Erneuerbare Energie

Warum die EEG-Umlage so stark ansteigt

Jetzt ist es offiziell: wie allgemein erwartet heben die Übertragungsnetzbetreiber die so genannte EEG-Umlage deutlich an. Sie steigt demnach zum 1. Januar 2014 um knapp 20 Prozent auf 6,24 Cent je Kilowattstunde (kWh). Damit beläuft sich der Umlagebetrag für 2014 auf 23,6 Milliarden Euro. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet Netzbetreiber dazu, Grünstrom von den Erzeugern abnehmen und nach festgeschriebenen Tarifen vergüten. Diese Tarife liegen über den Preisen, die sie an der Strombörse bezahlen würden. Die Differenz wird daher über die EEG-Umlage auf die Stromrechnungen der Verbraucher aufgeschlagen. Schon zum Jahresbeginn 2013 war die EEG-Umlage stark angestiegen, gegenüber 2012 um rund 47 Prozent auf 5,27 Cent pro Kilowattstunde. Sie belastet damit gegenwärtig einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden mit rund 185 Euro. Diese Belastung wird nun deutlich ansteigen.

Die EEG-Umlage wurde zum einen deutlich erhöht, weil zuletzt mehr Grünstromanlagen ans Netz gebracht wurden als bei der Berechnung der Umlage für 2013 angenommen. Diese Differenz wird in der ab 2014 gültigen EEG-Umlagedurch einen Nachholbetrag von knapp 2,2 Milliarden Euro ausgeglichen. Schon dies erhöht die EEG-Umlage um rund 0,6 Cent je Kilowattstunde.

Zum anderen erwarten die Übertragungsnetzbetreiber für 2014 wieder mit einem starken Anstieg der deutschen Grünstromkapazitäten. Abzüglich der Börsenerlöse kalkulieren sie daher mit EEG-Kosten im Umfang von rund 19,1 Milliarden Euro. Das mache etwa 5,0 Cent je Kilowattstunde der EEG-Umlage für 2014 ausmache. Davon entfalle mit rund 2,4 Cent/kWh fast die Hälfte auf Photovoltaik-Anlagen. Die nächstgrößte Position sei die Verstromung von Biomasse mit einem Anteil von 1,3 Cent/kWh.  Es folgen die Windkraft an Land mit 1,0 Cent/ kWh und auf See (Offshore) mit 0,3 Cent/ kWh. Weniger als 0,1 Cent/ kWh entfallen den Angaben zufolge auf die restlichen Energieträger.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie ist der Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland. Er stellt zu dem abermaligen Anstieg der EEG-Umlage fest, dieser gehe nur zu einem geringen Teil auf den Zubau von Anlagen zur Erzeugung von Erneuerbarer Energie zurück. Der Ausbau habe vielmehr nur einen Anteil von 15 Prozent oder 0,15 Cent/kWh an dem Anstieg der EEG-Umlage von insgesamt knapp 1 Cent/kWh, erklärt Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des BEE.  „Die reinen Finanzierungskosten für Grünstromanlagen machen auch an der gestiegenen EEG-Umlage 2014 nur 2,54 Cent/kWh von 6,24 Cent/kWh aus. Die EEG-Umlage ist also schon lange kein Preisschild mehr für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“, sagt Falk. Ihm zufolge haben der Rückgang des Strompreises an der Börse und die zusätzlichen Ausnahmeregelungen für Unternehmen den größten Anteil an der Steigerung der Umlage. Unter der schwarz-gelben Bundesregierung sind immer mehr große Stromverbraucher aus der Industrie von der EEG-Umlage befreit – ihre Anzahl hat sich seit 2011 mehr als verdreifacht - und entsprechend die übrigen Stromverbraucher stärker belastet worden. Diese Belastung macht laut Falk ein Drittel der EEG-Umlage aus.

Wie der Geschäftsführer des BEE weiter ausführt, fallen 36 Prozent an, die Strompreise an der Börse dadurch immer stärker fallen, dass immer mehr Grünstrom angeboten wird. Denn der Börsenpreis richte sich nach den Anlagen mit den günstigsten Gestehungskosten aus, und das sind Grünstromanlagen, die ja im Gegensatz zu fossilen Kraftwerken keine Rohstoffe verbrauchen. Dadurch dass sie an der Börse die Preise senken, wächst laut Falk die Differenz zwischen der gezahlten EEG-Vergütung für grünen Strom und den mit diesem Strom an der Börse erzielten Einnahmen. Damit steige automatisch die Umlage, die diese Lücke schließen muss. „Das heißt: Die Erneuerbaren senken die Strompreise und werden gleichzeitig durch die mangelhafte Berechnungsmethode der Umlage Opfer ihres eigenen Erfolgs“, so Falk. Dieser Faktor werde in 2014 insgesamt 1,47 Cent/kWh innerhalb der EEG-Umlage ausmachen – ein Anstieg von 0,37 Cent/kWh gegenüber 2013.

Der Geschäftsführer des BEE schlägt daher vor, dass in Zukunft der strompreissenkende Effekt der Erneuerbaren Energien an der Strombörse den Erneuerbaren gut geschrieben wird. Zudem müsse die Anzahl der von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen wieder verringert und die Ausnahmeregelung wirklich auf die Firmen beschränkt werden, die im internationalen Wettbewerb stehen und sich gegenüber Konkurrenten behaupten müssen, die günstig Strom beziehen können. „Mit entsprechenden Anpassungen ist das EEG auch weiterhin das effizienteste Instrument, um die Erneuerbaren Energien zügig auszubauen“, sagt Falk. „Durch die hohe Investitionssicherheit, die das EEG bietet, werden unnötige Risikoaufschläge vermieden und so die Kapitalkosten für den Umbau der Energieversorgung gering gehalten. Allen alternativen Förderinstrumenten ist das EEG damit überlegen.“ Ferner verlangt Falk, dass bestehende Überkapazitäten insbesondere bei Kohlekraftwerken aus dem Markt genommen werden, um die Preise an der Strombörse zu stabilisieren und fairere Wettbewerbsbedingungen für die Erneuerbaren herzustellen.

Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts ISE in Freiburg rechnet sich der Ausbau der Erneuerabren Energien auf lange Sicht in jedem Fall. Die gesamte EE-Vergütung werde ab dem Jahr 2020 nur noch leicht zulegen und ab 2027 deutlich fallen. Spätestens dann würden die durchschnittlichen Kosten für Grünstromanlagen niedriger sein als die für neue fossile Kraftwerke. Insgesamt rechne sich die Energiewende für die deutsche Volkswirtschaft. „Bis 2050 können die Einsparungen insgesamt etwa 500 Milliarden Euro betragen“, kalkuliert Prof. Dr. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts ISE. Die Energieeinsparmaßnahmen und die Ersetzung von atomaren und fossilen Kraftwerken würden bis dahin etwa 300 Milliarden Euro kosten.
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