Wachhund

Wachhund: Griechenland-Genussrecht der Amon Solarinvest KG : Rentable Geldanlage oder gewagtes Risikoinvestment?

Die Amon Solarinvest KG mit Sitz in Werl plant, in Griechenland Photovoltaikanlagen zu errichten und diese selbst zu betreiben. Eine Unternehmensanleihe soll der KG 1 Million Euro Startkapital zum Markteintritt in Griechenland verschaffen. Noch im Sommer stand Griechenland-Genussrecht der Amon Solar Invest KG kurz vor dem Aus. Nun soll es der Emittentin doch noch den Weg auf den Markt der Solarfondsinitiatoren ebnen.

Alte Anleihe mit neuem Investmentfahrplan

ECOreporter.de hatte in einem Opens external link in new windowBericht vom Juli 2010 über das Genussrecht der Firma informiert und die Amon Solarinvest unter anderem wegen ihrer eher sporadischen Informationen zu dem Produkt in die Wachhundrubrik eingestuft. Geschäftsführer Peter Koch hatte nach mehrmaliger Anfrage lediglich darauf hingewiesen, dass das Genussrecht möglicherweise eingefroren werde. Nun kündigte er auf Nachfrage von ECOreporter.de an, das Genussrecht fortzuführen. „Der Markt war praktisch ein Jahr lang tot. Deshalb hatten wir im Sommer überlegt, die Zelte abzubrechen“, blickt Koch zurück. Mittlerweile habe sich die Marktlage jedoch entspannt. Und Neuerungen im griechischen Erneuerbaren-Energien-Gesetz hätten bürokratische Hürden für Projektierer abgebaut, so Koch weiter.

Deutsche Technik für griechische Solarparks

Über ein Portfolio von insgesamt 30 MWp hat die Amon Solarinvest nach eigenen Angaben mit verschiedenen Projektieren schriftliche fixierte Übereinkünfte geschlossen. „Es gibt einige baureife Projekte. Drei auf Kreta mit knapp 3 Megawatt peak (MWp). 10 Anlagen mit je 100 Kilowatt peak (kWp) auf Rhodos sowie 10 Anlagen mit je 100 kWp auf der Insel Lefkada“, sagt Koch. „Theoretisch könnten wir morgen mit den Bauarbeiten beginnen. Tatsächlich brauchen wir allerdings 3 Monate Vorlauf, sobald wir für die erste 100 kW-Anlage das Geld gesammelt haben“. erläutert Koch. Ausgewählt würden ausschließlich Standorte, wo die Errichtung von Solaranlagen bereits genehmigt sei. Dabei lege Amon Solarinvest Wert auf Mitsprache bei der Auswahl der Komponenten und setze auf die Technologie deutscher Hersteller wie beispielsweise des Berliner Solarkonzerns Solon SE. Die technische und betriebswirtschaftliche Betreuung der Projekte werde durch ein eigenes Büro vor Ort geregelt. Mittelfristig werde die KG auch Griechenland-Solarfonds auf den Weg bringen.

Erstes Etappenziel: Photovoltaik-Anlagen mit 10 Megawatt Leistung

Amon Solar plant laut Koch, in 2011 zunächst mindesten 10 MWp in Griechenland ans Stromnetz anzuschließen. Ein Kredit bei einer griechischen Bank soll den Anlagenbau zu 70 Prozent finanzieren. Die 1 Million Euro Genussrechtskapital sollen 30 Prozent des Investitionsvolumens decken. Wer sich mit 10.000 Euro oder mehr zuzüglich zwei Prozent Agio an der Genussrecht-Emission beteiligt, soll eine satte jährliche Grunddividende von 10 Prozent und überdies 20 Prozent vom erwirtschafteten Jahresüberschuss erhalten „Die Ertragsprognose wurde mit der Software PV Sol erstellt. Das Programm berücksichtigt sowohl Standort und Sonneneinstrahlung als auch die technische Konfiguration. Wir kommen mit unserer Konfiguration auf 13 bis 14 Prozent Dividende pro Jahr“ Zum Schutz der Anleger gebe man jedoch nur 10 Prozent an sie weiter.

Bittere Pillen im Beteiligungsvertrag

Die neue Offenheit der Amon Solarinvest KG kann die Kernpunkte der im Juli geäußerten Kritik von ECOreporter.de jedoch nicht entkräften: Die Dividende wird laut Beteiligungsvertrag nur dann ausgezahlt, wenn sie die Amon Solarinvest KG nicht in die Verlustzone drückt. Das bedeutet: Solange der Markteintritt der Amon Solarinvest KG in Griechenland nicht in ausreichender Weise positiv bilanzwirksam wird, bleibt die üppige Dividende graue Theorie. Mehr noch: Die Genussrecht-Inhaber haben keinerlei Stimm- oder Mitwirkungsrechte und sind nachrangige Gläubiger. Im Verlustfall werden alle anderen Ansprüche, beispielsweise die der Banken, vorrangig bedient. Die Möglichkeit Totalverlust hält Koch für „nahezu ausgeschlossen“. Dass das Griechenlandgeschäft angesichts der aktuellen Wirtschafts- und Marktlage des Landes schwer in Gang kommen könnte, ist sehr wohl denkbar. Gleichzeitig ist die Zeichnung des unbefristeten Amon-Genussscheins in jedem Fall eine langfristige Entscheidung: Bei einer Mindestlaufzeit von 5 Jahren hat die Amon Solarinvest KG die Kündigungsfrist auf zwei Jahre festgelegt. Wer früher aussteigen möchte, zahlt eine Abgangsentschädigung von 12 Prozent seiner Investmentsumme.

Die natürlichen Photovoltaik-Rahmenbedingungen Griechenlands sind zwar ähnlich gut wie in Spanien, Italien oder Südfrankreich. Hinzu kommt eine auf 20 Jahre festgeschriebene Solarstromvergütung für große wie kleine Solaranlagen von rund 40 Euro-Cent pro Kilowattstunde. Die schweren Folgen der Euro-Schuldenkrise stehen dem jedoch entgegen. Selbst unter etablierten Emissionshäusern, die seit langem Solarfonds in Südeuropa initiieren, haben bislang keine Griechenland-Solarfonds aufgelegt. Peter Koch und sein Büroleiter in Griechenland verfügen nach eigenen Angaben zwar über langjährige Erfahrung am Solarmarkt im In- und Ausland. Amon Solarinvest tritt jedoch als vergleichsweise kleiner Neuling im schwierigen Marktumfeld in Griechenland an.

Fazit
Dem verlockenden Dividende-Versprechen von 10 Prozent pro Jahr stehen ernstzunehmende Risiken gegenüber. Es gibt weniger risikobehaftete Möglichkeiten, Geld in Solarprojekte in Südeuropa zu investieren. ECOreporter.de rät weiterhin von einem Investment ab.

Bildhinweis: Griechischer Soalrpark / Quelle: aleo Solar AG
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