Finanzdienstleister

versiko-Vorstand Alfred Platow zum Hintergrund der Filial-Schließungen

Zehn Jahre nach seinem Börsengang strebt der auf  nachhaltige Geldanlage spezialisierte Vermögensberater und Finanzdienstleister versiko AG aus Hilden eine Umstrukturierung an. Das hat Unternehmensgründer und Vorstand Alfred Platow gegenüber ECOreporter.de erklärt. Dies sei ein wesentlicher Grund für die vor kurzem veröffentlichte Absicht, das Filialgeschäft aufzugeben (wir Opens external link in new windowberichteten). Vor rund zehn Jahren habe man begonnen, ein Filialnetz aufzubauen, um der Vermittlung nachhaltiger Investments Schwung zu verleihen, so Platow. Nach schwierigen Anfangsjahren sei es zwar zunehmend gelungen, das Filialmodell wirtschaftlich zu betreiben. Seit 2007 habe es aber eine wirtschaftliche Stagnation gegeben. Die Entwicklung gipfelte in einem schwachen Halbjahresergebnis 2009 mit einer gegenüber dem Vorjahr um rund 38 Prozent eingebrochenen Gesamtleistung von  4,7 Millionen Euro.

Dieser Einbruch sei zwar vor allem eine Folge der Finanzkrise, betonte Platow im Gespräch mit ECOreporter.de. Er sei nicht der Grund, sondern der Anlass für die Vorstände gewesen, sich grundlegende Gedanken zu machen. Dabei sei man zu der Erkenntnis gelangt, „dass so ein Vertriebssystem auf Entfernung eine Aufwand an Betreuung und Einflussnahme erfordert, den wir nicht wollen“, so Platow. Zudem habe man es zunehmend als Widerspruch zur Unternehmensphilosophie empfunden, den Vertrieb provisionsabhängig zu strukturieren. Es sollen wieder ausschließlich Angestellte die Kunden beraten statt provisionsabhängige Vermittler. Daher werde man sich zum Jahresende „aus der Fläche zurückziehen“ und wieder zentral von Hilden aus die Kunden betreuen.


Die versiko AG betreut nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 50.000 Privatkunden. Das Filialnetz umfasst zehn Standorte, unter anderem in Berlin, Hamburg, München und Freiburg. Mit drei Filialen liegt ein Schwerpunkt auf dem Rheinland. ECOreporter.de wollte von Platow wissen, was aus den Menschen wird, die in den Filialen arbeiten, die nun binnen weniger Monate aufgelöst werden sollen. Platow erklärte, man werde in allen Filialen Einzelgespräche führen, „um zu sehen, wer bei uns bleiben kann und will“. Selbstverständlich komme versiko zudem "für alle im Handelsvertretervertrag vereinbarten Verpflichtungen auf".

Auf Nachfrage von ECOreporter.de wurde von einzelnen Filialen bestätigt, dass Gespräche verabredet wurden. Es war jedoch niemand bereit, die Entscheidung von versiko, das Filialnetz aufzugeben, zu kommentieren. „Nicht bevor die Gespräche stattgefunden haben“, erklärte einer der von uns Befragten.

ECOreporter.de konfrontierte Platow auch mit Gerüchten, wonach er und Klaus Odenthal, ebenfalls Unternehmensgründer und Vorstand der versiko, ihre Anteile verkaufen wollen und es die eigentliche Intention der Strategieänderung sei, die Chancen dafür zu verbessern. Dies wies Platow weit von sich, das Gegenteil sei wahr. „Wir halten derzeit 52 Prozent, weitere 23 Prozent der Aktien sind im Besitz von Mitarbeitern“, erläuterte der Vorstand. „Wir bemühen uns gegenwärtig sogar, einige dieser Mitarbeiter-Aktien zu übernehmen“. Und es sei zudem nicht klar, was aus der Beteiligung der insolventen Fortis werde, der die übrigen 25 Prozent gehören. Die versiko wehre sich gegen die angestrebte Übernahme der Beteiligung durch die französische BNP Paribas. Die sei unter anderen ein Finanzierer von Nuklearprojekten und passe daher überhaupt nicht zur Unternehmensphilosophie von versiko. Überdies habe er ebenso wenig wie Klaus Odenthal vor, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. „Wir sind erst 63 bzw. 59 Jahre alt und haben noch viel vor“, so Platow.

versiko AG: ISIN DE0005408686 / WKN 540868

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