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Wachsen der Envio AG die PCB-Sanierungskosten über den Kopf? - Aktie im Kurskeller

Die Luft für die von einem PCB-Skandal erschütterte Entsorgungsspezialistin Envio AG wird immer dünner. Derzeit ruhen die Sanierungsarbeiten auf dem PCB-kontaminierten Betriebsgelände. Grund: der Konzern sieht sich außerstande, eine von der Bezirksregierung geforderte Sicherheitsleistung in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu entrichten (ECOreporter.de Opens external link in new windowberichtete). Der PCB-Berater der Vereinten Nationen und ehemalige Mitarbeiter des Envio AG-Vorgängers ABB, Michael Müller, schätzt die Sanierungskosten des Betriebsareals einem Medienbericht zufolge auf 5 bis 7 Millionen Euro.

Dieser Schätzung des PCB-Experten hat Envio nun widersprochen. „Der externe Gutachter, der uns bei den bisherigen Sanierungen begleitet hat, kommt zu einem anderen Ergebnis“, erklärte Pressesprecherin Claudia Weirich auf Nachfrage von ECOreporter.de. Demzufolge sollen sich die Sanierungskosten auf 1,5 Millionen Euro belaufen. Bei den von der Bezirksregierung geforderten 1,5 Millionen Euro handle es sich um eine zusätzliche Forderung. Die aber könne die Envio AG derzeit nicht stemmen.

Laut der im März veröffentlich vorläufigen Zahlen für das abgelaufene erzielte die Envio AG 3 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) und verfügte zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2009 über rund 3,5 Millionen Euro liquide Mittel. Der Betrieb der Envio Recycling GmbH & Co KG am Dortmunder Hafen ist seit Ende Mai vollständig stillgelegt. Er bringt trotz weiter laufender Kosten – etwa Löhne, Gehälter und Mieten – keinerlei Erträge ein.

Angesichts dieser bedrückenden Lage verwundert es wenig, dass die Entsorgungsspezialistin sich laut Weirich um eine teilweise Wiederaufnahme des Betriebes bei der Bezirksregierung bemüht. Envio wolle die Sanierungskosten aus eigener Kraft erbringen, so Weirich. „Die Gespräche mit den Behörden, sie vom Veto gegen unsere Vorschläge abzubringen, beispielsweise gegen den Abverkauf von PCB-freien Trafos an Schrotthändler, laufen auf Hochtouren“, erklärte die Pressesprecherin weiter. Bisher habe die Bezirksregierung dies allerdings strickt abgelehnt, räumt sie auf Nachfrage ein. Wie es für die Envio weitergehen kann, falls diese Gespräche scheitern sollten, ließ Weirich offen. Auch zum Stand der Verhandlungen könne das Unternehmen in dieser Woche keine Angaben machen.

Envio-Vorstandschef Dr. Dirk Neupert hatte im Juni in einem ECOreporter.de-Interview die erhöhten Schadstoffbelastungen auf dem PCB-kontaminierten Betriebsgelände mit „vereinzelten Fehler in den betrieblichen Abläufen“ erklärt. Damals sah er den Bestand des Unternehmens „aus heutiger Sicht“ nicht gefährdet. Allerdings ging er Mitte Juni auch davon aus, „dass der Betrieb bald wieder aufgenommen werden kann“.

Die Börsianer haben die Entsorgungsspezialistin offenbar aufgegeben. An der Frankfurter Börse wurde die Envio-Aktie im April vor den ersten Nachrichten über die PCB-Kontaminierung noch mit über 4 Euro gehandelt. Heute am Mittag (12:00 Uhr) notierte das Beteiligungspapier nur noch bei 0,41 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat es sich um 87 Prozent verbilligt.

Envio AG:  ISIN DE000A0N4P19 / WKN A0N4P1

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