Wer gewinnt den Kampf? Wir lassen hier nachhaltige ETFs gegen nachhaltige Aktienfonds antreten. / Foto: Pixabay

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Vergleich: ETFs gegen grüne Aktienfonds

ETFs sind in der Regel bei den Jahresgebühren günstiger als von einem Fondsmanager verwaltete Aktienfonds. Ist das ein Grund, bei nachhaltigen Produkten lieber zu ETFs zu greifen als zu Aktienfonds? Oder gibt es andere, stärkere Argumente? ECOreporter vergleicht fünf ETFs mit fünf Aktienfonds.

ETFs, Exchange-traded funds, sind in vielen Medien derzeit im Trend. Sie bilden die Wertentwicklung eines Börsenindex ab, zum Beispiel den deutschen Leitindex Dax: Steigt dieser um 3 Prozent, sollte auch ein ETF auf den Dax 3 Prozent zulegen. Denn im ETF sollten anteilig die im Index enthaltenen Wertpapiere stecken. Im Falle des Dax wären das die Aktien aller aktuellen Dax-Konzerne.

Wer einen Index nachbaut, der benötigt weder Fondsmanager noch Analyse-Team, das über die Aktienauswahl nachdenkt. Nachhaltige Aktienfonds dagegen brauchen genau das – vor allem auch aufwendige Nachhaltigkeitsanalysen.

Das wirkt sich auf die Kosten aus. Unser Vergleich von jeweils fünf Produkten aus beiden Kategorien zeigt: Bei den nachhaltigen ETFs liegen die Jahresgebühren unter 0,6 Prozent pro Jahr, bei den getesteten Aktienfonds betragen sie 1,28 Prozent und mehr.

Kostenwertung:

ETF – Aktienfonds   1:0

WER IST NACHHALTIGER?

Nachhaltige ETFs bilden nachhaltige Aktienindizes ab. Dafür nutzen die Anbieter zwei verschiedene Verfahren: Die einen bauen den Index nach und kaufen alle enthaltenen Aktien. Das läuft unter dem Fachbegriff "physische (auch: direkte) Replikation".

Immerhin ist dann drin, was draufsteht. Manche Anbieter setzen aber auf die "synthetische Replikation". Sie bilden dann einen Index nach, den sie auch nennen – aber darin muss keine einzige Aktie enthalten sein, die im Index ist. Der ETF muss nur die Wertentwicklung des Dax nachbilden.

Unter den fünf ausgewählten ETFs ist einer synthetisch. Also sind nicht zwingend auch nachhaltige Aktien in diesem Indexfonds enthalten.

Vier der ETFs bilden einen MSCI-Index ab. Der MSCI World Socially Responsible Investment (SRI) ist ein Index mit nachhaltigen Aktien. Der US-Finanzdienstleister MSCI wählt sie nach dem Best-in-Class-Ansatz aus.

Es handelt sich also um Aktien von Konzernen, die innerhalb ihrer Branche die besten bzw. die am wenigsten schlechten Nachhaltigkeitsleistungen zeigen. Im Index vertreten ist deshalb auch der französische Ölkonzern Total, obgleich Erdöl alles andere als ökologisch ist. Die Nachhaltigkeit überprüft MSCI ESG Research, eine Tochter des Indexanbieters.

Aus dem herkömmlichen Aktienindex von MSCI filtert sie die 25 Prozent mit den besten Nachhaltigkeitsleistungen in ihrer Branche heraus. Zudem greifen einige Ausschlusskriterien wie Gentechnik, Kernenergie, Pornographie, Glücksspiel und Rüstung. Wobei es wiederum toleriert wird, wenn ein Konzern in diesen Bereichen weniger als 5 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet.

Wird die Welt durch ein solches Investment gesünder oder friedlicher? Die Chance ist verschwindend gering – auch weil die ETF-Anbieter kein sogenanntes aktives Engagement betreiben. Das heißt, sie setzen beispielsweise keine Stimmrechte ein, um auf Hauptversammlungen mitzuentscheiden.

Im Gegensatz zu vielen der von ECOreporter getesteten nachhaltigen Aktienfonds: Die Fondsgesellschaft Erste Asset Management (AM) aus Österreich stimmt nicht nur ab, sie nimmt auch direkt Kontakt zu Unternehmen auf. "Engagement ist für uns ein Werkzeug, mit dem wir Unternehmen Risiken aufzeigen und Missstände bei der Nachhaltigkeit aus dem Weg räumen können. Letztlich geht es uns darum, durch Engagement Wirkung zu erzielen", sagt Senior ESG-Analyst Dominik Benedikt von Erste AM.

