventures mit anderen Unternehmen des Marktes für Private Equity und Venture Capital vergleichen: Wo liegen die Unterschiede?
Flatz: Wir investieren nur mit dem vorhandenen Eigenkapital unserer Fonds und verwenden keine Kredite, um unser Investitionsvolumen zu vergrößern – es gibt also kein so genanntes „Leveraging“. Zudem fokussieren wir uns auf wachstumsstarke Unternehmen und stellen diesen Eigenkapital für das weitere Wachstum zur Verfügung. Unser Ziel ist es wie gesagt nicht, Altaktionäre herauszukaufen, sondern uns mit ihnen zusammenschließen, um das Unternehmen auf die nächsthöhere Entwicklungsstufe zu heben.

Wir sind ausschließlich auf Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien fokussiert – die Partner sind teilweise seit mehr als 15 Jahren mit nichts anderem beschäftigt. Dadurch können wir den Unternehmen auch einen entsprechenden Mehrwert anbieten.



ECOreporter.de: Projektfinanzierungen für Erneuerbare Energien scheinen derzeit aufgrund einer neuen Bankpolitik problematisch zu sein. Durch die internationale Finanzkrise stehen die Märkte zudem unter Druck. Welche Auswirkungen hat das auf Ihr Beteiligungsverhalten?
Flatz: Wir konzentrieren uns kurzfristig eher auf Unternehmen, die in Wertschöpfungsketten tätig sind, die nicht oder nur wenig von der fehlenden Projektfinanzierung betroffen sind. Allerdings glauben wir, dass die Krise – was die Projektfinanzierung angeht - mittelfristiger Natur ist, denn Kredite werden wieder zur Verfügung stehen. Wir investieren daher trotzdem in Unternehmen, die gut positioniert sind und als Gewinner aus der aktuellen Krise hervorgehen werden.



ECOreporter.de: Wie wird sich ein Ölpreis von 40 bis 100 Dollar je Barrel auf die Entwicklung der Erneuerbaren Energien auswirken?
Flatz: Der Ölpreis ist ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung Erneuerbarer Energien. Je höher er ist, desto besser. Allerdings gibt es auch andere sehr wichtige Faktoren. Dringlicher wird die Energiesicherheit, denn Europa ist abhängig von Öl- und Gaslieferungen aus Russland. Europa ist aus strategischen Gründen gut beraten, weiterhin verstärkt auf Erneuerbare Energien zu setzen und auch dezentrale Energiegewinnungsformen zu fördern. Gewiss, je niedriger der Ölpreis ist, desto länger wird es dauern, bis alternative Energien wettbewerbsfähig sind. Um dies auszugleichen, sind in diesem Szenario stärkere Förderungen notwendig.

ECOreporter.de: Herr Flatz, wir danken Ihnen für das Gespräch!


Unternehmen, die Investoren suchen, wenden sich an:  

Alois Flatz
zouk Ventures ltd
Handy +43 676 700 7802
Büro +44 207 947 3400
alois@zouk.com

Adresse
140 Brompton Road
London SW3 1HY


zouk Ventures

zouk ventures ist ein in Europa führender Investor im Bereich Umwelttechnologien und Erneuerbare Energie. zouk ventures managt zwei Fonds: Der Cleantech Europe Fund I investiert in Umwelttechnologiefirmen, die zur Sicherung der weiteren Expansion Eigenkapital und Know-How-Begleitung wünschen. Der zouk Solar Fund investiert mit Eigenkapital in Solarprojekte in Europa.

zouk Ventures hat zwar den Sitz in London, steht aber dem deutschen Kulturraum nahe. Mehrere Mitarbeiter stammen aus dem deutschsprachigen Raum. Das zouk Ventures-Team würde gerne den bisher vier Investitionen in Deutschland weitere hinzufügen.
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