Erneuerbare Energie

Verliert Europa beim Ausbau Erneuerbarer Energien den Anschluss? - Studie sieht enormes Wachstumspotential



Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der US-amerikanischen The Pew Charitable Trusts. Die Nicht-Regierungsorganisation aus Philadelphia veröffentlicht seit vielen Jahren unabhängige Studien zu gesellschaftspolitischen Themen. Für ihre aktuelle Studie zum weltweiten Ausbau der alternativen Energien hat sie mit Bloomberg New Energy Finance kooperiert.

„Länder, die private Investitionen maximieren, Arbeitsbeschaffung beflügeln, Herstellung stärken und Exportmöglichkeiten ergreifen wollen, sollten ihre Richtlinien für saubere Energie stärken", fasst Phyllis Cuttino, Direktorin des Pew Climate and Energy Programms, die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Dank starker Richtlinien für saubere Energie sei Asien 2010 zur Hauptregion für Finanzierung von sauberer Energie geworden - mit China und Indien in führender Position. Bis 2020 würden China, Indien, Japan und Südkorea einen circa 40-prozentigen Anteil an den weltweiten Projektinvestitionen für saubere Energie erreichen.

"Starke und konsistente Richtlinien in Asien haben dabei geholfen, private Investitionen in diesen Sektor in den letzten zwei Jahren zu verdoppeln. Asien ist nun die führende Region in Hinblick auf Investitionen für saubere Energie und seine Führung wird sich in der nahen Zukunft weiter ausweiten, wenn Europa und die USA nicht ihre Unterstützung des Sektors ändern", ergänzt Michael Liebreich, CEO von Bloomberg New Energy Finance.

Der vorgelegte Report stellt fest, dass Europa aufgrund starken Richtlinien und Ziele ein früher Anführer der weltweiten Wirtschaft sauberer Energie war. Wenn die europäischen Regierungen hier bald nachlegen, würden sie im nächsten Jahrzehnt massive private Investitionen in Projekte für saubere Energie anstoßen. Sie könnten sich auf 705 Milliarden Dollar summieren. Der Bericht modellierte drei Richtlinien-Szenarios, um zukünftiges Wachstum bis 2020 zu bestimmen: Normaler Geschäftsbetrieb: keine Änderung derzeitiger Richtlinien; Kopenhagen: in diesem Szenario werden Richtlinien eingeführt, um die 2009 in Kopenhagen zugesagten Klimaschutzziele umzusetzen; und Erhöhte saubere Energie: maximierte Richtlinien, die entworfen wurden, um erhöhte Investitionen und Kapazitätserweiterungen zu stimulieren.

Der von The Pew Charitable Trusts veröffentlichte Bericht stellt fest, dass der Sektor für saubere Energie für alle G-20-Staaten eine große wirtschaftliche Chance darstellt. Im Falle des Szenarios Normaler Geschäftsbetrieb würde der Sektor bis 2020 private Investitionen um Umfang von 1,7 Billionen Dollar anziehen.  Im Szenario Kopenhagen steige diese Menge auf 1,8 Billionen Dollar bis 2020. Bei dem Szenario Erhöhte saubere Energie kämen 2,3 Billionen Dollar an Investitionen für Projekte für saubere Energie hinzu, was etwa dem gesamten Bruttoinlandproduktes von Großbritannien entspräche.

Verglichen mit dem normalen Geschäftsbetrieb könnten G-20 Mitglieder durch verbesserte Richtlinien somit während des nächsten Jahrzehnts weitere 546 Milliarden Dollar an Projektinvestitionen für saubere Energie anziehen. Während derselben Zeitspanne würden zusätzliche Kapazitäten erneuerbarer Energie in den G-20 insgesamt 1.180 Gigawatt erreichen. Das wäre fest eine Vervierfachung der heute existierenden regenerativen Energiekapazität.

In allen drei Szenarien würde China zwar seine weltweite Führungsposition behalten und über das nächste Jahrzehnt kumulierte Anlageinvestitionen für saubere Energie von 620 Milliarden Dollar anziehen können. Dank seiner Richtlinien für saubere Energie klettert Indien bis 2020 in allen Szenarios auf den dritten Platz, nachdem es in 2009 auf Platz 10 lag. Indien könnte unter dem erhöhten Szenario einen 763-prozentigen Anstieg der Investitionen verwirklichen, den größten aller G-20 Mitglieder.

Bildhinweis: In China boomt die Photovoltaik-Branche: Ein Mitglied der chinesischen Regierung bei der Präsentation von Solarmodulen. / Quelle: Suntech


Die Vereinigten Staaten zählt die Studie zu den Ländern, die durch verbesserten Richtlinen für den Ausbau der alternativen Energien am meisten zu gewinnen haben. Sie könnten demnach in den nächsten zehn Jahren unter dem erhöhten Szenario für saubere Energie 342 Milliarden Dollar an Projektinvestitionen für saubere Energie anziehen. Dies würde zusätzlich 97 Milliarden Dollar bedeuten, verglichen mit den Investitionen, die bei normalem Geschäftsbetrieb angezogen würden, und damit eine Steigerung der Investitionen um 40 Prozent. Nur Indien und Großbritannien haben laut der Untersuchung das Potential, Investitionen stärker zu steigern.

In allen drei Szenarien würde neben Großbritannien auch Deutschland weltweit zu den führenden fünf Nationen bei der Umsetzung von alternativen Energieprojekten zählen. Jedoch würde sich in der Bundesrepublik die Menge des eingesetzten privaten Kapitals in den kommenden zehn Jahren in zweien der drei Szenarien insgesamt verringern. Nur durch maximierte Richtlinien könnte dies verhindert und ein Zuwachs der privaten Investitionen in alternative Energien angestoßen werden.

Der Report beziffert auch die Auswirkungen der Szenarien für einzelne Sektoren im Bereich der Erneuerbaren Energien. Demnach wird das meiste Kapital in den kommenden zehn Jahren in jedem Fall in die Windkraft fließen und sich das Investitionsvolumen um bis zu 220 Prozent erhöhen. Vor allem in China, dem schon heute weltweit führenden Windmarkt, werde dieser Sektor weiter stark ausgebaut. Für die Photovoltaik ist laut dem Bericht ein Anstieg der Investitionen bis 2020 um rund 50 Prozent möglich. Deutlich stärker werde das Wachstum der Investitionen in anderen Bereichen wie Biomasse oder Geothermie ausfallen.

Insgesamt würden die G-20 auch nur durch die Umsetzung des ehrgeizigsten Szenarios die Erderwärmung wirksam bremsen können, stellt der Bericht ferner fest. Diese Länder steuerten schließlich den Löwenanteil zur Menge der weltweit emittierten Treibhausgase bei. Nur bei einer Maximierung der Richtlinien für den Ausbau der regenerativen Energien werde es gelingen, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Laut dem Weltklimarat darf diese Marke nicht überschritten werden, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch abzuwenden.
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x