Die Tesla-Aktie liegt auf fünf Jahre gesehen mehr als 900 Prozent im Plus. / Foto: Tesla

  Nachhaltige Aktien

Tesla, BYD, Polestar: 20 Elektroauto-Aktien im Crash-Test

Die Elektroauto-Branche brummt, aber die meisten Aktien haben im letzten Jahr den Rückwärtsgang eingelegt. Denn viele Elektroautobauer verdienen nach wie vor kein Geld, Lieferprobleme bremsen das Wachstum aus, und der Wettbewerbsdruck steigt. ECOreporter analysiert 20 E-Auto-Aktien. Wer hat auf lange Sicht Vorfahrt? Wo droht ein Totalschaden? Und wie nachhaltig sind Elektrofahrzeuge eigentlich?

Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) gab es Anfang 2022 weltweit etwa 16 Millionen elektrisch angetriebene Pkw, Lastwagen und Busse – Plug-in-Hybride mit eingerechnet. In den nächsten Jahren dürften sich die Zulassungen vervielfachen: Die für gewöhnlich eher vorsichtig rechnende IEA geht davon aus, dass 2030 bis zu 230 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden. Die Elektromobilität wäre dann ein globaler Massenmarkt mit einem Jahresumsatz von bis zu 1,7 Billionen Euro – alleine im Pkw-Bereich. Zum Vergleich: 2021 lag das Marktvolumen bei etwa 250 Milliarden Euro, wobei 80 Prozent auf die bislang wichtigsten Absatzregionen Europa und China entfielen.

Einige Elektroautos werden günstiger

Staatliche Kaufanreize für E-Autos, nationale Ausstiegspläne aus Verbrennungsmotoren sowie steigende CO2-Preise sorgen dafür, dass sich die Planungssicherheit der Elektroautobauer verbessert. Zudem werden die Antriebsbatterien – die teuersten Bauteile von Elektrofahrzeugen – immer günstiger und leistungsstärker und kommen mit weniger ökologisch bedenklichen Rohstoffen aus (siehe Randspalte). Dadurch sind E-Autos in den letzten Jahren für mehr Menschen interessant und bezahlbar geworden.


Inklusive Hybrid-Fahrzeugen ist BYD derzeit der absatzstärkste Elektroautokonzern der Welt. / Foto: BYD

Also freie Fahrt für die Elektroautoindustrie? Nicht ganz. Denn einerseits wächst mit dem Markt auch der Wettbewerb. Fast alle herkömmlichen Autokonzerne bauen ihr E-Auto-Angebot deutlich aus. Bei Renault beispielsweise hatten 2022 39 Prozent der verkauften Fahrzeuge einen Elektromotor, bis 2025 sollen es 65 Prozent sein. Und die weltweiten Lieferkettenprobleme bremsen auch die Autobranche aus. Vor allem der Mangel an Halbleitern, von denen Elektrofahrzeuge deutlich mehr brauchen als Verbrenner-Autos, sowie Engpässe bei Rohstoffen für die Antriebsbatterien ließen im letzten Jahr in einigen Fabriken die Bänder zeitweise stillstehen und sorgten dafür, dass die Verkaufspreise für E-Autos anzogen. Allerdings gab es zuletzt auch gegenteilige Signale: Tesla beispielsweise hat die Preise mehrerer Modelle spürbar gesenkt, andere Anbieter dürften nachziehen.

Die meisten reinen Elektroautobauer, um die es hier vor allem gehen soll, erzielen allerdings noch keine Gewinne. Einige haben noch nicht einmal mit der Serienfertigung ihrer Fahrzeuge begonnen, sondern bauen bislang vor allem Prototypen. Sie sind damit Start-up-Unternehmen mit entsprechend hohen Investitionsrisiken. In Zeiten stark gestiegener Kreditzinsen haben einige der Firmen Schwierigkeiten, sich Fremdkapital zu vertretbaren Konditionen zu besorgen. Und wenn irgendwo Lieferengpässe auftreten, trifft es Start-ups meist härter als etablierte Hersteller, deren Verhandlungsposition bei den Zulieferern deutlich besser ist. Das zeigt sich auch an den Börsenkursen: In den letzten zwölf Monaten haben viele E-Auto-Aktien stark an Wert verloren, weil Anlegerinnen und Anleger in vermeintlich sicherere Papiere flüchteten.

ECOreporter hat 20 Autobauer herausgesucht, die entweder ausschließlich Elektroautos fertigen oder seit Jahren eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung elektrischer Antriebe spielen. Herkömmliche Autokonzerne wie etwa Volkswagen, die zwar E-Auto-Fabriken aus dem Boden stampfen, aber auch weiterhin an ihren Benzinern und Dieselfahrzeugen festhalten, analysiert die Redaktion nicht.

