US-Konzerne kauften im vergangenen Jahr für Rekordsummen eigene Aktien zurück. / Foto: Fotolia, andrea1982

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Wie ungerecht sind Aktienrückkäufe?

US-Demokraten kritisieren die Aktien-Rückkaufprogramme großer US-Konzerne. Anstatt die Mitarbeiter gerechter zu entlohnen, würden durch die Rückkäufe hauptsächlich Großaktionäre profitieren. Wie ungerecht sind die Rückkaufprogramme wirklich?

Aktionäre freuen sich meist, wenn große börsennotierte Konzerne Aktienrückkaufprogramme ankündigen. Die Rückkäufe reduzieren die im Umlauf befindlichen Aktien, die Anteile der bestehenden Aktionäre gewinnen dadurch an Wert. Die Unternehmen kaufen eigene Aktien meist aus liquiden Mitteln – und nur dann, wenn sie das Geld nicht besser in das eigene Unternehmen investieren können. Doch gibt es nicht eine bessere, vielleicht gerechtere Verwendung für die im Unternehmen erwirtschafteten Gewinne?

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, will die Demokratische Partei in den USA Aktienrückkäufen Grenzen setzen. In einem gemeinsamen Beitrag in der Tageszeitung New York Times kritisieren die beiden US-Politiker Chuck Schumer und Bernie Sanders die Praxis vieler US-Unternehmen, im großen Stil eigene Aktien zurückzukaufen.

Großaktionäre profitieren übermäßig

Ihr Vorwurf: Anstatt die Mitarbeiter fairer zu entlohnen oder in das Unternehmen zu investieren, würden die großen Konzerne die Unternehmensgewinne durch die Rückkäufe vor allem an reiche Großaktionäre weiterreichen. Schumer und Sanders stellen fest, dass 10 Prozent der reichsten Haushalte in den USA 85 Prozent aller Aktien besitzen. Zudem würden Top-Manager profitieren, wenn ihr Arbeitgeber eigene Aktien zurückkauft. Denn ihr Einkommen ist oft an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt.

Während die Aktienrückkäufe von Rekord zu Rekord klettern, stagnieren die Löhne der unteren und mittleren Einkommen in den USA. Schumer und Sanders bemerken in ihrem New York Times-Artikel, dass die USA derzeit "die größte Einkommensungerechtigkeit seit Jahrzehnten" erlebe. Und durch die von Donald Trump erlassenen Steuersenkungen hätten die Unternehmen schon genug zusätzliche Begünstigungen.

Gesetzesentwurf: Mindestlohn statt Aktienrückkäufe

Der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat Schumer und der parteilose Senator Sanders kündigen eine Gesetzesinitiative an, die die Aktienrückkäufe beschränken soll. Laut FAZ wollen die beiden Politiker ein Gesetz in den US-Senat einbringen, das Aktienrückkäufe unterbindet.

Nur wenn die betreffenden Unternehmen mindestens 15 US-Dollar Stundenlohn zahlen, ihren Beschäftigten Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall gewähren und einen Pensionsplan für ihre Belegschaft aufstellen, sollen sie die verbleibenden Gewinne an die Aktieninhaber in Form von Rückkäufen ausschütten dürfen.

Walmart kauft eigene Aktien für 20 Milliarden US-Dollar zurück

Schumer und Sanders weisen darauf hin, dass der US-Handelsgigant Walmart derzeit plant, 20 Milliarden US-Dollar in Aktienrückkäufe zu stecken. Gleichzeitig hat der US-Konzern mehrere Tausend Mitarbeiter entlassen und Filialen geschlossen.

Laut einer Studie des Roosevelt Instituts hätte Walmart für einen Bruchteil des Geldes, das über die Rückkäufe zurück an die Aktionäre fließt, die Löhne aller Mitarbeiter auf mindestens 15 US-Dollar pro Stunde erhöhen können.

Rückkäufe nicht immer aus Gewinnen finanziert

Doch es gibt auch kritische Stimmen zu dem Vorschlag der beiden US-Politiker. Laut FAZ weisen der Ökonom John Cochrane und der Hedgefonds-Manager Cliff Asness darauf hin, dass das durch Aktienrückkäufe weitergereichte Geld bei Aktienanlegern lande, die es zum Beispiel in junge Unternehmen mit guten Geschäftsideen investieren würden.

Zudem zeige sich seit Jahren ein positiver Zusammenhang zwischen Aktienrückkäufen und Unternehmensinvestitionen. Im ersten Halbjahr 2018 erreichten die Rückkäufe in den Vereinigten Staaten einen Rekordwert, aber auch die Investitionen würden über dem Durchschnitt liegen. Viele Unternehmen finanzieren Rückkäufe zudem über Kredite statt mit eigenen Gewinnen.

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