Führt die Fondsgesellschaft Commerz Real Verbraucher „mit fragwürdigen Nachhaltigkeitsversprechen“ in die Irre? / Foto: Pixabay

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Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verklagt Klimafonds-Anbieter

Im Streit um umstrittene Werbeaussagen für klimaschonende Geldanlagen hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Klage gegen die Fondsgesellschaft Commerz Real vor dem Landgericht Stuttgart eingereicht. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die Gesellschaft, Teil der Commerzbank-Gruppe, führe Kundinnen und Kunden bei ihrem 500 Millionen Euro schweren Fonds klimaVest „mit fragwürdigen Nachhaltigkeitsversprechen“ in die Irre, so die Verbraucherzentrale. Commerz Real weist die Vorwürfe zurück.

Laut Mitteilung der Verbraucherzentrale bewirbt der Anbieter die Geldanlage mit einem CO2-Rechner, mit dem Interessentinnen und Interessenten anhand bestimmter Kategorien ihren angeblichen CO2-Fußabdruck berechnen können. In einem zweiten Schritt biete der Rechner die Möglichkeit zu ermitteln, mit welchem Anlagebetrag sie ihren CO2-Ausstoß angeblich ausgleichen könnten. Für den Fonds gilt eine Mindestanlagesumme von 10.000 Euro.

Commerz Real will gerichtliche Klärung

Den Verbraucherschützern zufolge suggeriert dies auf irreführende Weise „ganz konkrete Auswirkungen“ der Anlageentscheidung auf den eigenen CO2-Fußabdruck. Tatsächlich seien die Abfragekriterien des CO2-Rechners nicht geeignet, einen exakten CO2-Wert zu berechnen. Commerz Real relativiere im Prospekt sogar, dass sie nicht garantieren könne, dass die Anlageziele erreicht würden, sagte Finanzexperte Niels Nauhauser.

Einen CO2-Ausgleichsrechner gebe es in der beanstandeten Form nicht, sagte hingegen ein Sprecher von Commerz Real. Der Fonds wolle seine Anleger über die Vermeidung von Kohlendioxid und den Zusammenhang mit dem persönlichen CO2-Fußabdruck informieren. Die Berechnung des Fußabdrucks sei „eine erste Orientierung und Hilfestellung, um die Thematik greifbarer zu gestalten“.

Dass der CO2-Fußabdruck und die Auswirkung des Investments zueinander in ein Verhältnis gesetzt würden, „können gerade die qualifizierten Anleger des klimaVest richtig einschätzen“. Die Informationen seien zudem transparent und klar sichtbar. Die Fondsgesellschaft gab gegenüber der Verbraucherzentrale keine Unterlassungserklärung ab. Einer gerichtlichen Klärung sehe man zuversichtlich entgegen.

Verbraucherzentrale erhofft sich Signalwirkung

Commerz Real betonte laut "FAZ", das Geld des Fonds solle in Wind- und Solarparks, grüne Mobilität oder Wald- und Forstwirtschaft investiert werden. Der Fonds habe das Ziel, 3,5 Tonnen CO2 pro 10.000 Euro Anlage zu vermeiden. Das tatsächliche Ergebnis könne vom Ziel natürlich abweichen. Es werde explizit darauf hingewiesen, dass es sich um einen Soll-Wert handele.

Die Verbraucherzentrale hingegen hofft auf eine Entscheidung, die branchenweit Wirkung entfalten könnte. In ähnlichen Fällen hatten bereits die Deka Bank und der Smartphone-Banking-Anbieter Tomorrow Unterlassungserklärungen abgegeben.

ECOreporter hat den „klimaVest ELTIF“ hier analysiert.

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