ECOanlagecheck

Windenergiefonds IndiaVest Windpower I - Ist der indische Wind für deutsche Anleger ein gutes Geschäft?

Deutsche legen Geld in indischen Windkraftwerken mit dänischer Weltmarktführer - Technologie an - ein verlockendes Projekt und eine sinnvolle Renditechance in Zeiten des Klimawandels? Die Mindestanlage liegt bei 5.000 Euro plus 5 Prozent Agio. 14,70 Millionen Euro sollen eingeworben werden. Der ECOreporter.de-Anlagecheck zeigt die Chancen des Angebots - aber auch die Risiken. Und wir sprechen eine deutliche Empfehlung aus.

Initiator hinter der IndiaVest Windpower I GmbH + Co. KG ist der Deutsche Leo J. Heinl. Anteile an der Beteiligungsgesellschaft bietet die Hamburger PIA Provestor Internationale Anlagen GmbH + Co. KG an.

Die Hamburger Initiatoren der IndiaVest Windpower wollen das Geld der deutschen Anleger in das Joint Venture namens "J Wind Power Limited" mit der indischen Jhunjhunwala-Gruppe investieren. Laut dem Emissionsprospekt engagiert sich der finanzstarke indische Kooperationspartner seit zwei Jahren im indischen Windenergiemarkt und betreibt derzeit 38 Windenergieanlagen. Beide Partner sollen je 50 Prozent der Anteile an dem Joint Venture halten. Dafür wird den Angaben zufolge die deutsche Seite 650 Millionen indische Rupien zahlen (gut 12 Millionen Euro) - die indische aber nur 20 Millionen Rupien. Der indische Partner werde "nicht signifikant" zur Kapitalisierung der J Wind Power Limited beitragen, heißt es im Emissionsprospekt. Heinl bezeichnet die Konstruktion als "klassisches Joint Venture": "Zwei Partner tun sich zusammen, der eine bringt das Kapital, der andere das Know-how, die Arbeitskraft und die lokalen Kontakte."

In der Geschäftsleitung der J Wind Power Limited wird die deutsche IndiaVest nur durch drei von sieben Personen vertreten sein. Entscheidungen könnten nicht gegen die Interessen des deutschen Finanzpartners getroffen werden, sagt Initiator Heinl gegenüber ECOreporter.de.


Ein Megawatt Leistung kostet 1,25 Millionen Euro - kein Windgutachten

Zunächst 24 Windkraftwerke soll die J Wind Power Limited errichten. Die Gesamtnennleistung der Windräder beträgt knapp 40 Megawatt. Verwendet wird der Typ NM82/1650 von NEG Micon (India) Pvt. Limited, ein Konzernunternehmen der dänischen Vestas Wind Systems A/S. Als Standort ist der indische Bundesstaat Maharashtra vorgesehen. Laut Heinl sind dort sowohl die Einspeisevergütung als auch die steuerliche Handhabung besonders vorteilhaft.
Insgesamt knapp 50 Millionen Euro sollen den Angaben zufolge für die 24 schlüsselfertig gebauten Turbinen investiert werden. Neben dem Eigenkapital aus Deutschland will die Gesellschaft dafür erhebliches Fremdkapital aufnehmen. Die leistungsspezifische Investition je Megawatt beläuft sich auf 1,25 Millionen Euro.

Die Windgeschwindigkeit am geplanten Standort liegt laut IndiaVest bei sehr guten 7,11 Metern pro Sekunde auf Nabenhöhe; die Zahl stamme vom indischen Ministerium für Erneuerbare Energien, heißt es. Ein Bewertungsgutachten für die geplanten Prognosen hat IndiaVest nicht in Auftrag gegeben. "Derartige Windgutachten sind in Indien unüblich", erklärt Heinl auf Nachfrage von ECOreporter.de. Auch das Ergebnis eines Ertragsgutachten sucht man im Emissionsprospekt der IndiaVest vergeblich.


