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Wie erkenne ich einen guten Berater für nachhaltige Geldanlagen? Teil 1

Woran  erkennt man einen guten Finanzberater? Einen, der sich auch mit Nachhaltigkeit gut auskennt?  Banken, Politik und Verbraucherschützer arbeiten an Leitfäden und Checklisten, die dem Anleger bei der Suche helfen sollen. In der Regel reichen aber schon ein wenig kritische Distanz und gezielte Fragen an den Berater selbst.

Autor: Martin Volmer

Vertrauen Sie Ihrem Bankberater? Dann gehören Sie zu einer – allerdings schwindenden – Mehrheit in Deutschland. 63 Prozent der Bundesbürger vertrauen Bankern, hat eine Befragung der GfK-Marktforschung, Nürnberg, im Frühjahr 2009 ergeben. Ein Jahr zuvor waren es noch 72 Prozent.
Zwischen diesen beiden Befragungen wurde die Finanzwelt auf den Kopf gestellt. Ausgerechnet Garantie-Zertifikate waren plötzlich nichts mehr wert, weil die ausgebende Bank Lehman Brothers hieß und pleite war. Die Kaupthing Bank musste die Pforten schließen, und 30.000 deutsche Kunden bangten monatelang um ihre sicher geglaubten Vermögen auf den Tagesgeldkonten der isländischen Bank.  

Weniger spektakulär, aber nicht weniger ärgerlich waren Verluste mit Rentenfonds oder Geldmarktfonds, deren Kurse am Bankschalter lange Zeit als unsinkbar gepriesen worden waren. „Das Vertrauen der Anleger in das Bankensystem hat durch die Finanzkrise Schaden genommen. Nun gilt es, Fehler zu korrigieren", gibt Manfred Weber, Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) zu. Mit neuen Standards für das Privatkundengeschäft will der Bankenverband Anlegervertrauen zurückgewinnen. Zehn Leitlinien hat der BdB dazu Ende Mai vorgestellt. Zentral von einer Bank ausgewählte Anlageinstrumente sollten den Kunden nur angeboten werden, „wenn diese Instrumente auch unter Berücksichtigung der individuellen Situation eines Kunden für diesen geeignet sind", heißt darin unter anderem. Erstaunlich, dass das erst in einer Leitlinie formuliert werden muss.  

Zuvor schon hatten Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner und der Bundesverband der Verbraucherzentralen eine Initiative für eine stärkere Verbraucherorientierung im Finanzmarkt gestartet. Sie wollen, dass die Verbraucher „kurz und fokussiert“ über alle Kosten und Risiken einer Anlage informiert werden. Außerdem soll die Honorarberatung gefördert werden.

Elfgard Holtermann ist seit 1995 mit dem Frauenfinanzbüro in Hamburg selbstständig. Ob der Berater direkt vom Kunden, also auf Honorarbasis, oder über die Provisionen von Fondsgesellschaften oder Versicherungen bezahlt wird, spielt aus ihrer Sicht eine untergeordnete Rolle. „Es kommt schlichtweg auf die Person des Beraters an“, sagt die Bankkauffrau. Der müsse vor allem eines beherrschen: Zuhören. „Wenn der Berater schon zu Beginn des Gesprächs die Lösung parat hält, ist das ein schlechtes Zeichen“, meint die freie Maklerin.

Sie selbst erkunde beim ersten Gespräch zunächst, welche Finanzanlagen die Kundin habe. „Dann ist die momentane Lebenssituation der Anlegerin wichtig und welche Finanzziele sie verfolgt, also ob sie z.B. auf eine Eigentumswohnung spart oder für das Alter vorsorgen möchte.“ Daraus ergebe sich der Zeitrahmen der Geldanlage. „Um das richtige Instrument herauszufinden, muss natürlich auch klar werden, wie risikobereit die Kundin ist“, erklärt Elfgard Holtermann. „Dazu frage ich die Anlegerin zum Beispiel, ob es sie verrückt machen würde, wenn aus den angelegten 10.000 Euro in zwei Jahren 8.000 Euro geworden wären.“ Ihre fast ausschließlich weibliche Kundschaft könne sich sehr gut und ehrlich selbst einschätzen.

Thomas Kohrs von der Steyler Bank, Sankt Augustin, hat in seinem Alltag als Nachhaltigkeitsberater erlebt, dass Kunden ihre Risikobereitschaft falsch einschätzen. „Ich frage den Anleger: Wie fühlen Sie sich, wenn in der Tagesschau berichtet wird, dass der Dax um 10 Prozent abgestürzt ist. Können Sie dann noch ruhig schlafen, wenn Sie Aktienfonds haben?“ Das Risikoprofil abzuklären, nehme deshalb den größten Teil im Kundengespräch ein. Kohrs ermuntert Anleger, nachzufragen: „Mangelnder Mut des Kunden nachzufragen ist ebenso schlecht wie vorgetäuschtes Fachwissen des Beraters.“
Nachfragen sollten Kunden auch, wenn es um das Anlageuniversum geht, aus dem der Berater schöpfen kann. „Er sollte die Freiheit haben, aus den Produkten möglichst vieler verschiedener Anbieter wählen zu können“, so Kohrs. Berater, die nur hauseigene Produkte empfehlen würden, seien oft durch die hohen Provisionen geködert.

„Selbst wenn Anlagezeitraum und Risikoprofil bei zwei Kunden gleich sind, passt in der Regel nicht dieselbe Anlageempfehlung zu beiden“, so der Steyler-Banker. Denn der eine wolle keine  Aktien von Unternehmen, die Tierversuche durchführen, der andere keine Atomkraft.
Wie weit kann sich der Anleger bei Nachhaltigkeitsfragen auf das Urteil des Beraters verlassen? „Der Finanzberater muss dem Anleger mehrere unterschiedliche Produkte verschiedener Anbieter erläutern können“, sagt Claudia Tober, Geschäftsführerin des Forums Nachhaltige Geldanlage in Berlin. Sie rät: „Berater sollten beispielsweise den Best-In-Class Ansatz ohne Stocken erläutern können. Speist der Berater Sie mit einer eher allgemeinen Antwort ab, sollten Sie unbedingt nachhaken.“ Auch sollten Anleger Berater nach dessen Ausbildung und Erfahrungshorizont fragen empfiehlt Tober.


Lesen Sie in Teil 2 unseres Themenschwerpunkts nachhaltige Anlageberatung morgen unsere „kleine Typologie der Finanzberater" und ein Interview zum Thema mit Dr. Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag.

Bilder: Elfgard Holtermann; Thomas Kohrs / Quelle: Unternehmen
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