Nachhaltigkeit:

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Die Fondsgesellschaft veröffentlicht auch, wenn sie eine Aktie verkaufen muss – weil das Unternehmen beispielsweise Tierversuche durchführt oder Geschäfte mit Atomenergie, Rüstung oder Tabak macht. Auch die GLS Bank betreibt für ihren Aktienfonds Engagement. Sie wendet sich beispielsweise direkt an Unternehmen und kritisiert bestimmte umweltschädliche Vorgehensweisen.

Wie sicher sind ETFs und Aktienfonds?

ETFs sind immer Sondervermögen, genauso wie die "normalen" Aktienfonds: Das Sondervermögen ist das Anlagekapital der Fondsanleger, das vom Vermögen der Investmentgesellschaft getrennt ist. Im Fall einer Insolvenz des Anbieters bleibt es also unangetastet.

Trotzdem gibt es bei den ETFs noch andere Risiken, vor allem bei den sogenannten synthetischen Swap-ETFs. Ein Swap ist ein Tauschgeschäft.

Dabei schließt der ETF einen Vertrag mit einem Finanzinstitut ab, das sich dazu verpflichtet, dem ETF im Tausch gegen eine Gebühr die Indexrendite zu "liefern". Hier ergibt sich ein Kontrahentenrisiko, das bedeutet: Swap-Partner des ETF können pleitegehen.

Aber auch ETFs, die komplett "physisch" abbilden, können Ausfallrisiken in sich bergen – insbesondere, wenn sie Leihgeschäfte tätigen. Oft sucht sich die Fondsgesellschaft einen Partner, der die Wertpapiere aus dem ETF für kurze Zeit ausleihen möchte.

Wenn die vereinbarte Laufzeit zu Ende ist, erhält der Verleiher die Wertpapiere zurück und zusätzlich eine zuvor ausgehandelte Leihgebühr. Die meisten ETFs nutzen die Wertpapierleihe, um Extra-Erträge zu erzielen. Die Leihgeschäfte sind mit Staatsanleihen besichert. Jedoch könnten auch die platzen oder an Wert verlieren.

Sicherheit:

ETF – Aktienfonds   0:1

Bei der Wertentwicklung auf Sicht eines Jahres liegen die ETFs im Schnitt leicht vor den Fonds. Allerdings sind die Fonds danach ausgewählt, welche die geringste Jahresgebühr aufweisen. Es gibt nachhaltige Fonds, die eine bessere Rendite zeigen, trotz höherer Gebühr. Wichtig dabei: Die Gebühr ist immer schon in der angegeben Wertentwicklung eingerechnet!

Rendite:

ETF – Aktienfonds   1:1

Fazit: Die ausgewählten nachhaltigen ETFs unterliegen den nachhaltigen Fonds mit 2:3. ETFs sind kostengünstiger, aber in der Wertentwicklung deshalb den Fonds nicht weit voraus. Und die Sicherheit bei Fonds erscheint weniger gefährdet.

Was nachhaltige Wirkung angeht, sind gute nachhaltige Fonds den ETFs uneinholbar voraus. Sie können etwas bewirken in der Welt außerhalb der Finanzmärkte, im echten Leben sozusagen – und darauf kommt es vielen nachhaltig orientierten Anlegern an.

ETF-Anbieter werben vor allem mit den niedrigen Kosten. Doch günstig heißt natürlich nicht, dass die Produkte auch risikolos und nachhaltig sind. Synthetische ETFs sind oft weniger transparent und haben eine geringere sozial-ökologische Wirkung als aktiv gemanagte Aktienfonds.

Die meisten nachhaltigen physischen ETFs basieren auf Varianten des MSCI-Index mit dem wenig strengen Best-in-Class-Ansatz. Bei ETFs findet außerdem – anders als bei so manchen grünen Aktienfonds – kein aktives Engagement für mehr Nachhaltigkeit statt. Wer möchte, dass sein Geld die Welt besser macht, wird sein Ziel eher mit einem Aktienfonds erreichen.

Gesamtbewertung:

ETF – Aktienfonds   2:3

Die Tabelle enthält nachhaltige ETFs, die leicht handelbar sind. ETFs auf Titel außerhalb der Eurozone sind immer einem Währungsrisiko ausgesetzt. Die Performancedaten stammen von finanzen.net, Stand: 27.7.2018.

Die Tabelle enthält die fünf gebühren-günstigsten Aktienfonds aus den ECOreporter-ECOfondstest. Die Performancedaten stammen von finanzen.net, Stand: 27.7.2018.

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