Chip-Produktion bei Infineon. Kann die Aktie davon profitieren, dass die Politik die europäische Halbleiterindustrie stärken will? / Foto: Infineon

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Nachhaltige Halbleiter-Aktien: Bis 770 % Plus in fünf Jahren

Die Aktienkurse von Chip-Konzernen schwanken derzeit stark, die Branche steht nach mehreren Rekordjahren unter Druck. Trotzdem erzielen einige Halbleiterunternehmen auch 2023 robuste Gewinne. Wo kann sich aktuell der Einstieg lohnen? Wo sind die Risiken zu hoch? ECOreporter analysiert 20 besonders nachhaltige Halbleiter-Aktien.

Die Nachfrage nach Mikrochips ist so groß wie nie zuvor. Elektroautos, riesige Server-Farmen, vernetzte Fabriken, die Digitalisierung von immer mehr Lebensbereichen – für all das braucht es Halbleiter. Das Problem: In einigen Segmenten, etwa bei Chips für die Automobilindustrie, müssen die Hersteller Aufträge ablehnen, weil sie in den Corona-Jahren ihre Produktion gedrosselt haben und sie jetzt nicht nur wieder hochfahren, sondern auch erheblich ausbauen müssen – das kostet Zeit und angesichts stark gestiegener Kreditzinsen auch viel Geld.

In anderen Bereichen ist die Nachfrage hingegen eingebrochen, beispielsweise bei PC-Chips, die Ende 2022 so schlecht liefen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Und die hochkomplexen Produktionsmaschinen umzustellen, geht kaum. Wer heute Computerchips herstellt, kann nicht morgen Halbleiter für Elektroautos fertigen. Hinzu kommen hohe Lohn- und Energiekosten sowie Versorgungsengpässe beim wichtigsten Chip-Rohstoff Silizium, auch wegen der politischen Spannungen zwischen den beiden wichtigsten Lieferanten China und USA.

Marktbeobachter erwarten 2023 nach zwei Rekordjahren einen weltweiten Umsatzrückgang in der Chip-Branche um 11 Prozent auf 532 Milliarden US-Dollar. Die Flaute könnte allerdings schon bald wieder vorbei sein: Für 2024 rechnen Branchenanalysten mit einem neuen Rekordumsatz von 631 Milliarden Dollar.

Investoren bleiben vorerst jedoch skeptisch. Nur wenige Halbleiter-Aktien haben in den letzten Monaten deutlich zugelegt, viele notieren auf drei Monate gesehen im Minus. Langfristig haben sich die meisten aber gut bis sehr gut entwickelt, viele konnten ihren Börsenwert vervielfachen.

20 nachhaltige Chip-Aktien

ECOreporter hat 20 besonders nachhaltige, in Deutschland handelbare Halbleiter-Aktien herausgesucht. Alle sind in tiefgrünen Fonds vertreten, die nach sehr strengen Kriterien zusammengestellt werden. Und auch die Redaktion hat die Aktien eingehend auf ihre Nachhaltigkeit abgeklopft. Energieeffiziente Produkte und Fertigungsverfahren, hohe soziale Standards, umfassende Umweltschutzkonzepte, technische Innovationen – diese 20 Unternehmen helfen mit, das Digitalzeitalter so umweltschonend wie möglich zu gestalten.

Der erste Teil des Branchenüberblicks konzentriert sich, nach Weltregionen sortiert, auf Hersteller und Entwickler von Computerchips wie AMD, Nvidia, Intel oder Infineon. Im zweiten Teil, den Sie hier lesen können, geht es um Spezialmaschinenbauer, Wafer-Produzenten und Hersteller von Testanlagen.

Halbleiter – was ist das eigentlich?

Unter einem Halbleiter versteht man ein Material, das je nach Temperatur Strom leitet oder nicht, wobei die Leitfähigkeit mit der Temperatur steigt. Der wirtschaftlich wichtigste Halbleiter, das Halbmetall Silizium, wird aus Quarzsand gewonnen und ist nach Sauerstoff das chemische Element, das in der Erdkruste am häufigsten vorkommt. Der größte Teil des weltweit verwendeten Siliziums stammt aus China.

