Erneuerbare Energie

Welche Zukunft haben Energiegenossenschaften in NRW?

Über die Zukunft von Genossenchaftsmodellen haben Energiegenossenschaften aus Nordrhein-Westfalen auf ihrem Jahrestreffen diskutiert. Zu dem hatten der Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband e.V. (RWGV) in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW ins Dortmunder Lensing-Carrée eingeladen. Im RWGV haben sich über 700 Unternehmen und ihre 3,2 Millionen Mitglieder zur mitgliederstärksten Interessenvertretung in Rheinland und Westfalen zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern zählen rund 190 Genossenschaftsbanken, 167 landwirtschaftliche Warengenossenschaften und Zentralen sowie 346 gewerbliche Dienstleistungs- und Handelsgenossenschaften, darunter ca. 100 Energiegenossenschaften.

Ralf W. Barkey, Vorstandsvorsitzender des RWGV, stellte zu den Perspektiven für Energiegenossenschaften fest: „Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Idee der bürgernahen, dezentralen Energieversorgung auf Genossenschaftsbasis haben sich inzwischen deutlich verändert. Eine Folge ist, dass der Boom von Neugründungen hinter uns liegt. Die Herausforderungen der Gegenwart lauten: Es müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt, weitere Betätigungsfelder erschlossen und die bestehenden Energiegenossenschaften professionalisiert werden.“

Laut Barkey sind Energiegenossenschaften etwa wegen ihrer Bedeutung für die Akzeptanz der Energiewende vor Ort wichtige Partner im Bereich Klimaschutz und Energiewende. Im Entwurf des Klimaschutzplanes der Landesregierung sei vorgesehen, langfristig „100 neue Energiegenossenschaften und Bürgerenergieprojekte“ in Nordrhein-Westfalen (NRW) zu etablieren. Auf der Jahrestagung diskutierten die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Voraussetzungen, um dazu eine neue Gründungswelle anzustoßen.

„Energiegenossenschaften sind für die Umsetzung dezentraler Versorgungsstrukturen und die Beteiligung am Klimaschutz elementar. Deshalb wird das Land die Unterstützung von Genossenschaften weiter verstärken“, signalisierte Peter Knitsch, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Derzeit gibt es in NRW bereits rund 100 Energiegenossenschaften. Die Zahl der Neugründungen war zuletzt aber stark rückläufig. 2014 wurden in ganz Deutschland nur 29 Energiegenossenschaften neu gegründet. Deshalb will die EnergieAgentur.NRW ihre Gründungsberatung verstärken und eine Plattform zum stärkeren Austausch und Vernetzung von bestehenden Energiegenossenschaften entwickeln. Die „Plattform Bürgerenergie und Energiegenossenschaften“ sieht unter anderem den Aufbau eines Online-Portals inkl. Forum, Newsletter und Darstellung von Beispielen guter Praxis vor. Zudem sollen regionale Vernetzungstreffen sowie eine jährliche Netzwerktagung durchgeführt werden.

Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, betonte aber auch das Engagement für bereits bestehende Energiegenossenschaften: „Neben der Notwendigkeit neuer Gründungen dürfen wir aber auch die Unterstützung der bestehenden Akteure nicht vernachlässigen. Hier gibt es angesichts sinkender Attraktivität der EEG-Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen große Verunsicherung, was alternative Betätigungsfelder sein können. Häufig genannt werden der Betrieb von Nahwärmenetzen, die Durchführung von Energieeffizienzprojekten oder Mieterstromprojekten. Doch diese Geschäftsmodelle sind komplizierter und so steigt im gleichen Maße die Relevanz von Kooperationen, Austausch und Vernetzung.“
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