Windpark von Energiekontor: Privatanleger können sich momentan nur indirekt an neuen deutschen Windkraftanlagen beteiligen. / Foto: Energiekontor AG

  Erneuerbare Energie

Windmarkt Deutschland: Profitieren Entwickler, Hersteller und Anleger? (Teil 3)

Vorgestern haben wir untersucht, wie sich die aktuelle Situation bei den Projektentwicklern von Windkraftanlagen darstellt. Gestern haben wir aufgezeigt, ob die Hersteller von Windturbinen von den aktuellen Entwicklungen profitieren könnten. Und wie sieht es für den Privatanleger aus?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Abseits von jeweils auf bestimmte Personenkreise begrenzten Bürgerwindprojekten gab es für sie in den letzten zwei bis drei Jahren nur wenige Möglichkeiten, sich (als Kommanditist) an neuen Windkraftprojekten in Deutschland zu beteiligen. Ist hier Besserung in Sicht?

Privatanleger in Konkurrenz zu institutionellen Anlegern

Im gestrigen Artikel haben wir festgestellt, dass die Nachfrage nach deutschen Windkraftprojekten größer ist als das Angebot. Dadurch sind die Preise für Windkraftprojekte gestiegen, auch gestützt durch das sehr niedrige Zinsniveau. Dementsprechend haben sich in den letzten Jahren die Projektrenditen, die Käufer von Windparkprojekten erwarten können, verringert.

Für Privatanleger hat sich hier auch die zunehmende Konkurrenz durch institutionelle Investoren wie Versicherer und Pensionskassen bemerkbar gemacht. Diese haben vor einigen Jahren angesichts des niedrigen Zinsniveaus nach Investitionsalternativen gesucht und Windparks als vergleichsweise gut kalkulierbares Anlageprodukt entdeckt.

In der Regel sind Käufer aus den Bereichen Versicherer, Stadtwerke, Pensionskassen etc. in der Lage, höhere Preise für einen Windpark zu zahlen als ein Unternehmen, das zur teilweisen Finanzierung des Windparks eine Kommanditbeteiligung für Privatanleger auflegt. Das liegt insbesondere daran, dass bei Letzterem zusätzliche Kosten beispielsweise für die Erstellung eines von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligten Prospektes und für den Eigenkapitalvertrieb anfallen. Dadurch kann die zu erwartende Projektrendite für Privatanleger so weit sinken, dass im Vorfeld entschieden wird: Ein entsprechendes Produkt ist Privatanlegern nicht zu vermitteln.

Bürgerwindprojekte im Vorteil?

Kann sich die Situation infolge der höheren Zuschlagswerte in der letzten Ausschreibung für neue Windkraftprojekte ändern? Grundsätzlich ist nicht zu erwarten, dass die Konkurrenz auf der Käuferseite durch institutionelle Anleger abnimmt. Anders ist die Situation bei Bürgerwindprojekten, bei denen ein Verkauf an institutionelle Anleger von vornherein nicht vorgesehen ist. Zudem haben Bürgerwindprojekte in der Regel geringere Vertriebskosten.

Bürgerwindprojekte profitieren beim derzeitigen Ausschreibungsmodus auch von folgender Regelung: Wenn sie einen Zuschlag erhalten haben, bekommen sie den höchsten Zuschlagswert der Ausschreibung, auch wenn sie selbst ein niedrigeres Angebot gemacht hatten.

Negativ ist aus Sicht von Bürgerenergiegesellschaften und auch von bundesweit aktiven Windpark-Emittentinnen, dass der Aufwand für die Erstellung und die Genehmigung eines BaFin-Prospektes in den letzten Jahren tendenziell gestiegen ist. Das gilt insbesondere für Vermögensanlagen.

Zudem ist das Eigenkapital bei Windparkprojekten oftmals erforderlich, um die Bankdarlehen ausgezahlt zu bekommen und Anzahlungen an die Windradhersteller leisten zu können. Verzögerungen bei der BaFin-Billigung und in der Folge ein späterer Vertriebsstart können dann insbesondere ein Problem für Bürgerenergiegesellschaften darstellen, die in der Regel keinem finanzstarken Konzern angehören, der das Eigenkapital zwischenfinanzieren kann.

Bestehende Anlagealternativen im Windenergiebereich

ECOreporter ist derzeit kein bundesweit im Vertrieb vertretener (früherer) Anbieter von Windpark-Kommanditbeteiligungen bekannt, der plant, infolge der höheren Zuschlagswerte Privatanlegern wieder Kommanditbeteiligungen für deutsche Windparks anzubieten. Mittelbar können Anleger weiterhin in Windparkprojekte investieren.

Das ist beispielsweise möglich über die Stufenzinsanleihe XI von Energiekontor, deren Vertrieb in Kürze startet, und mit der Wandelanleihe der ABO Wind AG. An der Energiekontor AG, der ABO Wind AG und der ABO Invest AG können sich Anleger auch als Aktionär direkt beteiligen. Dabei beteiligen sich Anleger nicht direkt an einem konkreten deutschen Windparkprojekt, sondern an Unternehmen, die auch im Ausland und teilweise auch im Solarbereich tätig sind. Ausschließlich in Windenergieprojekte fließt derzeit das Kapital der Enertrag Energiezins GmbH, die momentan zwei Anleihen anbietet.

Verwandte Artikel

27.06.18
 >
14.06.18
 >
09.02.18
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x