Erneuerbare Energie

Windkraftzubau in Süddeutschland und NRW vor dem Aus?

Bei den 2017 neu eingeführten Ausschreibungen für Windenergie waren Projektgesellschaften aus den südlichen Bundesländern bisher kaum erfolgreich. Auf politischer Ebene droht den Windmüllern vor allem in Nordrhein-Westfalen neues Ungemach. Steht der Windkraft-Zubau im Süden vor dem Ende?


Der Bedarf nach sauberem Strom ist eigentlich da: In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern gibt es viele Industriebetriebe. Deshalb ist die Stromnachfrage in diesen Bundesländern hoch. Ein Großteil der Stromproduktion in den drei Bundesländern muss selbst erfolgen - insbesondere da die Fertigstellung der geplanten Übertragungsnetze von Nord nach Süd, die so genannten Stromautobahnen, noch mehrere Jahre dauern wird. Aufgrund der Leitungsverluste beim Stromtransport ist die Herstellung in der Nähe des Stromabnehmers oftmals auch ökonomisch und ökologisch sinnvoller.

Windkraft hat sich bisher im Süden gut behauptet

Die Gestehungskosten von Windstrom sind in Norddeutschland aufgrund der besseren Windverhältnisse in der Regel niedriger als in Süddeutschland. Dennoch hat der Ausbau der Windenergie in den südlichen Bundesländern in den letzten Jahren zugelegt, auch aufgrund neuer Windkraftanlagen, die speziell für windschwächere Binnenlandstandorte auslegt sind.

Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie erfolgten im ersten Halbjahr 2017 45 Prozent des Zubaus in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen.

2017: Wenig Erfolg bei den Ausschreibungen

Bei den 2017 neu eingeführten Ausschreibungsverfahren haben Windkraft-Projektgesellschaften aus den südlichen Bundesländern aber bislang nur mit geringerem Erfolg teilgenommen. In der zweiten Ausschreibungsrunde entfielen nur rund 23 Prozent der Zuschläge auf Windkraftprojekte aus den südlichen Bundesländern.

Besonders eklatant sind die Zahlen für Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Aus Nordrhein-Westfalen kamen wie in der ersten Ausschreibungsrunde zwar wieder die meisten Gebote aller Bundesländer. Während NRW in der ersten Runde bei 64 Geboten aber immerhin noch neun Zuschläge erhalten hatte, ging das Bundesland in der zweiten Ausschreibungsrunde trotz 56 Geboten von Projektgesellschaften komplett leer aus.

Weiteres Ungemach droht den Windkraft-Projektentwicklern in Nordrhein-Westfalen zudem von der neu gewählten CDU/FDP-Landesregierung, die den Mindestabstand von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung auf 1.500 Metern erhöhen will. Damit würde sich die Anzahl möglicher Standorte für neue Windparks deutlich reduzieren.

Süddeutschland ist Schlusslicht

In Bayern gilt mit der so genannten 10h-Regelung bereits eine gravierende Mindestabstandsregelung. Der Mindestabstand zur Wohnbebauung muss das zehnfache der Höhe der Windkraftanlagen betragen. Dadurch sind die Möglichkeiten für den Windkraftausbau drastisch beschränkt.

Eine Folge davon ist, dass aus Bayern nur noch drei Gebote bei der zweiten Ausschreibungsrunde kamen. Davon hat ein Gebot den Zuschlag erhalten. Damit steht Bayern noch besser da als Baden-Württemberg, das bei beiden Ausschreibungsrunden leer ausging.

Wir haben ausführlich über die beiden bisherigen Ausschreibungsrunden für Windenergieprojekte an Land berichtet und aufgezeigt, welche erheblichen Konsequenzen die Ergebnisse der Ausschreibungsrunden für den deutschen Windenergiemarkt, die Windradhersteller und die Projektentwickler haben kann.  Lesen Sie dazu unseren Beitrag aus der vorigen Woche.
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