Hauchdünne Siliziumscheiben, sogenannte Wafer, können mittels Lackieren, Ätzen und Belichten so bearbeitet werden, dass dreidimensionale Strukturen entstehen, durch die Strom geleitet werden kann: Schaltkreise. Wafer sind der Grundbestandteil von Solarzellen und eines der wichtigsten Vorprodukte für die IT-Industrie. Denn wenn man Wafer in kleine Teile zersägt, erhält man Mikrochips, die Minigehirne aller digitalen Geräte. Weil diese Chips in erster Linie aus Silizium bestehen, werden sie oft genauso genannt wie ihr Ausgangsmaterial: Halbleiter.

Polysilizium-Hersteller für den Photovoltaik-Bereich wie GCL-Poly, Daqo oder Wacker Chemie analysiert ECOreporter regelmäßig unter anderem in seinen Solaraktien-Überblicken.

USA

Intel war jahrzehntelang der größte Chip-Konzern der Welt und dominiert auch heute noch gemeinsam mit dem südkoreanischen Mischkonzern Samsung Electronics den globalen Markt. Das US-Unternehmen, 1968 gegründet, gehört zu den Grundpfeilern des Silicon Valley und baute 1971 den weltweit ersten Mikroprozessor. Aktuell hat Intel einen Weltmarktanteil von etwa 15 Prozent, in einigen Chip-Segmenten sind es sogar 60 Prozent und mehr. Die Vormachtstellung bröckelt aber, weil andere Chip-Entwickler wie AMD technisch aufgeholt haben. 2020 verlor Intel seine Großkunden Apple und Microsoft, 2021 die Google-Mutter Alphabet. Zudem musste der Konzern die Einführung neuer Chips mit einer Strukturbreite von sieben Nanometern mehrfach verschieben. Je geringer die Strukturbreite, desto mehr Chips passen auf eine Wafer-Scheibe, und die einzelnen Chips verbrauchen weniger Strom (ein Nanometer ist übrigens 70.000-mal so dünn wie ein menschliches Haar).


Intel-Chef Pat Gelsinger will künftig mehr Mikrochips für andere Anbieter produzieren. / Foto: Intel

Seit 2022 laufen die Geschäfte bei Intel schlecht, die Dividende wurde um zwei Drittel gekürzt. Auch im ersten Quartal 2023 zeichnete sich keine Trendwende ab, der Konzern verbuchte bei einem um 36 Prozent eingebrochenen Umsatz von 11,7 Milliarden Dollar den höchsten Quartalsverlust seiner Geschichte: 2,8 Milliarden Dollar. Intel leidet wie kein anderes Chip-Unternehmen unter der derzeit sehr geringen Nachfrage nach PC-Chips und Halbleitern für Rechenzentren. Viele Kunden haben während der Pandemie hohe Lagerbestände aufgebaut.

Konzernboss Pat Gelsinger will nun verstärkt auf die Chip-Fertigung für andere Unternehmen setzen. Hierfür kooperiert Intel unter anderem mit dem weltweit wichtigsten Chip-Designer Arm. Halbleiter mit Architekturen von Arm stecken in fast allen Smartphones und Tablets und kommen auch immer häufiger in Computern, Autos und Rechenzentren zum Einsatz.

Im Unterschied zu vielen Konkurrenten verfügt Intel über eigene Fertigungsanlagen. Das könnte sich in Zeiten knapper Kapazitäten und zunehmender Handelsbeschränkungen zwischen den USA und China als strategischer Vorteil erweisen. Allerdings kosten die neuen Werke, die Intel unter anderem in Magdeburg plant, erst einmal viele Milliarden Dollar und drücken den Konzern in die roten Zahlen.

ECOreporter traut es Intel zu, wettbewerbsfähig zu bleiben und mittelfristig wieder solide Gewinne zu erzielen. Die ECOreporter-Favoriten-Aktie hat seit Frühjahr 2021 kräftig Federn gelassen, auf Jahressicht notiert sie 34 Prozent im Minus. Wer einsteigt, wird möglicherweise einen langen Atem brauchen, könnte aber von der vergleichsweise niedrigen Bewertung der Aktie profitieren: Das erwartete Kurs-Umsatz-Verhältnis für 2023 liegt derzeit bei unter 3. Hinzu kommt eine erwartete Dividendenrendite von 3,2 Prozent – in der IT-Branche ein hoher Wert.

Für Intel spricht auch die politische Rückendeckung durch die US-Regierung. Diese sieht den Konzern als wichtigen Schlüssel für eine höhere Unabhängigkeit von der Chipfertigung in Asien.

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