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Weiter auf der Überholspur - Europa-Chef von Suntech erläutert gegenüber ECOreporter.de Wachstumspläne des Solarkonzerns

Selbst für die extrem schnell wachsende Solarbranche ist die Erfolgsgeschichte der chinesischen Suntech Power Systems ungewöhnlich. Der Solarkonzern wurde 2001 von Zhengrong Shi gegründet, der nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 nach Australien auswanderte und dort zum Photovoltaik-Experten wurde. Im Jahr 2000 folgte er der Einladung der chinesischen Stadt Wuxi, den Bau einer Produktionsstäte zu finanzieren. Diese wurde 2002 in Betrieb genommen. Damals startete Suntech mit einer Jahresproduktion von 10 Megawatt. Sechs Jahre und einen Börsengang mit fünf Milliarden Dollar Volumen später strebt das Unternehmen an, bis Ende 2008 bei den Solarzellen auf eine Kapazität von einem Gigawatt zu kommen. Gemeinsam mit der deutschen Q-Cells rangelt sie sich um den Status als größert Solarzellenproduzent der Welt. Und das Wachstum soll sich fortsetzen: bis 2010 wollen die Chinesen die Produktionskapazitäten fast vervierfachen.

Wichtigster Absatzmarkt für das Solarunternehmen ist und bleibt dabei Europa. Dies erklärte Jerry Stokes, Präsident von Suntech Europe, im Gespräch mit ECOreporter.de auf der Intersolar in München. „2007 haben wir hier 1 Milliarde Dollar umgesetzt, für 2008 streben wir 1 Milliarde Euro an und für 2009 1 Milliarde Britische Pfund“, legte der Brite anschaulich die Wachstumsstrategie von Suntech dar. Deutschland sei dabei ein besonders wichtiger Absatzmarkt, auch nach der Novellierung des Erneuerbare-Energie-Gesetztes (EEG). In der Bundesrepublik  hat Suntech im Februar ein Vertriebsbüro eröffnet. Zwar werde ab Januar 2009 die Vergütung von deutschem Solarstrom sinken. Dennoch garantiere das EEG Erzeugern von Strom aus Photovoltaikanlagen weiterhin über viele Jahre stabile Einnahmen. Das sei letztlich ein entscheidendes Plus. Zudem sei es im Sinne aller Akteure der Solarbranche, dass die Preise für Solarstrom weiter sinken und dieser so bald wie möglich konkurrenzfähig mit herkömmlich erzeugtem Strom werde.

Wie Stokes gegenüber ECOreporter erklärte, spielt Deutschland für Suntech auch deshalb eine besonders wichtige Rolle, weil der Konzern etwa drei Viertel seiner Zulieferungen hierher beziehe. Diese umfassten ein breites Spektrum, von einfachen Kabeln bis zu hochwertigen Solarwafern. Laut dem Europa-Chef des Unternehmens wird auch die im September anstehende Überarbeitung der Solarstromvergütung in Spanien, dem zweitwichtigsten Markt der Welt, nicht zu einem gebremsten Wachstum führen. Die sehr gute Sonneneinstrahlung lasse Photovoltaikprojekte dort auch nach den zu erwartenden Kürzungen der Vergütung sehr attraktiv erscheinen. Ohnehin sei die nachhaltige und langfristige Nachfrage eines Solarmarktes für Suntech weitaus wichtiger als die Aussicht, in kurzer Zeit sehr viele Produkte absetzen zu können. Schließlich müssten Hersteller wie Suntech zunehmend Produktionsstätten in der Nähe ihrer Kunden errichten, um die Lieferkosten zu verringern. Da man zunehmend größere Mengen absetze, schlage dieser Faktor immer stärker zu Buche; zudem erleichtere die Nähe zum Kunden den Vertrieb. Auch für den Bau von Produktionsstätten sei eine langfristige Planungssicherheit wichtig. In Europa sieht er diese nicht zuletzt durch die EU-Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien als gegeben. Die Staatengemeinschaft habe damit festgeschrieben, dass Sonnenstrom eine immer größere Bedeutung im Energiemix haben soll.

