Anleihen / AIF, Wachhund

Versinkt Windreich im Sumpf von Machtkämpfen?

Ein Streit hinter den Kulissen der insolventen Windreich GmbH hat neues Feuer bekommen. Einmal mehr gibt es auch staatsanwaltliche Ermittlungen.

Die Windreich GmbH und ihr Gründer und Geschäftsführer Willi Balz kommen nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Zwei Jahre nachdem der erste Versuch von Willi Balz scheiterte, ein Insolvenzverfahren in Eigenregie für Windreich in die Wege zu leiten, ist eine Auseinandersetzung um die Begleitumstände in dieser Zeit neu entbrannt. Balz hat sich mit ehemaligen Geschäftspartnern und Rechtsberatern überworfen. Gegenüber den Gläubigern und Medien erhob Balz derzeitiger Rechtsbeistand Dr. Volker Grub schwere Vorwürfe gegen einen ehemaligen Anwalt, der Windreich und Balz selbst vertreten hat, sowie einen ehemaligen Geschäftsführer der Windreich-Gruppe. In aktuellen Berichten des „Handelsblatts“ und der „WirtschaftsWoche“ ist die Rede davon, dass Balz seinen ehemaligen Mitstreitern unter anderem „Parteiverrat“ und „Untreue“ vorwerfe. Der attackierte ehemalige  Anwalt von Windreich soll versucht haben, den Windkraftprojektierer aus Wolfschlungen bei Stuttgart im Zuge der zunächst angestrebten Insolvenz in Eigenregie selbst zu übernehmen, um als Geschäftsführer einer sanierten Nachfolgefirma ein millionenschweres Jahressalär zu erhalten. Die Medienberichte zitieren dazu aus Briefwechseln und Email-Korrespondenzen der in den Streit involvierten Parteien.

Die Kanzlei, bei der besagter Jurist als Partner tätig ist, erklärte dazu, die Vorwürfe entbehrten „nach derzeitigem Kenntnisstand jeglicher Grundlage“   Die Gegenseite leitete den Berichten zufolge ihrerseits rechtliche Schritte ein. Weil es in diesem Zusammenhang zu einer Anzeige gegen den aktuellen Anwalt von Willi Balz - den Insolvenzrechtler Dr. Volker Grub - gekommen sein soll, ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Das bestätigt unter anderem die Beraterfirma Münchner One Square Advisory Services, die in dem Insolvenzverfahren nach eigenen Angaben Gläubiger vertritt. Gegenüber dem Gläubigerausschuss hätten die beiden zerstrittenen Parteien die Vorwürfe zurückgewiesen, teilt One Square Advisory Services mit. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen werde die Beraterfirma keine weiteren Stellungnahmen zur Gemengelage abgeben, hieß es.

Die Lage im Insolvenzverfahren gegen die Windreich GmbH stellt sich damit komplexer und undurchsichtiger dar, als bisher bekannt war. Bisher war das Verfahren maßgeblich vom Konflikt zwischen Windreich-Gründer Balz und dem Insolvenzverwalter Holger Blümle begleitet. Während Balz in offenen Briefen an die Anleihegläubiger der Windreich GmbH nach wie vor davon ausgeht, eine Insolvenzquote von 100 Prozent erreichen zu  können, hat der Insolvenzverwalter auch gegenüber ECOreporter.de nie einen Hehl daraus gemacht, dass er diese Einschätzung nicht teilt. Noch im April 2015 hatte Balz aktueller Rechtsbeistand Dr. Volker Grub von der Kanzlei Grub Brugger & Partner offen bekundet, sein Mandat sei unzufrieden mit dem Verfahren und wolle zurück zu einer Insolvenz in Eigenregie (mehr lesen Sie  hier).
Ohnedies steht Windreich-Gründer Willi Balz weiterhin von mehreren Seiten unter Druck. Zum einen steckt Balz auch in einem Insolvenzverfahren über sein Privatvermögen ( mehr lesen Sie  hier). Zum anderen sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation und Insolvenzverschleppung (wir  berichteten) sind nach wie vor nicht abgeschlossen.

Von der Pleite der Windreich GmbH sind zahlreiche Privatanleger betroffen. Das Unternehmen hatte mehrere Anleihen auf den Markt gebracht, die das Projektgeschäft mit Nordsee-Windparks finanzieren sollten. Allein diesen Gkäubigern schuldet Windreich einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Zudem zählt die Bank J. Safra Sarasin zu den großen Gläubigern auf Bankenseite.

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