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Waren die Profis schlauer als Privatanleger? - ECOreporter.de befragt nachhaltige Mischfonds zu ihrer Reaktion auf die Finanzkrise
Hier das Beispiel Dexia:
Dexia Asset Management, Tochterunternehmen des Finanzkonzerns Dexia, zählt vor allem in Frankreich und Belgien zu den wichtigsten Anbietern im Bereich des nachhaltigen Investments. Dexia hat drei nachhaltige Mischfonds: Der Dexia Sustainable Europe Balanced Low (BE0159412411) investiert vornehmlich in Anleihen und nur zu einem geringen Teil in Aktien. Dagegen liegt beim Dexia Sustainable Europe Balanced High (BE0169199313) der Fokus auf Aktien. Und der Dexia Sustainable Europe Balanced Medium (BE0159411405) strebt ein ausgewogenes Verhältnis von Aktien und Anleihen an. Die jährliche Verwaltungsgebühr steigt dabei mit dem Aktienanteil, sie reicht von 1 Prozent für den ‚Low’ über 1,15 Prozent für den ‚Medium’ bis 1,35 Prozent für den ‚High’.
Auf Sicht von fünf Jahren haben diese drei Produkte jeweils einen Wertzuwachs von 17 bis 18 Prozent erzielt. Das ist nicht überwältigend, aber angesichts der Finanzkrise doch recht ordentlich. In den letzten drei Jahren ist ihre Performance insgesamt negativ: der Low verlor rund zwei Prozent, der Medium über sechs Prozent, der High sogar zehn Prozent. In diesem Jahr wurden die Dexia-Mischfonds besonders stark gebeutelt. Bis zum 1. Oktober, nachdem die Börsenturbulenzen sich ja noch fortsetzten, verlor der High in diesem Jahr über 20 Prozent an Wert. Der Medium büßte über 15 Prozent ein, der Low acht Prozent.
Wie Achim Gilbert, Vertriebschef der Dexia Asset Management, gegenüber ECOreporter.de erläutert, setzte das Fondsmanagement in diesem Jahr bei allen drei nachhaltigen Mischfonds fast durchgehend auf ein „leichtes Untergewicht bei der Aktienquote“. Das bedeute, dass man bei dem vor allem auf Anleihen ausgerichteten Dexia Sustainable Europe Balanced Low noch weniger als sonst in Aktien investiert habe als ohnehin. Bei dem Dexia Sustainable Europe Balanced High habe man den Aktienanteil verringert, allerdings in Grenzen. Dies begründete Gilbert mit der grundsätzlich unterschiedlichen Anlagestrategie der Fonds. Man müsse voraussetzen, dass die Anleger mit dem High bewusst in einen Mischfonds mit vergleichsweise hoher Aktienquote investiert hätten. Da könne das Fondsmanagement nicht einfach die Anlagestrategie des weitaus defensiveren Low anwenden.
Laut dem Vertriebschef setzt Dexia aufgrund der Bankenkrise bei der Titelauswahl ihrer Mischfonds auf „Unternehmen mit eher geringem Verschuldungsgrad“ und auf Firmen, die bei ihren Krediten die Laufzeiten über mehrere Jahre gestaffelt haben. Aktien von Investmentbanken und zyklischen Industrieunternehmen würden derzeit vermieden, zu Gunsten etwa von Pharmawerten. Bei den Anleihen werden laut Gilbert Papiere mit kurzer Laufzeit bevorzugt.
Auf Nachfrage von ECOreporter.de räumte er ein, dass das Fondsmanagement nicht tagesaktuell auf Entwicklungen reagiert. Das zuständige Anlagekomitee komme in der Regel einmal im Monat zusammen, um über Entscheidungen zu beraten, nur bei dringendem Bedarf häufiger. Bei den nachhaltigen Mischfonds von Dexia Asset Management bemühe man sich, Titel mit Substanz herauszufiltern und investiere dann langfristig.

Bei den Sektoren fällt auf, dass alle drei Mischfonds fast ein Viertel des in Aktien investierten Fondsvermögens in die kriselnde Finanzbranche steckten. Darauf von ECOreporter.de hingewiesen erklärte Gilbert, an einer solch starken Fokussierung auf diesen Sektor komme das Fondsmanagement nicht vorbei, da es sich an der Benchmark orientieren müsse, dem MSCI World, der ja einen hohen Anteil an Finanztiteln aufweise. Zudem gebe es auch hier Titel mit guter Substanz. Dexia setzte zum Beispiel auf Papiere von BNP Paribas, die zu den Gewinnern der Bankenkrise gehöre, wie die Übernahme großer Teile der kriselnden Fortis zeige (ECOreporter.de berichtete).
Weiter strich Gilbert heraus, dass die drei Mischfonds ja Nachhaltigkeit als ein wichtiges Anlagekriterium einsetzten. Neben guten Leistungen in den Bereichen Umwelt und Soziales müsse ein Unternehmen auch stark im Bereich Corporate Governance, also der „guten Unternehmensführung“, aufgestellt sein, um vom Fondsmanagement für ein Investment ausgewählt zu werden. Mit dieser Nachhaltigkeitsstrategie lasse sich das Anlagerisiko ebenfalls verringern.
Das Fazit von ECOreporter.de:
Die nachhaltigen Dexia-Mischfonds halten sich an ihre Anlagestrategie – so weit, so fair. Dass die Fonds etliche Aktien enthalten, die ökologisch ausgerichtete Anleger nicht akzeptieren, verbirgt Dexia nicht. Bei den Aktien aber zu fast 25 Prozent auf Finanzwerte zu setzen, das kann heute nur Kopfschütteln hervorrufen. Mag sein, dass die Finanzbranche in Nachhaltigkeitsratings teilweise gut abgeschnitten hat. Berechtigt war das jedoch wohl nur selten.
Bildhinweis: Deutsche Konzernzentrale von Nestle, der Top-Position in der Mischfonds von Dexia. / Quelle: Unternehmen