Erneuerbare Energie

Weltbank warnt: der Klimawandel droht außer Kontrolle zu geraten

Schon lange sind es nicht nur Umweltschützer, sondern auch renommierte Ökonomen, die vor dem weiteren Klimawandel warnen. Nun hat die Weltbank laut Alarm geschlagen. Laut einem von ihr veröffentlichten Report droht in diesem Jahrhundert eine Erwärmung des Weltklimas um vier Grad. Das werde katastrophale Folgen haben, für alle Regionen der Welt, betonte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim bei der des Reports. Dieser ist von den Experten des Opens external link in new windowPotsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und von Climate Analytics erstellt worden.

Der Report mit dem Titel „Turn Down the Heat“ ist in englischer Sprache erschienen (per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu einem Download der Studie). Er sieht die Weltgemeinschaft vor riesigen Herausforderungen durch eine Erderwärmung um mehr als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Ära. Diese Grenze hat der Weltklimarat der UN bereits vor Jahren als die Marke festgesetzt, bis zu der die Folgen des Klimawandels noch beherrschbar erscheinen. Bislang stieg die Erderwärmung dem Report zufolge um 0,8 Grad, schon im kommenden Jahrzehnt drohe man die Marke von zwei Grad zu übersteigen.

Die Autoren des aktuellen Berichts, der sich auf neueste Erkenntnisse der Klimaforscher weltweit stützt, warnen eindringlich vor Wechselwirkungen, die jenseits dieser Marke auftreten und die Erderwärmung weiter forcieren können. Die Welt drohe sich bis zum Jahr 2100 so stark zu verwandeln, dass sie mit der uns vertrauten nur noch wenig gemeinsam habe. Der Report weist darauf hin, dass es eine Änderung der durchschnittlichen Welttemperatur um vier Grad letztmals bei der großen Eiszeit vor zehntausenden Jahren gegeben habe. Doch damals habe sich diese Veränderung über ein Jahrtausend hin vollzogen und nicht innerhalb eines Jahrhunderts.

Der Bericht der Weltbank konkretisiert die Folgen, die eine Erderwärmung um vier Grad haben würden. Zum Beispiel würde schon ein Anstieg über die Marke von zwei Grad dazu führen, dass in den Ozeanen die Korallen absterben und die Meere übersäuern. Das wiederum hätte gravierende Folgen für die Tierwelt und damit für alle Menschen, für die Fisch ein wichtiges Lebensmittel ist und die vom Fischfang, von der Verarbeitung von Fischprodukten und vom Tourismus der Küstenregionen leben. Zudem würde der Meeresspiegel stark ansteigen, etliche Inseln dauerhaft überfluten und viele Großstädte in Küstennähe gefährden. Der Report sagt voraus, dass bei einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um vier Grad Staaten mit großen Küsten wie Indien, Bangladesch, Indonesien, Philipinen und Vietnam in große Not geraten werden, ebenso wie etwa Mexiko und Venezuela in Amerika oder Mozambik und Madagaskar in Afrika. Immer mehr heftige Stürme werden würden die dicht besiedelten Küstenlinien in den USA und in Europa und die dort ansässige Wirtschaft heimsuchen.

Für die Amazonas-Region wiederum prognostizieren die Klimaforscher ein Austrocknen vieler Wasserläufe, was zum einen für einen großen Teil der dortigen vielfältigen Lebenswelten das Aus bedeute, zum anderen eine starke Zunahme von Waldbränden bewirke. Dies wiederum lasse die Erderwärmung weiter ansteigen, da weniger Regenwald das Klimagas CO2 aus der Luft absorbieren könne. Auch Flüsse wie der Nil in Ägypten und der Ganges in Indien drohen stark an Wasser zu verlieren, mit verheerenden Auswirkungen auf die Menschen vor Ort.

Bildhinweis: Waldschäden im Regenwald Brasiliens. / Quelle: Precious Woods


Ferner prognostiziert der Bericht der Weltbank weltweit eine starke Zunahme enormer Hitzewellen und daraus resultierender Dürren. In den USA, im südlichen Europa und in vielen anderen Weltregionen seien starke Ernteausfälle dann nicht zu vermeiden. Davon werde bei einem Anstieg der Erderwärmung um vier Grad bis 2100 fast die Hälfte der weltweit zur Verfügung stehenden Ackerflächen betroffen, bei einem Anstieg um fünf Grad sei mehr als ein Drittel des Ackerlandes für immer verloren.

Angesichts dieser drohenden Auswirkungen fordert Johannes Schellnhuber, der Direktor des Potsdamer Klimainstitutes, eine schnelle Trendwende bei den heutigen Produktions- und Konsumgewohnheiten. Auch Weltbank-Präsident Jim Yong Kim weist darauf hin, dass das Zeitfenster für wirksame Gegenmaßnahmen sich langsam schließt. Es gebe Mittel und Wege, den Klimawandel so stark wie nötig abzubremsen, man müsse nur schnell und konsequent darauf setzen.

Laut der Weltbank müssen Energie und natürliche Ressourcen intelligenter und effizienter genutzt werden. Das sei möglich, ohne das wirtschaftliche Wachstum zu gefährden, auch in den ärmeren Regionen der Erde. „Jedes Land kann auf eigene Weise den Weg zu einer nachhaltigen, das Klima schonenden Wirtschaftsweise gelangen, ein ‚grünes‘ Wachstum erzielen“, betont Rachel Kyte, bei der Weltbank Expertin für Nachhaltige Entwicklung. Sie führt einige der Maßnahmen an, die der vorgelegte Report empfiehlt, um die Erderwärmung zu bremsen: die massiven Subventionen für die Produktion und den Verbrauch fossiler Brennstoffe müsse beendet werden (wir Opens external link in new windowberichteten über einen entsprechenden Bericht der Internationalen Energie Agentur), das natürliche Kapital eines Landes müsse wie dessen wirtschaftliches Kapital behandelt und berücksichtigt werden, der Verkehr müsse darauf ausgerichtet werden, dass er effizient und klimaschonend funktioniere, ein weltweiter Emissionshandel etabliert werden, damit sich eine nachhaltige Energieversorgung durchsetzen könne und auch die Energieeffizienz von Gebäuden müsse gefördert werden.

Die Weltbank unterstützt nach eigenen Angaben bereits heute im großen Stil Maßnahmen für mehr Klimaschutz. Dafür habe sie im letzten Jahr die Vergabe an Krediten verdoppelt. Klimafonds der Weltbank hätten in 48 Ländern 7,2 Milliarden Dollar für die Finanzierung von Klimaschutzprojekten bereitgestellt und damit weitere Finanzierungen aus dem Privatsektor im Umfang von 43 Milliarden Dollar angestoßen.
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