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Windkraftbranche im Aufwind? - Experten vor allem für große Windturbinenbauer zuversichtlich
Der Aktienkurs des spanischen Windkraftanlagenherstellers Gamesa ist seit Mitte September in Frankfurt von rund 16 auf 14 Euro gefallen. Noch stärker geriet die Aktie von Vestas Systems unter Druck, dem weltweit führenden Windturbinenbauer. Der Anteilsschein der Dänen verbilligte sich in den letzten vier Wochen von rund 54 auf knapp 46 Euro. Nordex verbilligte sich in diesem Zeitraum von über 13 auf 11,6 Euro. Die Aktie von REpower setzte tiefer an, verlor dann in den letzten drei Wochen rund zehn Prozent auf knapp 106 Euro.
Michael McNamara, Analyst von Jefferies International, sieht darin kein negatives Zeichen für das Potential dieser Aktien. Für die Windkraftbranche gebe es weiterhin „hervorragende Wachstumsaussichten“, schreibt er in einer aktuellen Analyse. Für die Turbinenbauer werde befürchtet, dass sie ihre Preise senken müssen und ihre Margen belastet werden, weil es durch die Finanzkrise schwieriger geworden sei, Windparks zu finanzieren. Zwar habe die Krise die Nachfrage belastet, insbesondere in den USA, wo viele Finanziers und Investoren nicht mehr in der Lage seien, sich in der Windkraft zu engagieren. Aber man müsse berücksichtigen, dass die Windturbinenbauer Preisrückgänge durch verringerte Kosten wettmachen können. So seien die Rohstoffpreise, etwa für Stahl und Kupfer, infolge des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs stark gefallen. Die Aufwendungen für Rohstoffe aber machten allein 20 Prozent der Kosten einer Windturbine aus.
Weitere Vorteile sieht McNamara vor allem für die großen Windkraftanlagenhersteller. Sie können ihm zufolge aufgrund ihrer hohen Produktionsmengen stärkere Skaleneffekte erzielen, etwa bei Zulieferern leichter Rabatte aushandeln. Insbesondere werden sie sich nach seiner Einschätzung zunehmend auf die Produktion Anlagen mit großer Kapazität konzentrieren und das Geschäft mit kleineren Anlagen der Konkurrenz überlassen. Für große Anlagen aber werden sich laut dem Experten von Jefferies International auch in Zukunft gute Preise erzielen lassen, während der Preisdruck bei Anbietern mittlerer und kleinerer Anlagen wohl zunehmen werde. Ein weiteres Argument für eine gute Entwicklung der großen Anbieter sieht der Analyst darin, dass die Windpark-Projektierer aufgrund der erschwerten Finanzierung von den Windturbinenbauern mehr Flexibilität bei den Lieferterminen verlangen werden. Unternehmen mit hohem Betriebskapital seien da klar im Vorteil.
James Harris, ein weiterer Cleantech-Experte von Jefferies International, verweist in der aktuellen Studie darauf, dass der Trend eindeutig zu leistungsfähigeren Windrädern geht. Seit dem Jahr 200 habe sich die durchschnittliche Kapazität der aufgestellten Windkraftanlagen auf 1,5 Megawatt verdoppelt. Zugleich sei es gelungen, die Anlagen immer effizienter und weniger wartungsbedürftig zu machen. Mehr Leistung und mehr Effizienz sorgten dafür, dass Windstrom im Vergleich zu herkömmlich produziertem Strom immer wettbewerbsfähiger werde. Dabei lässt Harris die Offshore-Technologie noch außer Acht. Nach seiner Ansicht wird es „weitere drei bis vier Jahre dauern, bis der Markt mit seegestützter Windkraft ein signifikantes Wachstum zeigt“.
Zuversichtlich zeigen sich die beiden Experten insbesondere für den US-amerikanischen Windmarkt.

Für Europa gehen sie davon aus, dass Deutschland und Spanien weiter die Schwergewichte in Sachen Windkraft bilden werden. Stärker als in diesen Ländern werde aber das Wachstum in Großbritannien und in Italien ausfallen. Dort hätten sich die Bedingungen und Anreize deutlich verbessert. Dagegen glauben sie, dass Frankreich in den kommenden Jahren bei der Windkraft sein Potential nicht ausschöpfen wird. Dafür seien die Bedingungen vor Ort, etwa mit einer vergleichsweise niedrigen Vergütung, zu schlecht.
Ähnlich skeptisch sind Harris und McNamarra für Indien, den fünftgrößten Windmarkt der Welt. Hier seien die großen Lücken in den Leitungsnetzen ebenso eine Bremse wie die Schwierigkeiten der Politik, funktionierende Vergütungssysteme zu etablieren. Zuversichtlich beurteilt man bei Jefferies International den Windmarkt Chinas. Der habe enormes Ausbaupotential, aber auch hier gebe es Probleme mit der Infrastruktur, so McNamara. Schon heute habe ein Drittel der in China aufgestellten Windräder keinen Netzanschluss. Zudem werde hier der Markt zunehmend von einheimischen Unternehmen bestimmt.
Bildhinweis: Windpark in New Mexiko. / Quelle: GE Energy