Erneuerbare Energie

Weltweiter Boom der Investitionen in Erneuerbare Energie

Weltweit wurde 2014 deutlich mehr Kapital in Erneuerbare Energien investiert als im Vorjahr. Dies vor allem in Asien, aber auch in Nord- und Südamerika sowie in Afrika. Die negative Ausnahme ist Europa, das seine Vorreiterrolle offenbar aufgegeben hat. Das zeigen aktuelle Zahlen zum globalen Markt der Erneuerbaren Energien.

Die Experten von Bloomberg New Energy Finance haben ermittelt, dass im vergangenen Jahr weltweit insgesamt 310 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare Energien investiert wurde. Das ist gegenüber 2013 ein Anstieg um 16 Prozent. Die Entwicklung der letzten Jahre verdeutlicht ein Blick zurück auf das Jahr 2004. Vor zehn Jahren hatte Bloomberg New Energy Finance hier die weltweiten Investitionen in regenerative Energie mit 60,2 Milliarden Dollar beziffert. Der Wert für 2014 liegt fünf Mal so hoch.

Vor zehn Jahren war Europa noch die Wachstumslokomotive der Erneuerbaren Energien. Doch hier ruht man sich nun offenbar auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus. In Europa stiegen die Investitionen in den Sektor 2014 nur noch um ein Prozent auf 66 Milliarden Dollar. Dabei lagen Deutschland und Großbritannien, jeweils mit Investitionen von insgesamt 15 Milliarden Dollar, weit an der Spitze, und versammelten damit allein fast die Hälfte des europäischen Gesamtvolumens. Beide Spitzenreiter erreichten damit gegenüber dem Vorjahr ein Plus von drei Prozent. Europas 66 Milliarden Dollar sind zwar in der Summe immer noch deutlich mehr, als riesige Schwellenländer wie etwa Brasilien oder Indien aufgewendet haben, um ihre Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Der Wert liegt auch noch immer höher als die Investitionen der USA in diesen Sektor. Aber selbst in den Vereinigten Staaten wurde mit 51,8 Milliarden Dollar um acht Prozent mehr in Erneuerbare Energien investiert als in 2013. Mit Japan kam bereits eine einzige Industrienation aus Fernost allein auf 41,3 Milliarden Dollar und damit ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Den größten Zuwachs bei den Investitionen in alternative Energien gab es 2014 aber eindeutig in Schwellenländern. An der Spitze lag dabei laut Bloomberg New Energy Finance China, das trotz der enormen wirtschaftlichen Entwicklung in den Ballungsräumen als Ganzes immer noch ein Schwellenland ist. In der Volksrepublik wurde im vergangenen Jahr um 32 Prozent mehr Kapital in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investiert. Mit einer Gesamtsumme von 89,5 Milliarden lag das Milliardenvolk damit weit an der Spitze und auch extrem weit vor der Kapitalkraft von anderen Schwellenländern. Doch Indien setzte in 2014 mit einem Plus von 14 Prozent oder knapp acht Milliarden Dollar endlich zum Sprung nach vorn an. Für Brasilien, das größte Land in Lateinamerika, wo derzeit massiv in Erneuerbare Energie investiert wird, erreichte mit ebenfalls rund acht Milliarden Dollar einen Anstieg der Investitionen um satte 88 Prozent.

Die Solarbranche zog das meiste Kapital an

Auch bei den einzelnen Sektoren der Erneuerbare Energien ermittelten die Experten von Bloomberg New Energy Finance große Unterschiede. Nach ihren Angaben entfiel mit rund 150 Milliarden Dollar fast die Hälfte des weltweit in regenerative Energie investierten Kapitals auf die Solarbranche. Gegenüber dem Vorjahr sprangen die Solar-Investitionen damit um 25 Prozent an. Die kriselnde deutsche Solarbranche kann das angesichts des in 2014 ausgebremsten Heimatmarktes nur mit Wehmut zur Kenntnis nehmen (hier (Link entfernt)  gelangen Sie zu unserem Bericht über die jüngste Entwicklung der Photovoltaik in der Bundesrepublik). Das starke Plus bei den Solar-Investitionen erklärte Michael Liebreich, Chef von Bloomberg New Energy Finance, vor allem damit, dass „die Technologien in den letzten fünf Jahren sehr viel kostengünstiger geworden sind“. Die Photovoltaik punktete aber auch damit, dass Sie besonders gut für die dezemtrale Energieversorgung geeignet ist, also für Regionen mit schwacher Anbindung an zentrale Stromnetze. Die weltweiten Investitionen in Photovoltaik-Dachanlagen stiegen laut Bloomberg New Energy Finance im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um 34 Prozent auf 73,5 Milliarden Dollar. Sie machten damit fast die Hälfte aller Solarinvestitionen aus.

In Windkraft floss in 2014 mit rund 99,5 Milliarden Dollar um elf Prozent mehr Kapital als im Vorjahr. Dafür sorgten vor allem Großprojekte auf See, also Offshore-Projekte mit Investitionsvolumina in Milliardenhöhe. Ohnehin entfiel auf Finanzierungen von Erneuerbare-Energien-Projekten der Löwenanteil des investierten Kapitals. Hier wurden 170,7 Milliarden Dollar investiert und damit zehn Prozent mehr als 2013. Investitionen am Kapitalmarkt erfolgten aber deutlich stärker als noch im Vorjahr. Laut Bloomberg New Energy Finance erhielten Erneuerbare-Energien-Unternehmen an der Börse in 2013 so viel Anteilskapital wie seit sieben Jahren nicht mehr. Sie sammelten dort 18,7 Milliarden Dollar ein. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 52 Prozent. Dazu trug wesentlich bei, dass  Erneuerbare-Energien-Unternehmen verstärkt Projektgesellschaften als so genannte„Yieldcos“ ausgliederten und an die Börse brachten.

Offshore-Windpark des niederländischen Energiekonzerns Nuon vor der Nordseeküste. / Quelle: Unternehmen

Den Bereich Energiespeicher, Energieeffizienzprodukte und Elektroautos fasst Bloomberg New Energy Finance  in der aktuellen Jahresanalyse unter dem Begriff Smart Energy Technologien zusammen. Hier stiegen die Investitionen den Experten zufolge im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um zehn Prozent Prozent auf 37 Milliarden Dollar.
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