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Wachhund: Zu viele offene Fragen beim Griechenland-Genussschein der Amon Solar Invest KG
Anleger können von der Amon Solar Invest KG telefonisch oder über eine Info@-Email-Adresse ein „ausführliches Beteiligungs-Expose“ anfordern oder direkt mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Peter Koch in Kontakt treten. Wie einer Mitteilung auf der Internetseite der Amon Solarinvest KG vom November 2009 zu entnehmen ist, war er bislang „für verschiedene Solarfirmen in Spanien, Griechenland und den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig“. Wir versuchten über zwei Wochen hinweg, mit ihm ein Gespräch über das Angebot zu führen – aber vergeblich.
Dabei lassen die frei verfügbaren Informationen über das Genussrecht viele Fragen offen. Das Emissionsvolumen beläuft sich nach offiziellen Angaben auf 1 Millionen Euro. Investoren können sich mit einer Mindestbeteiligungssumme von 10.000 Euro zuzüglich 2 Prozent Ausgabeaufschlag (Agio) an Solaranlagen in Griechenland beteiligen. Wer investiert, tut dies laut Zeichnungsvertrag für mindestens fünf Jahre. Die weitere Laufzeit des Genussrechts ist unbestimmt, das Papier mit einer zweijährigen Kündigungsfrist ausgestattet. Zusammengenommen mit der fünfjährigen Mindestlaufzeit bedeutet dies offenbar, dass Anleger nach drei Jahren kündigen müssen, um nach fünf Jahren aus der Geldanlage aussteigen zu können. Wer die Beteiligung länger als fünf Jahre hält, sie dann aber zu Geld machen möchte, muss mindestens zwei Jahre darauf warten.
Prognostiziert wird laut der Produktbeschreibung auf der Internetseite des Anbieters eine Grundrendite von 10 Prozent pro Jahr. Zusätzlich stellt die Amon Solar Investment KG eine Überschussdividende von anteilig 20 Prozent des Jahresüberschusses in Aussicht. Diese ist im Zeichnungsvertrag verankert.
Wie konkret diese ehrgeizigen Renditeziele erreicht werden sollen, bleibt weitgehend offen. „Um langwierigen Genehmigungsverfahren aus dem Weg zu gehen, baut die Amon Solar Invest KG ausschließlich mit erteilten Genehmigungen inklusive Grundstück“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Mit Unterstützung einer „in Athen ansässigen deutschen Anwältin“ plant die Amon Solar Invest KG die Standorte samt Grundstück direkt von einheimischen Projektentwicklern zu kaufen. Wo in Griechenland Anlagen welcher Größe und welches Typs (Freiland, oder Dachanlage) errichtet werden sollen, bleibt unklar. Auch gibt es keine Informationen darüber, welche Modultechnologie von welchem Hersteller zum Einsatz kommen soll. Als Fachkraft vor Ort arbeitet der nach Angaben der Amon Solarinvest KG staatlich geprüfte griechisch stämmige Solarfachberater Kyriakos Spanidis. Er ist einer Mitteilung vom November 2009 zufolge verantwortlicher Leiter für alle im Bau befindlichen Photovoltaik-Anlagen in Griechenland.

Wert.
Der Aussicht auf hohe Renditen stehen bei diesem Angebot zudem hohe Risiken gegenüber. Zum einen sind Genussrechtinhaber nachrangige Gläubiger. Das bedeutet: im Verlustfall werden ihre Ansprüche erst nach denen vorrangiger Gläubiger wie etwa Lieferanten oder den Kredit gebenden Banken berücksichtigt. Es drohen also herbe Verluste. Apropos Banken: Seit die Schuldenkrise Griechenlands im Frühjahr hochgekocht ist und eine Eurokrise ausgelöst hat, sind Kredite für Projekte in dem Mittelmeerstaat für Banken nahezu tabu. Das dürfte die Fremdfinanzierung von Projekten enorm erschweren.
Ein weiteres großes Risiko sind die aktuellen Rahmenbedingungen auf dem griechischen Solarmarkt selbst. Zwar gelten die nötigen bürokratischen Schritte auf dem Weg zur Realisierung eines Solarprojekts laut der frei zugänglichen EU-Datenbank als „relativ einfach“. Das Gegenteil trifft aber für die tatsächliche Genehmigungspraxis zu, die Amon Solar Invest selbst als „langwierig“ bezeichnet. Akteure mit Markterfahrung in Griechenland finden da deutlichere Worte: Dort ersticke die Bürokratie die Entwicklung, meint etwa Dr. Martina Ecker, Clean Tech-Expertin der Investmentbank Jefferies. Der Aufwand für Genehmigungsverfahren sei dort „doppelt bis dreimal so hoch wie woanders“, stellt Wolf-Rüdiger Stahl fest, Leiter der Abteilung Project Finance Renewables bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Diese Probleme dürften ein wesentlicher Grund dafür sein, warum Griechenland mit einer Photovoltaik-Gesamtleistung von 55.000 Megawatt trotz idealer natürlicher Bedingungen noch immer hinter kleinen Solarmärkten wie etwa denen der Niederlande und Österreichs rangiert, wie kürzlich dem EurObserv’ER PV Barometer zu entnehmen war.
Selbst die Amon Solar Invest scheint mittlerweile ins Grübeln gekommen zu sein. Per Email erklärte Koch gegenüber ECOreporter.de zuletzt, man werde möglicherweise „die Genussrechte auf Eis legen und Fonds auflegen.“ Er werde in Kürze nach Griechenland fliegen und alles mit seinem Partner besprechen.
Wir raten vom Genussrecht der Amon Solar Invest ab und stufen das Angebot wegen der hohen Risiken in die Wachhundrubrik von ECOreporter.de ein.
Bildnachweis: Solarprojekt der aleo Solar in Griechenland. / Quelle: Unternehmen