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Wachhund: Wie die Geokraftwerke.de GmbH trotz Verlusten Zinsen für die Anleihe „Kraftwerke Portfolio 1“ zahlt

Die Geokraftwerke.de GmbH hat bislang rund 30 Millionen Euro bei Anleihe-Anlegern eingeworben. Obwohl das Unternehmen seit 2011 kontinuierlich rote Zahlen schreibt, haben die Anleger bisher stets ihre jährlichen Zinsen erhalten. Gegenüber ECOreporter.de erklärt das Unternehmen, wie das funktioniert und bis wann die Verluste ausgeglichen sein sollen.
Die Zinsen einer Anleihe werden üblicherweise aus den erwirtschafteten Jahresüberschüssen bezahlt. Deshalb kommt es vor, dass Unternehmen die Zinszahlungen in schwierigen Zeiten ohne Überschüsse vorrübergehend aussetzen. Die Geokraftwerke.de GmbH aus Regensburg plant und realisiert fünf geothermische Kraftwerke in Oberbayern. Dazu hat das Unternehmen im März 2011 die Anleihe „Kraftwerke Portfolio 1“ gestartet.

Über dieses Wertpapier, das jährlich 7,25 Prozent Zinsen verspricht, sollen insgesamt 50 Millionen Euro für die Projekte zusammenkommen.  Bislang hat die Geokraftwerke.de GmbH nach eigenen Angaben rund 30 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben. Zwischen 2011 und 2013 schrieb die Geokraftwerke.de GmbH konstant rote Zahlen: 2011 entstanden 1,6 Millionen Euro Jahresfehlbetrag, 2012 stieg der Verlust auf 1,7 Millionen Euro, und für 2013 wies die Geokraftwerke.de GmbH 1,14 Millionen Euro als Jahresfehlbetrag aus. „Durch die langfristige Investitionsplanung sind Jahresüberschüsse in den ersten Jahren naturgemäß ausgeschlossen“, hatte die Geschäftsführung dazu auf Anfrage von ECOreporter.de erklärt (mehr dazu lesen Sie in diesem  Beitrag. Darin  geht die die Geschäftsleitung auch auf den Fortschritt der einzelnen Kraftwerksvorhaben ein). Demgegenüber steht nach Unternehmensangaben eine Millionen Euro Stammkapital.

„Liquidität nach hinten verschoben“

Unklar blieb bisher, auf welcher Grundlage die bisherige Zinsausschüttungen geleistet wurden und bis wann die Geokraftwerke.de GmbH mit Jahresüberschüssen rechnet, aus denen die Anleihezinsen bedient werden können. Dazu bezog die Geschäftsführung nun Stellung. „Reale Liquidität steht der Geokraftwerke.de GmbH im Wesentlichen aus dem Stammkapital sowie den eingesammelten Anlegergeldern zur Verfügung“, erklärt das Unternehmen. Die Zinsen der Anleger dürfen nicht mit dem Geld anderer Anleger bezahlt werden. Dies sei auch bei der Geokraftwerke.de GmbH nicht der Fall, wie das Unternehmen betont: „Erträge ergeben sich im Wesentlichen aus jährlichen Zinsforderungen gegenüber den konzerninternen Darlehensgebern“, erläutert das Unternehmen weiter. Es handele sich um „geplante oder bereits geleistete Darlehen“, so die Geokraftwerke.de GmbH. Das heißt: die Geokraftwerke.de GmbH verleiht das Anlegerkapital ihrerseits zu einem festen jährlichen Zinssatz weiter. Die Darlehensnehmer sind die fünf Projektgesellschaften zu die Kraftwerke in Schnaitsee, Kirchweihdach, Gras am Inn, Seebruck und Amerang, allesamt in Oberbayern.

Letzteres Bauvorhaben wird nach dem aktuellen Stand der Dinge nicht in Amerang, sondern möglicherweise in einen Nachbarort realisiert. Allerdings zahlen die Darlehensnehmer derzeit keine Zinsen, wie die Geokraftwerke.de GmbH einräumt. Die Liquidität werde „nach hinten verschoben“, sei „jedoch in Form von werthaltigen Forderungen gegeben“, erklärt die Geokraftwerke.de GmbH.

Ab 2019 Zinsen aus Überschüssen?

Dieses Modell sei am 13. November 2013 durch einen externen Wirtschaftsprüfer begutachtet worden. Dieser sei in seinem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass die Liquidität der Geokraftwerke.de GmbH gesichert sei. Die Planrechnungen sähen vor, dass ab 2015 Jahresüberschüsse anfallen, die die negative Bilanz „schrittweise wieder ausgleichen und 2019 die Auszahlung eines Überschusszinses ermöglichen“. Vor diesem Hintergrund stehe der „erfolgreichen Unternehmensfortführung“ nichts im Wege. Zudem werde jedes Jahr aufs Neue von der Geschäftsleitung beschlossen, ob die Zinsen ausgeschüttet werden oder nicht.

Die Anleihe „Kraftwerke Portfolio 1“ ist unbefristet. Wer zeichnet, bindet sich für mindesten sieben Jahre. Die  Kündigungsfrist dauert ein Jahr. Für die Anleger wird entscheidend sein, ob der Wirtschaftsprüfer der Geokraftwerke.de Recht behält und es gelingt, ab dem laufenden Jahr bis 2019 ausreichend Gewinne zu erzielen, um die Bilanz auszugleichen. Die Verluste der Geokraftwerke.de GmbH sind 2013 im Vergleich zu 2012 zwar zurückgegangen. Ob der Plan aufgeht, ist dennoch weiter ungewiss. Die Umsetzung einzelner Bauvorhaben der FG.de-Gruppe lief bisher nicht so wie ursprünglich geplant. Einerseits wurden Pläne teils deutlich verkleinert und kam es zu Verzögerungen (Kirchweihdach). Andererseits wurde bei der Standortsuche umdisponiert (Amerang). ECOreporter.de hatte im  ECOanlagecheck von April 2014 auf die Projektrealisierungsrisiken hingewiesen und von dem Investment abgeraten.
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