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Vorwurf: Menschenrechtsverletzungen und Raubbau am Regenwald - Michelin wäscht Hände in Unschuld

Der französische Reifenhändler Michelin wehrt sich gegen den Vorwurf, Menschenrechtsverletzungen durch einen Zulieferer in Nigeria zu dulden. Wie in der vergangenen Woche von ECOreporter.de Opens external link in new windowgemeldet, war die Aktie des Automobilzulieferers aus dem Global Challenges Index (GCX) mit Hinweis auf diese Vorwürfe entfernt worden. Jetzt hat Michelin auf eine Anfrage von ECOreporter.de dazu Stellung genommen.

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Ausdehnung von Kautschukplantagen eines Zulieferers in Nigeria. Aus der eigenen Produktion vor Ort hatten sich die Franzosen vor wenigen Jahren zurückgezogen. Wie Michelin erläutert besitzt das Unternehmen nur eine Minderheitsbeteiligung an dem Unternehmen, auf das sich die Vorwürfe beziehen. Daher habe man nur einen begrenzten Einfluss auf dessen Geschäftspolitik. Es treffe aber nach Kenntnis von Michelin nicht zu, dass die Dorfgemeinschaften Land verloren hätten und nicht ausreichend entschädigt worden seien. Die Entschädigungszahlungen seien nur noch nicht abgeschlossen. Zudem würden unter anderem Schulen gebaut und weitere Maßnahmen zum Wohl der Einwohner vor Ort umgesetzt. Durch Wiederaufforstungen wolle man Abholzungen kompensieren.

Nach eigenen Angaben hat das Michelin Kontakt zu den Initiatoren des Index aufgenommen und ein Treffen noch in diesem Monat verabredet. Der Konzern kritisierte, dass es zwar vor der Entfernung aus dem Index kontaktiert worden war. Man habe ihm aber nur 24 Stunden Zeit gegeben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Das sei zu wenig gewesen.

Nach Angaben von Nicht-Regierungsorganisationen zählt die betroffene Region Iguobazuwa zu den Gegenden des Landes mit besonders großen Regenwaldbeständen und hoher Artenvielfalt. Die Dorfgemeinschaften vor Ort versorgen sich mit traditionellen Heilpflanzen und Fleisch aus dem Wald. Der Michelin-Zulieferer beanspruche 3.500 Hektar Wald und Ackerland für den Kautschukanbau und greife damit in die traditionelle Lebensweise der Dorfgemeinschaften ein. Nigeria wurde bis vor kurzem von einer Militärdiktatur regiert und zählt zu den korruptesten Staaten der Welt. Viele Großkonzerne wie etwa Shell stehen in der Kritik, da ihnen vorgeworfen wird, die Ohnmacht der Bevölkerung für ihre Geschäfte auszunutzen.
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