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Windkraftkonzern Gamesa wird von Siemens übernommen – keine gute Nachricht für Windradhersteller wie Nordex und Vestas

Zwei der größten Windkraftanlagenhersteller der Welt fusionieren. Siemens übernimmt die Mehrheit am spanischen Windkraftkonzern Gamesa. Das Unternehmen aus dem Baskenland bestätigte in einer kurzen Erklärung, dass sich die beiden Unternehmen auf den Deal im Grundsatz verständigt haben. Die Details müssten noch abgestimmt werden.

Die Einigung der Konzerne sieht vor, dass Siemens an dem künftigen Gemeinschaftsunternehmen eine Mehrheit von 59 Prozent hält und Gamesa auf einen Anteil von 41 Prozent kommt. Es werde als Gamesa firmieren. Das meldet Bloomberg unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise.

Durch die Fusion entsteht ein Windkraftkonzern mit großer Schlagkraft

Die Verhandlungen über die Fusion der Windsparte von Siemens mit Gamesa haben sich über Monate hingezogen. ECOreporter.de hatte bereits Anfang Februar in einem  Aktientipp darüber informiert. Mit dem Zusammenschluss entsteht einer der größten Windkraftkonzerne der Welt. Die beiden Unternehmen ergänzen sich sehr gut. Die Windsparte von Siemens ist weltweit führend im Geschäft mit der Offshore-Windkraft. Kein Unternehmen hat mehr Windräder auf See installiert als der Technologiekonzern aus Bayern. Gamesa wiederum ist einer der weltweit größten Hersteller von Windkraftanlagen für den Einsatz an Land. Dabei sind die Spanier vor allem in Schwellenländern aktiv, insbesondere in Indien und Lateinamerika, wo Siemens wiederum bislang kaum Windkraftgeschäfte gemacht hat. Ein weiteres Plus von Gamesa ist das umfangreiche Projektierungs- und Servicegeschäft. Zudem haben die Spanier in Indien auch Erfahrungen mit Photovoltaikprojekten gesammelt.

Vestas muss sich auf erhöhten Konkurrenzdruck einstellen


Der Zusammenschluss ist keine gute Nachricht für konkurrierende Windkraftanlagenhersteller wie die börsennotierte Vestas aus Dänemark. Der muss nun um seine Stellung als Weltmarktführer ernsthaft fürchten. Beim Geschäft mit Windrädern für den Einsatz an Land lag er bislang vor Gamesa und Siemens. Gemeinsam dürften die beiden eine höhere Schlagkraft entfalten und Vestas in wichtigen Absatzmärkten verstärkt Konkurrenz machen. Wenn auch nicht sofort. Es wird Zeit benötigen, den Zusammenschluss umzusetzen und Synergien zu nutzen.

Im Offshore-Geschäft liegt Siemens bereits jetzt klar vor Vestas. Ob dieser Vorsprung ausgebaut werden kann, hängt wesentlich davon ab, welche Einigung die Deutschen in Bezug auf die Offshore-Aktivitäten der Spanier erzielen. Denn Gamesa besitzt mit der französischen Areva das Gemeinschaftsunternehmen Adwen, das auf Windparks auf See spezialisiert ist. Adwen hat aus Frankeich Windkraftaufträge mit einer Gesamtkapazität von 1,5 Gigawatt (GW) erhalten. Diese beiden Großaufträge sind aber daran gebunden, dass die Anlagen in Frankreich gefertigt werden. Siemens produziert aber selbst Offshore-Windräder – außerhalb von Frankreich. Möglich wäre ein Verkauf der Gamesa-Anteile an Adwen – doch an wen?

Nordex-Übernahme von Acciona Windpower - ein wichtiger Schachzug

Somit sind im Hinblick auf die Fusion der Windsparte von Siemens mit Gamesa weiterhin wichtige Fragen offen. Doch in jedem Fall wird der Zusammenschluss die Konkurrenz der großen Windradbauer verstärken. Darauf hat sich die deutsche Nordex bereits eingestellt, indem sie im Frühjahr die spanische Acciona Windpower übernahm. Auch Nordex will so zum einen das Geschäft breiter aufstellen – Acciona Windpower ist in Märkten aktiv, in denen Nordex Aussichten auf gute Geschäfte in der Zukunft sieht, insbesondere in Lateinamerika. Vor allem aber verfügt Nordex mit der Übernahme der Spanier über weitaus mehr Produktionskapazität, kann deshalb aufgrund von Skaleneffekten je Stück günstiger produzieren und im Preiswettbewerb besser mithalten.

Gamesa Corp. Tecnologica SA: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554  / WKN A0D655
Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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