Laut Stokes ist es dabei von entscheidender Bedeutung, dass die Hersteller von Solarprodukten immer preisgünstiger herstellen. Der Weg zur Konkurrenzfähigkeit mit herkömmlichem Strom sei ein Marathon, bei dem nur die Firmen ins Ziel kämen, die über Skaleneffekte ihre Kosten deutlich verringern können. Suntech werde wohl eines dieser Unternehmen sein. Doch auch sein Unternehmen müsse dafür Sorge tragen, durch strategische Partnerschaften den eigenen Aufwand zu minimieren. Als Beispiel dafür nannte der Europa-Chef in dem Gespräch mit ECOreporter.de die Beteiligungen von Suntech an den Siliziumproduzenten Hoku aus China und Nitol Solar aus Russland. Wie Stokes auf Nachfrage erläuterte, erwägt Suntech auch Übernahmen von deutschen Firmen. Vor wenigen Wochen hatten die Chinesen die Mehrheit am Automationsspezialisten Kuttler aus Dauchingen erworben. Der hatte über ein Tochterunternehmen nahe Shanghai schon länger mit Suntech kooperiert. Nun will man gemeinsam in Deutschland ein Technologiezentrum für neue Produktionsverfahren bei der Herstellung von Solarmodulen errichten. Zudem soll Kuttler Maschinen und Fertigungsstraßen für die Solarzellen- Produktion von Suntech bauen. Wie Stokes erläutert, soll Kuttler insbesondere dabei helfen, immer dünnere Solarwafer zu verwenden und so den Rohstoffbedarf zu verringern.

Auch reine Produktionsstätten will Suntech demnächst in Europa aufbauen. Bislang verfügt der Konzern über vier Standorte in China und einen in Japan. In Europa sollen aber nur kleinere Standorte entstehen, dafür in mehreren Ländern. Die Bundesrepublik ist dem Unternehmen zufolge ein Kandidat. Weitere Produktionsstätten von Suntech sollen in den USA entstehen. Nach Angaben von Stokes erwartet der Konzern, dass dort in absehbarer Zeit ein interessanter Solarmarkt entsteht. In Kalifornien zum Beispiel könne die Photovoltaik schon bald die so genannte „grid parity“ erreichen und mit herkömmlichem Strom konkurrieren. Zwar gebe es in den Vereinigten Staaten noch etliche Probleme auf dem Weg zu einem funktionierenden Solarmarkt, etwa die unsichere und ungenügende Vergütung und das mangelnde Know how der Installateure von Solaranlagen. Es existierten aber bereits viele notwenige Bausteine, die nur noch zusammengefügt und harmoniert werden müssten. Eine große Anzahl von Kommunen und vor allem immer mehr Unternehen drängen laut Stokes darauf. Wenn dies gelinge, eröffne es Unternehmen wie Suntech die Aussichtauf ein sehr großes Marktvolumen.

Seit ihrem Börsengang Ende 2005 (wir berichteten darüber) hat sich der Aktienkurs von Suntech mehr als verdoppelt. In Frankfurt notiert der Anteilsschein heute morgen mit knapp 26,28 Euro. In den letzten Monaten war das Wertpapier unter Druck geraten, weil das Unternehmen trotz starker Zuwächse nicht die hochgesteckten Erwartungen vieler Börsianer erfüllte. Nach Einschätzung von Rob Stone, Analyst bei Cowen & Co., ist die Aktie deutlich unterbewertet und damit die Gelegenheit zum Einstieg günstig. Er empfiehlt sie zum Kauf. Das KGV auf 2008 liegt bei Suntech bei etwas über 26 und damit deutlich unter dem der Konkurrentin Q-Cells (35,4).

Suntech Power Holdings Co., Ltd.: ISIN US86800C1045 / WKN A0HL4L

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