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Was steckt hinter dem Kurssprung der SunEdison-Aktie?

Nach einem mehrwöchigen Tiefflug setzt die Aktie des US-amerikanischen Ökostromriesen SunEdison nun zum Höhenflug an. Sie sprang an der Nasdaq um 9,3 Prozent auf 9,04 Dollar. Der Anteilsschein ist damit aber immer noch weit von den Kursen jenseits der Marke von 31 Dollar, wo er noch im Juli 2015 notierte. Die deutschen Börsen holen inzwischen die Entwicklung in den USA nach. Im Tradegate der Deutschen Börse verbesserte sich die SunEdison-Aktie am heutigen Dienstag bis 9:30 Uhr um über neun Prozent auf 8,01 Euro. Auf Jahressicht hat sie sich damit um rund 46 Prozent verbilligt. Sollten Anleger jetzt einsteigen?

Vishal Shah beobachtet als Analyst Solaraktien wie SunEdison für die Deutsche Bank. Er rechnet mit weiteren deutlichen Kurszuwächsen und empfiehlt den Kauf der SunEdison-Aktie. Als Kursziel nennt er für die kommenden zwölf Monate 28 Dollar. Das sind umgerechnet knapp 25 Euro. Damit würde sich der aktuelle Kurs des Wertpapiers mehr als verdreifachen und wieder das Niveau vom Mai 2015 erreichen.

Shah verweist darauf, dass SunEdison den aktuellen Kursaufschwung mit der Nachricht ausgelöst hat, dass der Konzern nun auf die Kostenbremse drücken will. Nähere Angaben dazu will die Unternehmensführung am morgigen Mittwoch bekannt geben. In US-Medien kursiert jedoch ein internes Memo von Konzernchef Ahmad Chatila, wonach jeder zehnte der 7.300 Mitarbeiter entlassen werden soll. Durch diese Maßnahme könne das Unternehmen aus Belmont in Kalifornien die Gesamtkosten um zehn Prozent verringern. Ziel sei es, durch weitere Maßnahmen die Kosten um rund 30 Prozent zu verringern. Sie sollen bereits bis zum ersten Quartal 2016 abgeschlossen werden. Analyst Shah begrüßt dies als Signal, dass die Führung von SunEdison sich nach massiven Zukäufen jetzt darum bemühen will, Abläufe zu verschlanken, doppelte Arbeit zu vermeiden und somit effizienter zu wirtschaften.

Shopping-Tour der Konzernführung weckte Skepsis

Der Konzern hatte über verschiedene Kapitalmaßnahmen seine Kasse für Übernahmen aufgefüllt und seit 2014 gleich mehrere Konkurrenten übernommen. So stieg die bislang auf Photovoltaikprojekte beschränkte SunEdison mit der Übernahme von First Wind auf in die Windkraft ein. Dieser Einkauf kostete rund 2,4 Milliarden Dollar. Um ein Zukunftsgeschäft in Schwellenländern aufzubauen schluckten die Amerikaner in diesem Jahr Continuum Wind Energy, die Windkraftprojekte in Indien im Portfolio hat, und die auf Energieprojekte in Lateinamerika spezialisierte Globeleq Mesoamerica Energy (GME). Zudem will sich der Konzern nicht länger auf Freiflächenprojekte beschränken, sondern auch in das viel versprechende Geschäft mit Solaranlagen auf den Dächern von Wohn- und Gewerbeimmobilien einsteigen. SunEdison will für 2,2 Milliarden Dollar die auf dieses Segment ausgerichtete Vivint Solar übernehmen.

Diese Einkaufstour hatte in den letzten Monaten zunehmend für Sorgenfalten auf die Stirnen von SunEdison-Investoren gesorgt. Nicht zuletzt, weil die staatliche Förderung von Photovoltaik-Investitionen in den USA ab 2017 wohl deutlich verringert wird und viele Börsianer befürchten, dass sich das Geschäft mit Solarprojekten dann weitaus weniger rentieren wird. Aber offenbar hat nun schon die Ankündigung von Kosteneinsparungen das Vertrauen des Kapitalmarktes darin gestärkt, dass die Führung von SunEdison vor lauter Zukäufen nicht die Bedeutung stabiler Finanzen aus dem Blick verloren hat.

Vishal Shah zum Beispiel ist nun zuversichtlich, dass SunEdison früher als erwartet wieder über ein positives Arbeitskapital verfügen kann. Er nimmt zwar an, dass die SunEdison-Spitze nun Abstriche beim geplanten Ausbau der Produktionskapazität machen wird, sieht das aber keinesfalls negativ. Bisher peilt SunEdison eine Grünstromkapazität von mehr als vier Gigawatt (GW) in 2016 an. Der Experte der Deutschen Bank erwartet eine Verringerung dieses Ziels auf unter drei GW. Es sei aber von Vorteil, wenn die Unternehmensführung beim Ausbau auf die Bremse trete und stattdessen den Mittelzufluss verbessere. Hierzu könne etwa der Verkauf von Kraftwerken beitragen.

SunEdison hat im ersten Halbjahr 2015 bei einem Umsatzanstieg von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 778 Millionen Dollar 635 Millionen Dollar Nettoverlust erwirtschaftet. Allein im zweiten Vierteljahr war der Fehlbetrag nach 41 Millionen Dollar Nettoverlust im zweiten Quartal 2014 auf 263 Millionen Dollar Nettoverlust angestiegen.

SunEdison Inc.: ISIN US86732Y1091 / WKN A1WZU6
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