Erneuerbare Energie

Von wegen Kostentreiber - Solarstrom wird immer billiger

Seit die Bundesregierung die Energiewende ausgerufen hat, hat sie kaum etwas in dieser Richtung bewegt. Jetzt hat Bundesumweltminister Peter Altmaier offen eingeräumt, dass die ausgegebenen Ziele kaum erreicht werden. Aber er gab nicht zu, dass dies eine Folge der bisherigen Konzept- und Tatenlosigkeit ist. Vielmehr schob er den "Schwarzen Peter" in Richtung der Erneuerbaren Energien. Deren Ausbau werde teurer als erwartet und die Energiewende könne zu einem sozialen Problem werden, so Altmeier. Die Bezahlbarkeit von Energie dürfe man nicht aus dem Auge verlieren.

Damit schwenkt der neue Umweltminister ein auf die Argumentationslinie derer, die seit langem Unwahrheiten über die Auswirkung der steigenden Grünstromleistung in Deutschland verbreiten. ECOreporter.de hatte in der vergangenen Woche mit einem Opens external link in new windowStandpunkt von Chefredakteur Jörg Weber dagegen gehalten. Weitere Beiträge zu den Opens external link in new windowKosten von Energie und dem Opens external link in new windowMärchen von der Strompreiserhöhung wegen der Erneuerbaren Energien stellten die Fakten anschaulich dar. Weiter Informationen hierzu finden Sie in unserem aktuellen ECOreporter.de-Magazin. In dem gedruckten Heft ist die Energiewende ein inhaltlicher Schwerpunkt. Per Opens external link in new windowMausklick (Link entfernt)gelangen Sie zu Informationen darüber, wie Sie das Magazin bestellen können.

In dem  neuen ECOreporter.de-Magazin erfahren Sie zum Beispiel, warum für Solarstrom in den nächsten Jahren immer weniger bezahlt werden muss. Warum der weitere Ausbau Solarenergie den Strompreis gar nicht nicht in die Höhe treiben kann, wie es viele Politiker und Lobbyisten der großen Energiekonzerne so häufig behaupten. In einer Grafik führen wir Ihnen dies vor Augen (bitte einmal Initiates file downloadHIER (Link entfernt)klicken). Dort zeichnet die dicke Linie die sinkende Entwicklung der deutschen Solarstromtarife nach. Die schmale waagerechte Linie bei 23 Cent beweist, dass es nur etwa sieben Jahre brauchte, bis der Solarstrom billiger wurde als der Strom vom Energieversorger.

Zum Hintergrund: Noch in 2004 sah man nur vereinzelt auf deutschen Dächern Solarstromanlagen. Vor acht Jahren war der Solarstrom nicht billig: Wer ihn ins Netz einspeiste, erhielt damals eine Einspeisevergütung von 54 Cent pro Kilowattstunde. Weil die Solarstromanlagen aber sehr teuer waren, war der Verdienst meist eher gering. Mit der zunehmenden Massenproduktion von Solaranlagen sanken die Preise dafür, entsprechend konnten auch die Solarstromtarife gesenkt werden. Was in großen Schritten geschah. Von 2004 bis 2011 ist die Einspeisevergütung um mehr als 50 Prozent geschrumpft!

Wichtig bei dem Preisverfall ist: Er muss zu den Kosten der Solaranlagen passen. Sinkt die Einspeisevergütung zu schnell, dann kauft kaum einer mehr eine Solaranlage, weil es sich nicht rentiert. Genau das hat die Kürzung im Frühjahr 2012 bewirken sollen: Vergütung kürzen, dann ist´s bald aus mit dem Solarboom, hatte Bundeswirtschaftsminister Rösler kalkuliert. Dass eine Kraftwerksindustrie einen Preisverfall von fast einem Drittel (siehe Grafik) auf einen Rutsch nicht überleben würde, konnte man voraussetzen. Die Grafik zeigt auch, wie sich die Einspeisevergütung weiter entwickeln soll. Es bleibt offen, ob bei diesen Vergütungen Solarstromanlagen noch rentabel zu betreiben sind.

Solarstrom wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet. Das EEG schreibt vor, dass der von einer Solaranlage ins Netz eingespeiste Strom für 20 Jahre mit dem Preis vergütet wird, der am Tag der Inbetriebnahme gültig war. Der Solarstrom aus neuen Anlagen ist aber bereits jetzt billiger als der Strom vom Energieversorger. Der weitere Ausbau der Photovoltaik kann daher unmöglich zu steigenden Stromkosten führen. Beim an Land erzeugten Windstrom sind die Tarife sogar noch deutlich geringer und sie sinken von Jahr zu Jahr.

Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), hat heute die Bundesregierung aufgefordert, an den Zielen für die Energiewende festzuhalten und diese auch gegen die Widerstände in den eigenen Reihen durchzusetzen. Vor allem müsse sie an dem Vorrang für Ökostrom festhalten: „Der so genannte Einspeisevorrang für Strom aus Erneuerbaren Energien ist für die vielen kleinen und mittelständischen Akteure die wichtigste Grundlage, um mit privatem Kapital in die Umsetzung der Energiewende zu investieren“, stellt BEE-Präsident Dietmar Schütz klar.

Ohne die Pflicht zur vorrangigen Stromabnahme und zum Anschluss der Anlagen an das Stromnetz hätten Netzbetreiber außerdem kaum Motivation, ihre Netze aus- und umzubauen. „Wer die Abschaffung des Einspeisevorrangs fordert, will bewusst den Ausbau Erneuerbarer Energien und damit die Energiewende stoppen“, so Schütz.
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