Fonds / ETF

Warum setzen nachhaltige Aktienfonds von ING Investment Management auf Problem-Aktien wie Apple und Nestle?

Ein neuer nachhaltiger Aktienfonds soll auf den deutschen Markt kommen. Die ING Investment Management, eine Tochtergesellschaft der niederländischen ING-Gruppe aus Amsterdam, will das neue Produkt noch im laufenden Quartal starten. Das Unternehmen mit deutscher Niederlassung in Frankfurt am Main ist bereits seit dem Jahr 2000 mit nachhaltigen Publikumsfonds am deutschen Markt. Nach eigenen Angaben verwaltet ING Investment Management mit nachhaltigen Fonds ein Volumen von insgesamt 1,150 Milliarden Euro. Das Fondsportfolio des neuen nachhaltigen Aktienfonds soll 50 bis 90 Titel umfassen und auf einem bereits laufenden Produkt für institutionelle Investoren basieren. Die Titelauswahl werde neben ökologischen und sozialen Themen auch Fragen der Unternehmensführung (Governance) berücksichtigen, erklärte dazu, Nachhaltigkeitsexpertin von ING Investment Management, im Gespräch mit ECOreporter.de.

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Werttreiber und der Schlüsselfaktor, um die Qualität eines Unternehmens zu beurteilen. Wissenschaftliche Studien und Marktresearch weisen zunehmend darauf hin, dass die Berücksichtigung von ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales. Governance – die Red.) unternehmerische Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Rendite von Aktienportfolios steigern kann“, stellte Hodzic dazu fest. Wenn ein Fonds die Nachhaltigkeit von Unternehmen überprüfe, mindere er damit das Anlagerisiko, etwa infolge von Klimarisiken oder von Reputationsrisiken, die ein Unternehmen aufweise, das unfair mit Mitarbeitern umgehe oder dies bei Zulieferern toleriere. Somit rechne sich auch der zusätzliche Aufwand, den ING Investment Management durch den Einsatz von Nachhaltigkeitsanalysen betreibe. Denn für die langfristige Rendite sei es von Vorteil, Nachhaltigkeitsrisiken zu beachten. Wie die Expertin auf Nachfrage erklärte, besteht der Nachhaltigkeitsstab von ING Investment Management aus vier Experten, von denen jeweils zwei für das Portfoliomanagement zuständig seien und zwei für Nachhaltigkeitsanalysen. Darüber hinaus setze man auf die Nachhaltigkeitsrating-Agentur Sustainalytics, an der die niederländische Nachhaltigkeitsbank Triodos mehrheitlich beteiligt ist.

Laut Hodzic kombinieren die Nachhaltigkeitsfonds von ING Investment Management den so genannten Best-in-class-Ansatz mit gängigen Ausschlusskriterien wie Waffen, Kernenergie, Tabak oder Glücksspiel. Man suche also für die Fonds aus jeder Branche die Unternehmen mit der jeweils besten Nachhaltigkeitsleistung heraus und verzichte auf die Beteiligung, wenn gegen die Ausschlusskriterien verstoßen werde. Die Nachhaltigkeitsexpertin erläuterte dies auf Nachfrage am Beispiel des nachhaltigen Aktienfonds ING (L) Invest Sustainable Equity P Acc (WKN 797410). Im Portfolio dieses nachhaltigen Aktienfonds von ING Investment Management zählen Aktien von Apple und Nestle, also von Konzernen, deren Nachhaltigkeit äußert umstritten ist. Denn Apple steht wegen der Zustände bei Zulieferern stark in der Kritik und auch Nestle werden immer wieder Verstöße gegen Standards der internationalen Arbeitsschutzorganisation ILO vorgeworfen.

Bildhinweis: Nina Hodzic ist Nachhaltigkeitsspezialistin der ING Investment Management. / Quelle: Unternehmen

Hodzic wies darauf hin, dass beide Konzerne in Branchen mit starken Problemen im Bereich sozialer Nachhaltigkeit aktiv seien. Als Investor stehe ING Investment Management im Kontakt mit Nestle, um auf Verbesserungen zu drängen. Es seien auch Fortschritte zu erkennen und Nestle zähle daher noch zu den Nachhaltigkeitsbesten seiner Branche. Dies gelte auch für Apple. Der IT-Riese aus Kalifornien nehme die Probleme bei Zulieferern wie Foxconn „sehr ernst“, stehe darüber im Austausch mit Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) und habe erste Fortschritte erzielt. Wir wollten von ihr ein Beispiel für ein Unternehmen erfahren, dass von ING Investment Management als nicht mehr nachhaltig eingestuft und daher aus dem Anlageuniversum entfernt worden war. Hodzic nannte die Aktie des Ölkonzerns BP. Bei ihm habe man bereits in 2005 gravierende Mängel bei den Sicherheitsstandards bemängelt und die Beteiligung abgestoßen, als sich keine Verbesserungen abzeichneten. Einige Zeit später habe die Katastrophe im Golf von Mexiko gezeigt, wozu solche Mängel bei den Sicherheitsstandards führen können.

ING Investment Management reagiert mit dem Ausbau ihres Angebotes an Nachhaltigkeitsfonds laut der Expertin des Unternehmens dem gesteigerten Interesse von Anlagern Rechnung. Eine kürzlich von der Gesellschaft veröffentlichte Umfrage habe ergeben, dass „nach Meinung von drei Vierteln der Investoren ökologische und soziale Verantwortung sowie die Förderung guter Governance für die Zukunft der Investmentbranche wichtig sind“, so Hodzic. Den Namen des angekündigten neuen Nachhaltigkeitsfonds könne sie nicht verraten, bevor er von der BaFin zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen sei.
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