Verkaufserlös soll Rendite fast verdoppeln

Die Prognoserechnung für den Fonds endet am 31. Dezember 2025. Die Einspeisevergütung für Windenergie ist im Bundesstaat Maharashtra allerdings nur für die nächsten 13 Jahre festgelegt. Die anfängliche Einspeisevergütung beträgt laut IndiaVest 3,50 Rupien je Kilowattstunde (KWh); in den Folgejahren seien Erhöhungen um jeweils 0,15 Rupien vorgesehen. Die Initiatoren geben den Wechselkurs zum Euro im Emissionsprospekt mit 1:53 an, die Einspeisevergütung entspricht demnach zu Beginn 0,066 Euro/KWh.
Weitere Erträge soll das Joint Venture aus dem Verkauf von Zertifikaten nach dem "Clean Development Mechanism" (CDM) der Vereinten Nationen erzielen. Diese "Certified Emission Reductions" (CER) können Projekte, die nachweislich CO2 einsparen, unter bestimmten Bedingungen beanspruchen.

Einen großen Teil seiner Rendite will der Fonds weder aus dem Verkauf von Strom noch von CERs sondern aus der Veräußerung der eigenen Anlagen erwirtschaften. Laut dem Prospekt werden bis 2025 Ausschüttungen in Höhe von 159,5 Prozent prognostiziert; darin enthalten ist der Rückfluss der Einlage. Der Zugewinn über die 18-jährige Laufzeit beliefe sich demnach auf 59,5 Prozent oder 5.950 Euro. IndiaVest stellt allerdings in Aussicht, dass durch eine Liquidation des Unternehmen zum Ende der Laufzeit des Fonds Gesamtausschüttungen in Höhe von 313,11 Prozent möglich wären.


Leistungsbilanz fehlt - Mittelverwendung wird kontrolliert

Kein Windgutachten, kein Ertragsgutachten, welche Sicherheit bieten die Initiatoren dem Anleger, der Ihnen sein Geld anvertrauen soll? Eine Leistungsbilanz gibt es nicht. Im Emissionsprospekt heißt es dazu: "Dies erschwert die Einschätzung der Qualität dieses Beteiligungsangebotes aufgrund fehlender Vergleichsmöglichkeiten über vorangegangene Angebote der Initiatoren." Für eine geordnete Mittelverwendungskontrolle hat die Gesellschaft gesorgt. Sie wird durch einen deutschen Anwalt wahrgenommen.

Für die "Aufbereitung der Emission" und die "Platzierung" veranschlagt IndiaVest Kosten in Höhe von insgesamt 2,93 Millionen Euro, das entspricht 19,00 Prozent des geplanten Gesellschaftskapitals (inkl. Agio).


Fazit:

Die Abwägung von Chancen und Risiken des vorliegenden Angebots spricht gegen ein Engagement bei der IndiaVest Windpower I GmbH + Co. KG. Die Stellung der deutschen Investoren gegenüber ihren indischen Partnern im Joint Venture J Wind Power Limited erscheint nicht ausgewogen.

Ohne Leistungsbilanz, ohne Wind- und ohne Ertragsgutachten kann man Anlegern in Deutschland nicht raten, in einen Windfonds zu investieren - bei einem ausländischen Investment sollte man darauf aber nicht weniger, sondern mehr Wert legen. Ob der Fonds die hohen Erlöse aus dem Verkauf der Anlagen zum Ende der Laufzeit erzielen wird, ist möglich - aber ob es auch wahrscheinlich ist, ist nicht absehbar. Schließlich liegt auch die Anerkennung des Projektes im Rahmen des CDM noch nicht vor - ob Klimaschutzzertifikate verkauft werden können, ist also nicht sicher. Erfahrene deutsche Projektentwickler beschreiben Genehmigungsverfahren für die Zertifizierung als sehr anspruchsvoll, aufwendig und zeitraubend. So sinnvoll die Investition in Windkraft in Indien erscheint - private Anleger sollten mindestens drei bis vier gut laufende indische Windfondsprojekte abwarten, um die Risiken eines solchen Investments besser einschätzen zu können.





Basisdaten der IndiaVest Windpower I GmbH + Co. KG

Anbieter: PIA Provestor Internationale Anlagen GmbH + Co. KG
Währung des Fonds: Euro
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Agio: 5,00 Prozent / 731.250,00 Euro
Laufzeit: bis Ende 2025
Geplante Fondsauflösung: unbestimmt
Eigenkapitalvolumen ohne Agio: 14,70 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 5.000,00 Euro
Anzahl der geplanten Anlagen: 24
Nennleistung insgesamt: 39,60 MW
Prognostizierter Energieertrag: 94.958.617,00 kWh/a


Bitte sorgfältig beachten:

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Bild: Emissionsprospekt der IndiaVest Windpower I GmbH + Co. KG
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