Volker Weber, Geschäftsführer der Fonds Wald:Energie II und III / Foto: Volker Weber

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Wald:Energie-Fonds: Geschäftsführer warnt vor "sehr schwieriger finanzieller Situation“

Realisierbare Werte verkaufen oder weiteres Kapital investieren? Vor dieser schwierigen Frage stehen die Anleger der Holzinvestmentfonds Wald:Energie II und III. Die Fonds haben schwere finanzielle Probleme. Warum sind die Fonds in Schräglage geraten?

Das Konzept des 2010 aufgelegten Fonds Wald:Energie II sah vor, landwirtschaftlich nutzbare Böden zu erwerben. Auf den Böden sollten schnell wachsende Baum- und Straucharten, so genanntes Feldholz, zur Energieerzeugung angebaut werden. Solche Kurzumtriebsplantagen sollen in möglichst kurzer Zeit große Mengen Biomasse erzeugen.

Laufende Kosten werden nicht erwirtschaftet

Die Emittentin Wald:Energie Fonds Nr. 2 GmbH & Co. KG hatte Grundstücke in Lettland und Deutschland erworben. Aber mit der Investition in das Holz gab und gibt es Probleme: "Das aktuelle Geschäftsmodell zeigt, dass die Gesellschaften die jährlichen Kosten für den laufenden Geschäftsbetrieb nicht erwirtschaften können“, schrieb Volker Weber am 4. Mai an die Anleger. Weber ist Geschäftsführer der Komplementärin der Emittentin. Seit 2007 ist er auch Vorsitzender des Vorstands des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG).

Weiter heißt es in dem Anlegerschreiben, die Witterungsverhältnisse hätten 2019/2020 ein Abernten nicht zugelassen. Und die fehlenden Einnahmen könnten nicht durch Rücklagen ausgeglichen werden, da die Finanzmittel aufgebraucht seien. Zudem haben sich die Holz- und Hackschnitzelpreise gegenüber der Prognoserechnung des Fonds deutlich verringert. Volker Weber, der laut Unternehmensregister bereits von Februar 2016 bis Dezember 2017 die Geschäftsführung des Fonds innehatte und nun wieder seit November 2018 amtiert, rechnet in dem Schreiben an die Anleger vor, dass die Gesellschaften die jährlichen Kosten für den laufenden Geschäftsbetrieb nicht erwirtschaften könnten. Weber war nach ECOreporter vorliegenden Informationen in die Konzeption und den Aufbau des Fonds sowie in die Auswahl der Grundstücke nicht involviert, da diese vor 2016 erfolgten.

Die Probleme des Fonds betreffen gemäß den Angaben im Anlegerschreiben des Wald:Energie II nicht nur dieses Angebot, sondern in ähnlicher Form auch den Fonds Wald:Energie III. Die beiden Fonds haben mit der Wald:Energie Verwaltungs GmbH dieselbe persönlich haftende Gesellschafterin (Komplementärin). Für die nun im Sommer 2020 geplante Ernte wird aber Liquidität benötigt, um die Dienstleister zu bezahlen. Geschäftsführer Volker Weber zeigt den Anlegern in dem Schreiben eine Reihe von Möglichkeiten auf. Sie reichen vom Verkauf der Grundstücke über Darlehen, die die Anleger nachschießen könnten, bis zur Liquidation der Gesellschaften. Die Anleger müssen nun entscheiden.

Grundstücke deutlich im Wert gestiegen

Laut Aufstellung der Geschäftsführung im Anlegerscheiben vom 4. Mai 2020 beträgt die Vermögensmasse (Grundstücke) bei einer Fondsliquidation voraussichtlich nur ungefähr die Hälfte des nominalen Gesellschaftskapitals. Allerdings sind die Grundstücke nach dem Erwerb durch den Fonds teilweise 50 bis über 100 Prozent im Wert gestiegen. Ein bedeutsamer Teil des Anlegerkapitals wurde nicht für den Kauf der Grundstücke ausgegeben, sondern für deren (wertsteigernde) Aufforstung und für weitere Dienstleistungen (z.B. Verwaltung, Geschäftsführung). Diese laufenden Kosten, z.B. für Personal, fallen teilweise auch weiterhin an.

Mitte/Ende Juni 2020 soll die Gesellschafterversammlung des Fonds Wald:Energie II stattfinden. Vorab bittet die Geschäftsführung die Gesellschafter bis Mitte Mai um ihre Meinung zu den verschiedenen Handlungsoptionen (Grundstücke verkaufen, Gesellschafterdarlehen, Fondsauflösung), um die Gesellschafterversammlung vorbereiten zu können. Anleger werden ihre Entscheidung auch davon abhängig machen, wie sie den Fondsverlauf in den letzten Jahren erlebt haben. Die im Anlegerschreiben erwähnten Bilanzwerte und Kaufangebotspreise für die Grundstücke liegen deutlich über den Kaufpreisen des Fonds.

Grundsätzlich ist schwer zu prognostizieren, wie sich die Grundstückspreise in Deutschland und Lettland künftig entwickeln werden. Das hängt beispielsweise von der wirtschaftlichen Entwicklung und der Zinsentwicklung ab. Insbesondere wenn das Zinsniveau in der Eurozone weiterhin so niedrig bleibt und Lettland und Deutschland die Corona-Krise ohne bleibende wirtschaftliche Schäden überstehen, besteht die Chance auf weiter steigende Grundstückspreise.

Gesellschafterversammlung wird ausschlaggebend sein

Für Anleger, die den Fonds weiterlaufen lassen wollen, kann sich die Frage stellen, ob die laufenden Kosten des Fonds (z.B. Baumpflege, Verwaltung) reduziert werden können, damit sie die Einnahmen aus der Bewirtschaftung künftig nicht übersteigen. Das Thema wird nach Angaben der Geschäftsführung auf der Gesellschafterversammlung besprochen werden. Die Geschäftsführung hat nach eigenen Angaben bereits Maßnahmen identifiziert, die dazu beitragen sollen, die laufenden Kosten des Fonds zu reduzieren und somit ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.

Grundsätzlich kann aber das Risiko bestehen, dass aufgrund des geringen Platzierungsvolumens des Fonds bei geringer Investitionsquote die Holz-Bewirtschaftung dauerhaft für die Anleger nicht rentabel ist. Derzeit kommt noch dazu, dass der Holzmarkt quasi überflutet ist: Die trockenen Sommer 2018 und 2019 haben dem Borkenkäfer ideale Bedingungen geboten. Holz-Monokulturen in vielen Ländern Europas sind drastisch befallen. Forstwirte hatten 2019 teilweise Tränen in den Augen, wenn sie ihre jahrzehntelang gepflegten Forste niedergemäht sahen. Wer in die Wälder geht, dem fallen derzeit überall an den Wegrändern meterhohe Stapel von Fichtenstämmen ins Auge. Das ist keine Zeit, um Nutzholz zu guten Preisen zu verkaufen.

Die Gesellschafterversammlung soll im Juni 2020 stattfinden. Der Geschäftsführer Volker Weber teilt in dem Anlegerschreiben mit, er werde die Geschäftsführung aufgrund seiner jetzigen hauptberuflichen Tätigkeit nicht fortführen können.

Anmerkung: Der Verlag ECOreporter GmbH ist Mitglied des Forums Nachhaltige Geldanlagen, dessen Vorstandsvorsitzender der hier genannte Volker Weber ist.

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