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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF
„Viele Unternehmen der Emerging Markets erkennen die wachsende Bedeutung nachhaltiger Faktoren.“ – ECOreporter.de-Interview mit Gerhard Wagner, Swisscanto
ECOreporter.de: Herr Wagner, ob Boom oder Finanzkrise, eins bleibt beständig auf dieser Welt: Das Wachstum der Metropolen in den Schwellenländern. Um das Jahr 1900 gab es auf dem Erdball erst 13 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern, heute sollen es schon 275 sein. Bringt dieser Trend nicht viel Gutes mit sich - beispielsweise die Möglichkeit, vielen Millionen Kindern die Möglichkeit zu geben, eine Schule zu besuchen?
Gerhard Wagner: Grundsätzlich bietet die Urbanisierung große Chancen zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen. Die Konzentration der Bevölkerung in den Städten ermöglicht eine effiziente Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen mit vergleichsweise geringen Pro-Kopf-Kosten: So zum Beispiel bei der Versorgung von Trinkwasser, bei der Abfallentsorgung oder bei der Bereitstellung von Krankenhäusern und Schulen.
In den Städten konzentrieren sich Personal und Kapital - zwei entscheidende Grundvoraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum. Somit ist es auch verständlich, dass beispielsweise in Bangkok 40 Prozent des landesweiten Bruttosozialprodukts erwirtschaftet werden, obwohl dort nur rund zehn Prozent der thailändischen Bevölkerung wohnen. Allerdings hat die hohe wirtschaftliche Produktivität in den Megastädten nicht dazu geführt, die Armut zu verringern. Der Kontrast zwischen Arm und Reich ist in den Großstädten der Schwellenländer besonders augenfällig.
ECOreporter.de: Wie sehen Sie die Tatsache, dass die Metropolen in den Schwellenländern in der Regel noch wesentlich dichter besiedelt sind als unsere Städte in Europa, die teilweise zumindest recht großzügig und grün wirken?
Wagner: Die Tatsache der ungleich dichteren Besiedelung der Metropolen in den Schwellenländern gegenüber unseren Städten in Europa führt dazu, dass die europäischen Städte kein Vorbild sein können. Denn es ist offensichtlich: der Individualverkehr, wie wir ihn auf dem Alten Kontinent haben, kann in den Emerging Markets keine langfristige Option sein.
ECOreporter.de: Dichte Besiedelung bedeutet - könnte man zumindest vermuten - insgesamt weniger Verkehr, da die Wege kurz sind. Oder wie sehen Sie die Verkehrsprobleme in den Metropolen?
Wagner: Die Verkehrsprobleme sind bereits heute meist von einem enormen Ausmaß. Damit diese Verkehrsprobleme in den Metropolen der Schwellenländer gelöst werden, müssen massive Investitionen in den öffentlichen Verkehr erfolgen. Darüber hinaus nimmt die Städteplanung eine sehr wichtige Rolle ein. Eine intelligente Städteplanung ist entscheidend, damit die durchschnittlichen Distanzen zum Arbeitsort der städtischen Bevölkerung möglichst gering sind.
ECOreporter.de: Wie steht es um Leistungen wie Energie- und Wärmelieferungen, Abwasser und Abfallentsorgung?
Wagner: Wie bereits erwähnt, sind die Pro-Kopf-Kosten für Energie- und Wärmelieferungen, Abwasser und Abfallentsorgung in den Großstädten relativ gering. Dennoch wird in die Energie- und Wasserinfrastruktur nur dann investiert, wenn genügend Transparenz und Rechtssicherheit besteht, dass mit dem investierten Kapital langfristig Gewinne gemacht werden können. Wenn die Regierungen der Schwellenländer zuverlässige regulatorische Rahmenbedingungen zum Ausbau der Wasser- und Energieinfrastruktur schaffen, dann wird in den nächsten Jahren sehr viel Geld in diese Sektoren fließen.
ECOreporter.de: Viele Probleme, ein riesiger Bedarf an Lösungen. Welche Unternehmen haben die Chancen erkannt, die sich ihnen hier bieten?
Wagner: Ein Beispiel ist das Unternehmen Manila Water. Seit der Privatisierung vor zwölf Jahren investiert Manila Water in Qualität und in den Ausbau der Wasserinfrastruktur von Ost-Manila. Das Unternehmen hat über die Jahre mehr als 80 Prozent der Wasserrohre ausgetauscht. Der Wasserverlust liegt heute bei 20 Prozent. Vor zwölf Jahren verlor das marode System noch mehr als zwei Drittel des Wassers! Ein bedeutender Fortschritt und der richtige Weg für mehr Effizienz.
ECOreporter.de: Ist das ein nachhaltig operierendes Unternehmen? Können Sie Beispiele nennen?
Wagner: Manila Water ist ein sehr nachhaltiges Unternehmen. Neben der Verbesserung der Infrastruktur hat Manila Water rund 1,5 Millionen Menschen mit geringem Einkommen an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Davor mussten diese Menschen das Wasser in Kanistern zu einem höheren Preis kaufen.
ECOreporter.de: Wie abhängig ist das Geschäft solcher Unternehmen von politischen Einflüssen oder Strömungen?
Wagner: Der Ausbau und die Bewirtschaftung der Energie- und Wasserinfrastruktur sind für jedes Land von strategischer Bedeutung und damit politischen Einflüssen unterworfen. Die Entscheidung, wie viel für Trinkwasser bezahlt werden muss, obliegt nicht dem Anbieter, der im Regelfall das Monopol hat, alleine.

Wagner: Noch hinken - im Durchschnitt betrachtet - die Unternehmen der Schwellenländer in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung den europäischen Ländern deutlich hinterher. Dennoch gibt es positive Ausnahmen, wie das erwähnte Unternehmen Manila Water oder den indischen IT-Dienstleister Infosys. Zudem erkennen auch zahlreiche Unternehmen der Emerging Markets die wachsende Bedeutung nachhaltiger Faktoren und gewichten diese zusehends höher.
ECOreporter.de: In Europa und den USA gewinnt das Thema "green buildings" an Bedeutung. Sind die ökologischen Häuser und Wohnblocks in den Metropolen der Schwellenländer ebenfalls ein Trend? Gibt es in diesem Zusammenhang börsennotierte Unternehmen, die Sie beobachten?
Wagner: Den Regierungen in den Schwellenländern ist sehr wohl bewusst, dass im Gebäudebereich ein enormer Hebel besteht, um Energiekosten und CO2-Emissionen einzusparen. Dennoch ist es aus unserer Sicht verfrüht, hier von einem Trend zu sprechen. Ein gelistetes Unternehmen, das den Großteil seines Umsatzes in diesem Geschäftsfeld in den Schwellenländern erwirtschaftet, ist uns derzeit nicht bekannt.
ECOreporter.de: Herr Wagner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Ausführlich berichteten wir am 18.2. über nachhaltiges Investment in asiatischen Schwellenländern. Per

Bildhinweis: Gebäudeintegrierte Photovoltaik in Korea. / Quelle: Colexon