Die wichtigsten Kundinnen und Kunden von Veganz haben momentan oft nur wenig Geld. Das spiegelt sich auch im Konzernergebnis wider. / Foto: Veganz

  Nachhaltige Aktien

Veganz: Umsatz und Ergebnis brechen ein

Der vegane Lebensmittelanbieter Veganz leidet stark unter dem eingetrübten Konsumklima. Im ersten Halbjahr verdoppelte sich der Verlust des Berliner Konzerns fast zum Vorjahr, und Veganz büßte an Marktpräsenz ein. Wie reagiert die Aktie?

Von Januar bis Juni setzte Veganz 12,6 Millionen Euro um. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 16,9 Millionen Euro. Die Zahl der Geschäfte, in denen das Unternehmen mit seinen Produkten präsent ist, verringerte sich von 25.200 Ende 2021 auf 22.400. Grund dafür waren vor allem fehlende Aktionsangebote bei Discountern, die für Veganz eigenen Angaben zufolge wegen der aktuell geringen Kaufkraft der Kernzielgruppe (die Generation Z und Millennials) in den letzten Monaten nicht durchführbar waren. Laut Unternehmen ist der Gesamtumsatz des deutschen Lebensmitteleinzelhandels im ersten Halbjahr so stark gesunken wie seit 1994 nicht mehr. 92 Prozent seines Umsatzes erzielt Veganz in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die schwächeren Verkäufe und gestiegene Kosten ließen den Nettoverlust von 4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 7 Millionen Euro ansteigen. Veganz bestätigt seine letzte Woche gesenkte Prognose: Das Management erwartet für das laufende Geschäftsjahr „deutliche“ Umsatzrückgänge. Zuvor war das Unternehmen von einem leichten Umsatzminus ausgegangen. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll weiterhin etwas höher ausfallen als 2021. Damals lag das EBITDA bei minus 9,8 Millionen Euro.

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Um Kosten zu reduzieren, hat Veganz sein externes Vertriebsteam von 50 auf 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkleinert und will bis April 2023 etwa zehn weitere Stellen streichen. Zudem stoppte die Konzernleitung den Bau der geplanten Veganz Food Factory am Standort Werder (Havel). Das Werk soll „unter neuen Rahmenbedingungen“ an einem anderen Standort in Brandenburg entstehen. Vorerst will Veganz weiter in „kleinere, temporäre Produktionsstätten“ investieren.

Außerdem plant das Unternehmen, seine Marketingausgaben deutlich zu reduzieren, und geht daher „nicht mehr von einem allgemeinen, sondern nunmehr von einem zielgruppenspezifischen Ausbau der Markenbekanntheit im Geschäftsjahr 2022 aus“.

Die Veganz-Aktie ist heute mit einem Plus von 1,6 Prozent und einem Preis von 15,95 Euro in den Handel an der Frankfurter Börse gestartet (Stand 29.9.2022, 8:03 Uhr). In den vier Wochen zuvor hatte der Kurs um 13 Prozent nachgegeben, am 22. September erreichte die Aktie ein neues Allzeittief von 14,95 Euro.

Veganz ist seit Anfang November 2021 an der Börse. Nach einem Rekordkurs von mehr als 100 Euro Mitte November ging es für die Aktie stetig bergab. Die bilanzielle Situation des defizitären Unternehmens bleibt angespannt: Einem Anlagevermögen von 13,4 Millionen Euro, das sich überwiegend aus Markenrechten zusammensetzt, standen Ende Juni 2022 Anleiheverbindlichkeiten in Höhe von 10 Millionen Euro gegenüber. ECOreporter rät weiterhin vom Kauf der Aktie ab.

Die mit 7,5 Prozent verzinste Veganz-Anleihe notiert im Tradegate-Handel derzeit nur bei 68,50 Prozent (Stand 28.9.2022, Schlusskurs). ECOreporter hatte sich das Anleiheangebot hier näher angesehen.

Lesen Sie auch unser Dossier Vegane Aktien: 15 tierfreie nachhaltige Investments.

Veganz Group AG Aktie: 

Veganz Anleihe 2020/2025: ISIN DE000A254NF5 / WKN A254NF

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