Im ersten Teil des Branchenüberblicks stellt ECOreporter größere Konzerne wie Tesla, BYD, Geely oder Nio vor, die teilweise bereits etabliert sind und schwarze Zahlen schreiben. Ihre Aktien können an europäischen Handelsplätzen gekauft werden. Im zweiten Teil des Dossiers, den sie hier lesen können, untersucht die Redaktion junge, innovative Unternehmen wie Faraday Future, Fisker und Nikola, die in den nächsten Jahren möglicherweise stark wachsen, vielleicht aber auch wieder vom Markt verschwinden werden.

Böse Batterien?

Die Akku-Batterie ist der wertvollste Bestandteil eines Elektroautos – und der umstrittenste. Wer gegen E-Autos argumentieren will, schießt sich meist auf die angeblich wenig nachhaltigen Akkus ein.

Und die Kritik ist teils berechtigt. In den derzeit gängigen Lithium-Ionen-Batterien ist beispielsweise Kobalt enthalten. Das Schwermetall wird überwiegend in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen – teilweise in illegalen Minen, die kriminelle Banden finanzieren und in denen auch Kinder arbeiten müssen. Umweltstandards gibt es dort genauso wenig wie Arbeitsschutzmaßnahmen. Auch die Herstellung von Elektroautobatterien ist problematisch, weil energieintensiv. Und dann wäre da noch das Problem der Entsorgung und Wiederverwertung.

Aber: Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor, dessen Nachhaltigkeit sich kaum noch verbessern lässt – Benzin und Diesel bleiben nun mal dreckig, und E-Fuels haben ihre eigenen Nachteile –, gibt es bei Batterien immer noch viel Verbesserungspotenzial.

Der chinesische Batterie-Weltmarktführer CATL etwa will in diesem Jahr mit der Massenfertigung von Natrium-Ionen-Akkus beginnen. Die kommen ohne seltene oder teure Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Nickel und Lithium aus. Das stattdessen verwendete Natrium kann günstiger und klimafreundlicher gewonnen werden, etwa aus Bergbauabfällen. Zudem sollen Natrium-Ionen-Akkus feuerfester, besser aufladbar und leistungsfähiger bei niedrigen Temperaturen sein. Der größte Elektroautobauer Tesla setzt schon heute teilweise auf Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP), die kein Kobalt und Nickel benötigen. Andere Firmen und auch Universitäten experimentieren mit Schwefel, Magnesium, Silizium oder Kunststoffen, um umweltfreundlichere Batterien zu entwickeln.

Doch wohin mit den Akkus, wenn ihre Leistungsfähigkeit nachlässt? Häufig bekommen sie bereits ein zweites Leben als stationärer Stromspeicher, oft eignen sie sich dafür noch zehn Jahre. Und wenn ihnen irgendwann ganz die Puste ausgeht, können sie immer effizienter recycelt werden. Bislang gewinnen Spezialunternehmen vor allem Stahl, Aluminium und Kunststoffe aus alten Akkus, aber auch Lithium, Nickel, Kobalt und Kupfer lassen sich schon wiederverwerten. Dadurch sinkt der CO2-Abdruck der Batterien deutlich.

Die Etablierten

Tesla ist der größte reine Elektroautobauer der Welt. Das Unternehmen rechnet für die nächsten Jahre mit Zuwachsraten von 50 Prozent.

Trotz der milliardenschweren Investitionen herkömmlicher Autokonzerne hat Tesla weiterhin einen technologischen Vorsprung, vor allem bei den Produktionsprozessen, den Antriebsbatterien und im Digitalbereich. Und Tesla ist trotz zuletzt gesunkener Margen immer noch der profitabelste Autobauer im Massenmarkt. Die operative Gewinnmarge lag im ersten Quartal 2023 bei 11,4 Prozent und war damit ungefähr doppelt so hoch wie bei den US-Konkurrenten Ford und General Motors.

Allerdings dürften die Margen weiter sinken, weil Tesla seit Monaten Rabattaktionen fährt, um seine Marktposition zu festigen und die derzeit schwächelnde Nachfrage anzukurbeln. Vor diesem Hintergrund ist die Aktie trotz eines Jahresverlusts von fast 50 Prozent weiterhin zu hoch bewertet, das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2023 liegt bei knapp 54. Nach einem Kursanstieg um mehr als 900 Prozent auf Sicht von fünf Jahren ist Tesla an der Börse 481 Milliarden Euro wert und damit der wertvollste Automobilkonzern der Welt (Stand wie alle Daten und Einschätzungen in diesem Artikel: 20.4.2023). Die Nummer zwei, Toyota, kommt nur auf eine Marktkapitalisierung von 200 Milliarden Dollar.

Ein weiteres Risiko für Investoren: Der unberechenbare Tesla-Chef Elon Musk löst mit kontroversen Social Media-Wortmeldungen und umstrittenen Geschäften wie dem Twitter-Kauf immer wieder starke Kursschwankungen der Tesla-Aktie aus.

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