Fonds / ETF

Wie funktioniert das 'aktive Engagement' eines nachhaltigen Fonds? – ECOreporter.de hat beim Fondsanbieter Altira Group nachgefragt




Bei dem Fonds der zur Altira Group aus Hamburg gehörenden VCH Vermögensverwaltung greift ein Nachhaltigkeitsfilter, der Unternehmen nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien auswählt. Wie Fondsmanager Olaf Köster gegenüber ECOreporter.de erklärt, sind Unternehmen aus Branchen wie z. B. Kernenergie, Glücksspiel, Prostitution, Rüstung oder Waffenproduktion vom Investment ausgeschlossen. Dabei setze die VCH auf Nachhaltigkeitsanalysen der darauf spezialisierten imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH (imug) aus Hannover. Der Fonds erhalte von imug fortlaufende Analysen der im Portfolio enthaltenen Unternehmen.

Weiter stellt Köster klar, dass der Erneuerbare-Energie-Fonds nur in Aktiengesellschaften investiert, die mindestens 50 Prozent des Umsatzes im Bereich der alternativen Energien erwirtschaften. „Eine Siemens AG oder Ölkonzerne mit einer kleinen Grünstromsparte kommen also nicht in Frage“, so der Fondsmanager. Nach seinen Angaben liegt aktuell der Schwerpunkt im Portfolio des Fonds auf den Bereichen Energieeffizienz und –speicherung. Größte Positionen im Portfolio waren Ende April zum Beispiel die Aktien von First Solar, weltweit führende Produzentin von Dünnschicht-Solarmodulen aus den Vereinigten Staaten, der US-amerikanischen ITC Holdings Corp. einer Dienstleisterin im Bereich intelligenter Stromnetze und Trina Solar, einem Solarkonzern aus China.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Titelauswahl ist laut dem Fondsmanager, der auch Vorstandsmitglied des Forums Nachhaltige Geldanlagen ist, die Corporate Governance, also die so genannte "gute Unternehmensführung". Es kämen für ein Investment zum Beispiel nur Unternehmen in Frage, in denen Vorstände nicht zu den Großaktionären gehören, der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion unabhängig ausüben kann und auch Verfahren existieren, die es Mitarbeitern ermöglichen, auf Missstände wie Korruption hinzuweisen, ohne dass sie sich dabei selbst exponieren müssen.

Darüber hinaus habe Altira nun für den Fonds einen Shareholder-Engagement-Ansatz implementiert, so Köster weiter. "Wir wollen damit stärker Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmen, zu den Gesellschaften in einen permanenten Dialog über nachhaltigkeitskritische Themen treten", erläutert Köster. Dabei gehe es dem Fondsmanagement um eine möglichst konstruktive Kommunikation mit den investierten Unternehmen. Ziel sei es, zum einen auf mehr Nachhaltigkeit hinzuwirken, zum anderen eben dadurch die Anlagerisiken zu mindern.

Nach Einschätzung des Fondsmanagers kann man mit einem solchen Engagement-Ansatz insbesondere bei Unternehmen aus Schwellenländern viel bewegen. Dort könne auf diesem Weg das westliche Bedürfnis nach Transparenz und die Bedeutung von Reputationsrisiken erläutert und nachvollziehbar gemacht werden. Es gehe darum, den Gesellschaften, in die der Fonds investiere, zu verdeutlichen, was dem Kapitalgeber wichtig sei und zu helfen, wirksame Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln.

Dabei will Altira laut Köster die Investoren des VCH New Energy einbinden. Ihm zufolge wird der Engagement-Ansatz in folgenden Schritten umgesetzt: Am Anfang steht ein von imug ausgelöster „Alarm“. Die Nachhaltigkeitsrating-Agentur meldet den Verdacht, dass eine Nachhaltigkeitsnorm des Fonds verletzt wurde. Sie geht diesem Verdacht nach, kontaktiert die Gesellschaft und nimmt eine Analyse vor. Bestätigt sich der Verdacht, greift der Aktionsplan für das Engagement.

Dieser Aktionsplan sieht vor, dass die Anleger auf den Normenverstoß hingewesen werden. Dies geschieht über ein von imug eingerichtetes Informations-Tool für Investoren, die sich an dem Engagement-Ansatz beteiligen möchten. Dieses existiert unabhängig vom VCH New Energy, Altira klinkt sich für diesen Fonds bei diesem imug-Angebot ein. Deren Anleger sowie weitere bei diesem Tool eingetragene Investoren erhalten zum einen die Information über den Normenverstoß, zum anderen als Angebot für ein Engagement ein vorformuliertes Schreiben, dass sie an des betroffene Unternehmen senden können. Auf diese Weise wird die Kommunikation des Fondsmanagements mit dem Unternehmen durch das Engagement der Investoren begleitet und unterstützt.

Der Aktionsplan sieht als nächsten Schritt eine Analyse der Reaktion des betroffenen Unternehmens auf das Engagement vor. Unternimmt es überzeugende Maßnahmen, um die Normen des Fonds zu erfüllen, hat das Engagement zum Erfolg geführt. Ist dies nicht der Fall, wird das Engagement verstärkt. Und zwar, indem die Unternehmensführung vom Fondsmanagement auf der nächsten Hauptversammlung – also in aller Öffentlichkeit – mit dem Normenverstoß konfrontiert wird. Wird auch dadurch keine Verhaltensänderung bewirkt, ist das Fondsmanagement gehalten, die Beteiligung an dem Unternehmen abzustoßen.

Ein solches ‚aktives Engagement’ von Aktionären ist im deutschsprachigen Raum bislang selten - im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern. Allerdings wird das ‚aktive Engagement’ unter deutschen nachhaltigen Investoren zunehmend diskutiert. Dies gilt insbesondere für kirchliche Institutionen, wie eine Studie von imug und dem Südwind-Institut festgestellt hat. Das aktive Aktionärstum werde von diesen Investoren zunehmend als ein geeignetes und wirkungsvolles Instrument zur Umsetzung ihrer sozialen und ökologische Ziele erkannt, heißt es darin. Wer sein Anlageuniversum nicht weiter einschränken wolle, werde zwangsläufig darauf setzen, mehr direkt auf Unternehmen einzuwirken. Die Studie ist frei zugänglich und kann auf der Homepage des imug heruntergeladen werden. Per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu der Verlinkung.
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