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Vegane Anleihe: Wie riskant ist das Veganz-Angebot mit 7,5 % Zins?
Der Hunger auf vegane Lebensmittel wächst. Das spürt die Veganz Group AG, die nach eigenen Angaben 2019 den Gruppenumsatz um 28 Prozent auf 26,6 Millionen Euro gesteigert hat. Derzeit bietet der Vollsortimenter für vegane Produkte eine Anleihe an.
Diese soll bei einer Laufzeit von fünf Jahren einen Zins von 7,5 Prozent pro Jahr liefern. Allerdings befindet sich das Unternehmen aus Berlin laut Anleiheprospekt vom 20. Dezember 2019 in einer Ertrags- und Finanzkrise. Was ist von dem Angebot zu halten?
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Veganz erwirtschaftet seine Umsätze mit der Entwicklung, Vermarktung und dem Vertrieb pflanzlicher Lebensmittel. Das Produktsortiment umfasst insbesondere Süßwaren und Snacks, Proteine, Trend- und Saisonartikel sowie Kühl- und Tiefkühlwaren. Während der Fokus in der Gründungszeit von Veganz noch auf dem Ausbau der eigenen Supermärkte lag, fokussiert sich das Unternehmen laut Prospekt seit einigen Jahren mehr und mehr auf die Position als Markenartikelanbieter.
Wohin soll das Anleihekapital fließen?
Das Emissionsvolumen der nicht besicherten Schuldverschreibungen (Anleihe) beträgt bis zu 10 Millionen Euro. Die mit der Emission im Zusammenhang stehenden Kosten betragen laut Prospekt 793.600 Euro. Daraus ergibt sich bei einer Vollplatzierung ein Netto-Emissionserlös von rund 9,2 Millionen Euro. Den plant die Emittentin laut Prospekt wie folgt zu verwenden:
- Ablösung von Lieferantenverbindlichkeiten (ca. 2,9 Millionen Euro)
- Verstärkung der Flächenpräsenz durch Außendienstmitarbeiter (ca. 1,5 Millionen Euro)
- Zusätzliche Marketing-Maßnahmen, u.a. TV-Kampagne (ca. 1,7 Millionen Euro)
- Investitionen in Produktentwicklung und -management (ca. 1,25 Millionen Euro)
- Ablösung eines höher verzinsten Bankdarlehens (1,5 Millionen Euro) und Rückzahlung kurzfristiger Gesellschafter-Darlehen (350.000 Euro).
Die Emittentin Veganz Group AG wurde 2019 gegründet. Mittels Verschmelzungsvertrag hat die Veganz GmbH im September 2019 ihr Vermögen auf die Veganz Group AG übertragen.
Zum 30. November 2019 beschäftigte die Emittentin insgesamt 54 festangestellte Mitarbeiter und zehn temporär angestellte Mitarbeiter (u.a. Werkstudenten und Praktikanten). Vor der Trennung vom Filialgeschäft waren es deutlich mehr: 2017 betrug die durchschnittliche Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer bei der Veganz GmbH noch 131,5.
Ertrags- und Finanzkrise
Zum 30. November 2019 weist die Veganz Group AG ein Eigenkapital von ca. 1,68 Millionen Euro und einen Jahresfehlbetrag von rund 2,8 Millionen Euro aus. Vor der Verschmelzung auf die Veganz Group AG befand sich die Veganz GmbH in einer Ertrags- und Liquiditätskrise. Zum 31. Dezember 2018 wies die Veganz GmbH einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von rund 5,4 Millionen Euro aus, der zum 30. September 2019 nochmals auf rund 7,3 Millionen Euro anstieg.
Im Rahmen der Verschmelzung nutzte die Veganz Group AG laut Prospekt die Möglichkeit nach § 24 Umwandlungsgesetz (UmwG), die von der Veganz GmbH übergehenden Aktiva und Passiva zu Zeitwerten in ihrer handelsrechtlichen Bilanz anzusetzen. In diesem Zusammenhang wurde laut Prospekt der Markenwert der Marke "Veganz“, der ausweislich eines Gutachtens mit 14,2 Millionen Euro bewertet wurde, mit dem entsprechenden Zeitwert und darauf entfallenden passiven latenten Steuern in der verschmelzungsrechtlichen Übernahmebilanz der Veganz Group AG angesetzt.
Die Markenrechte wurden in der Veganz Group AG erstmals aktiviert. Das bilanzielle Eigenkapital der Veganz Group AG wies folglich zum Verschmelzungsstichtag 1. April 2019 einen Wert von ca. 4,4 Millionen Euro aus. Die Gesellschaft befindet sich laut Prospekt dennoch in einer Ertrags- und Finanzkrise. Zum 30. November 2019 beliefen sich die Verbindlichkeiten der Veganz Group AG laut Prospekt auf ca. 15,5 Millionen Euro. Davon hatten 11,76 Millionen Euro eine Restlaufzeit bis zu einem Jahr.
Liquiditätssituation angespannt
Wenn die Emittentin weniger als die angestrebten 10 Millionen Euro der Anleihe platziert, kann das laut Prospekt dazu führen, dass der Emittentin entsprechend weniger Liquidität für ihre geschäftlichen Zwecke zur Verfügung steht. Die Liquiditätssituation der Emittentin ist laut Prospekt insgesamt nach wie vor angespannt. Die Verbesserung der operativen Ertragssituation könnte laut Prospekt bei einem Wiedereinsetzen des Umsatzrückgangs nicht nachhaltig sein. Das könnte laut Prospekt zu einer Verschlechterung der Liquiditätssituation und damit zu einer ernsthaften Bestandsgefährdung der Emittentin bis hin zur Insolvenz führen. Dies könnte laut Prospekt den Totalverlust der von Anlegern investierten Gelder zur Folge haben.